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Bachelor, nichts Halbes nichts Ganzes?
 
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Gast58
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Beitrag Gast58 Verfasst am: 30. Mai 2016 22:15    Titel: Bachelor, nichts Halbes nichts Ganzes? Antworten mit Zitat

Hallo Leute,
Ich studiere Physik und bin momentan im 2. Semester. Doch bereits jetzt kommen mir Zweifel an der Studienfachrichtung. Mir kommt es so vor, als ob die Vermittlung des Verständnisses für Physik zweitrangig ist. Viele Gebiete in der E-Lehre und Optik werden nur kurz beleuchtet bzw. man geht kaum in die Tiefe. Auch bei unseren Übungen ist es egal, ob jemand was theoretisch verstanden hat, Hauptsache der berechnete Wert stimmt. Verständnisfragen gibt es nicht. Habt ihr auch ähnliche Erfahrungen gemacht, bzw wird sich das noch ändern?
Ich bin nämlich stark am Überlegen, ob ich wechseln sollte und finde deshalb keine Ruhe mehr.

mfg
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3403

Beitrag ML Verfasst am: 30. Mai 2016 22:46    Titel: Re: Bachelor, nichts Halbes nichts Ganzes? Antworten mit Zitat

Hallo,

Gast58 hat Folgendes geschrieben:
Hallo Leute,
Ich studiere Physik und bin momentan im 2. Semester. Doch bereits jetzt kommen mir Zweifel an der Studienfachrichtung.

hast Du schon einen Termin mit Deinem Studienfachberater vereinbart und entsprechende Fragen formuliert, die Du gerne gemeinsam klären würdest? Vielleicht auch mit Leuten aus dem Fachschaftsrat, die in höheren Semestern studieren.

Zitat:

Mir kommt es so vor, als ob die Vermittlung des Verständnisses für Physik zweitrangig ist. Viele Gebiete in der E-Lehre und Optik werden nur kurz beleuchtet bzw. man geht kaum in die Tiefe.

Das kann durchaus das Ziel der Veranstaltungen sein. Ich habe kein Physik studiert und kenne Deine Uni nicht. Daher kann ich im Detail wenig dazu sagen.

Ein paar Ideen trotzdem:
- Hast Du so große Verständnisprobleme, dass Du die Aufgaben nicht lösen kannst, oder wünschst Du Dir einfach nur mehr?
- Es gibt weiterhin Diplomstudiengänge für Physik (z. B. TU Kaiserslautern). Ob das das Problem löst, wäre aber zu klären. Darüber hinaus hat KL einen ausgesprochen hohen Männeranteil.
- in den Vertiefungsfächern (höhere Semester) wirst Du detaillierter lernen
- Wenn die Bestätigung nicht vom Übungsgruppenleiter kommt (was an sich wünschenswert wäre), suche Dir eine Übungsgruppe mit Gleichgesinnten. Du bist nicht gezwungen, auf Masse zu lernen.
- Mathematik ist auch schön


Viele Grüße
Michael


Zuletzt bearbeitet von ML am 30. Mai 2016 23:01, insgesamt einmal bearbeitet
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18095

Beitrag TomS Verfasst am: 30. Mai 2016 22:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kann die neuen Bachelor-Studiengänge nicht beurteilen. Zu meiner Zeit - würde ich mal behaupte - hat das eigtentliche Physikstudium ca. im vierten Semester begonnen; davor war Mathe und Kinderkram.

Atomphysik hatten wir im dritten Semester, fundierte QM im fünften. D.h. bis dahin haben wir uns mit Physik bis ca. 1900 befasst.

Man kann jetzt evtl. durch geschickte Planung etwas einsparen, aber wenn man das Physikstudium als etwas begreift, das einen zum Physiker macht, dann dauert das eben.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 31. Mai 2016 00:42    Titel: Antworten mit Zitat

Daß die Experimentalphysik-Vorlesungen oberflächlich sind, ist normal. Optik hatten wir übrigens erst im dritten Semester, war aber auch sehr oberflächlich. Ich finde Optik auch nicht so wichtig, daß man dort ein besonders tiefes Verständnis haben müßte. Wer sich dafür interessiert, kann ja Spezialvorlesungen besuchen.
Beispielsweise wurden die Impuls- und Energiegrößen des elektromagnetischen Feldes über Schwingkreise eingeführt. Das kann natürlich nicht das Ziel sein. Eine ordentliche Herleitung geht über das Noether-Theorem. Das kommt aber normalerweise noch in der Theorie (bei uns ist in der theoretischen ED Relativitätstheorie in einer Stunde abgehandelt worden, das Noethertheorem wurde nie erwähnt; das war aber eine Ausnahme, bei dem Prof [Biophysiker] hatten wir einfach einen Griff ins Klo gemacht. Ich hab dann die ganze Elektrodynamik nochmal neu mit Landau/Lifschitz gelernt und dabei vermutlich mehr gelernt als bei jeder noch so guten Vorlesung).
Zum Thema "Hauptsache der berechnete Wert stimmt": In den Experimentalphysikvorlesungen ist man da etwas großzügiger, die sind ja nur jeweils als erste Einführungen in ein Thema gedacht. In den Theorievorlesungen werden schon höhere Anforderungen an Dich gestellt (das hat nichts damit zu tun, ob Experimentalphysik oder theoretische Physik anspruchsvoller ist, denn letzten Endes wirst Du ja in Experimentalphysikvorlesungen nur zu Theorie-light geprüft, Deine experimentellen Fähigkeiten werden in einer super-spaßigen Veranstaltung namens "Praktikum" überprüft). Letzten Endes mußt Du aber selbst bestimmen, welche Argumente Du als richtig akzeptieren kannst und welche nicht, und Deinen eigenen Standards entsprechen. Jeder hält andere Aspekte für wichtig.
willyengland



Anmeldungsdatum: 01.05.2016
Beiträge: 678

Beitrag willyengland Verfasst am: 31. Mai 2016 09:26    Titel: Antworten mit Zitat

Außerdem kommt es doch vor allem darauf an, was man selbst draus macht!
Studium ist nicht Schule.
Du musst selbst, für dich lernen.
Da kannst du so weit in die Tiefe gehen, wie du willst und es deine Zeit erlaubt.

"Daß die Experimentalphysik-Vorlesungen oberflächlich sind" kommt dir vielleicht so vor, aber auch da kann man sich Tausende Fragen stellen.
Gast58
Gast





Beitrag Gast58 Verfasst am: 31. Mai 2016 21:54    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für die sehr ausführlichen Antworten!
Physik ist halt eine schwierige Sache.
Ich habe halt bedenken irgendwo später mal zu landen und den ganzen Tag sinnlose Daten auszuwerten, die zu nichts führen.
Oft ist es auch demütigend zu hören, dass Physiker schlechter entlohnt werden als bspw. Ingenieure (wenn der Physiker nicht grad selber als einer arbeitet). Nun bin ich aber grad mal im 2. Semester und kenne die meisten Dinge nur vom Hörensagen.
Klar kommt es darauf an, was man selber daraus macht, so wie es willyengland bereits gesagt hat. Jedoch beschwere ich mich nicht über die Masse an Lernstoff, vielmehr ist es die Klasse die fehlt, der Feinschliff zum Verständnis und als Studienanfänger kann man es sich kaum erlauben weiter zu gehen als das Programm vorsieht. Ich hätte lieber Optik, Thermodynamik, Mechanik und Elektrodynamik jeweils in einem Semester und dafür würde ich auch ein Jahr länger studieren. Aber wer wird schon auf einen naiven Studenten im 2. Semester hören?
Ich hoffe mal, dass die Anfangszeit im Grundstudium die schwerste ist. Das beziehe ich jetzt nicht auf die Notenverteilung, sondern auf allgemeine Interessensaspekte. Die nächsten Tage werde ich mich mit dem Thema des Masters befassen und mit dem Physiker in der Wirtschaft, um tiefere Einblicke in die Arbeitswelt zu gewinnen.

Ich hoffe, ich habe nicht zu viel wirres Zeug geschrieben.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8583

Beitrag jh8979 Verfasst am: 31. Mai 2016 22:13    Titel: Antworten mit Zitat

Gast58 hat Folgendes geschrieben:

Ich habe halt bedenken irgendwo später mal zu landen und den ganzen Tag sinnlose Daten auszuwerten, die zu nichts führen.

Was Du später mal machst, ist ja Deine Sache. Du wirst im Laufe des Master merken, was Dich interessiert und was nicht so.
Zitat:

Oft ist es auch demütigend zu hören, dass Physiker schlechter entlohnt werden als bspw. Ingenieure (wenn der Physiker nicht grad selber als einer arbeitet).

Das mag sein. Um reich zu werden solltest Du allerdings auch kein Physikstudium wählen Augenzwinkern Ich kann Dich aber beruhigen, dass alle Physiker, die ich so kenne, nicht am Hungertuch nagen müssen.
Zitat:

...vielmehr ist es die Klasse die fehlt, der Feinschliff zum Verständnis und als Studienanfänger kann man es sich kaum erlauben weiter zu gehen als das Programm vorsieht. Ich hätte lieber Optik, Thermodynamik, Mechanik und Elektrodynamik jeweils in einem Semester und dafür würde ich auch ein Jahr länger studieren. Aber wer wird schon auf einen naiven Studenten im 2. Semester hören?

Die Zeit ist, wie Du hier selber bemerkst, halt nur begrenzt, also mach das beste draus. Da kann man es sich nicht leisten ein Semester lang in einer Vorlesung nur mit der Newtonschen Mechanik des schiefen Wurfes zu verbringen (mal davon abgesehen dass das glaub ich auch keiner will). Aber wie hier schon erwähnt wurde, sollte das ja nicht Dich davon abhalten zumindest ab und zu selber etwas weiter zu lesen und Dich tiefer mit dem Fach zu beschäftigen, im Gegenteil(*).

Falls es Dich beruhigt: Alle Verantwortlichen haben Physik studiert und haben sich bei der Gliederung des Studiums schon was gedacht. Es hat schon seinen Grund, dass das Curriculum an so ziemlich allen Physikfakultäten fast gleich ist (nicht nur in Deutschland, sondern auch international). Es macht z.B. nun einmal keinen Sinn im ersten Jahr theoretische Physik zu lehren, da mehr als 95% der Studenten schlicht das nötige mathematische Handwerkszeug fehlt. Das kommt dann später und da wird Dir die Mechanik, die EDynamik, die Thermodynamik, etc wieder begegnen.
Zitat:

Ich hoffe mal, dass die Anfangszeit im Grundstudium die schwerste ist. Das beziehe ich jetzt nicht auf die Notenverteilung, sondern auf allgemeine Interessensaspekte.

Sieh die ersten 2-3 Semester als notwendige (und manchmal etwas langweilige und oberflächliche) Grundlage für später an und sorg dafür, dass Du jetzt Deine Mathematik- und Rechen-Kenntnisse aufpolierst, das wird Dir das ganze restlichen Studium helfen.

(*)Hierzu eine kleine persönliche Anekdote: Ich weiss noch, dass ich in den ersten Semestern sehr oft den ganzen Sonntag Nachmittag und Abend teilweise bis in die Nacht damit verbracht habe, die Hausaufgaben (welche ich eigentlich schon gelöst hatte) ins Reine zu schreiben, weil die Notizen natürlich unleserlich waren für andere. Später habe ich sie mir nochmal angesehen und weiss nicht was genau ich in den Stunden getan habe, die Aufgaben waren alle wirklich einfach. Aber wenn man es sich genau überlegt, dann fällt einem halt auf, dass man etwas nicht ganz so genau verstanden hat, schlägt in Büchern nach und liest was da steht, liest was anderes interessantes, was einen dann auch interessiert... Dieses selbstständige Arbeiten ist Teil des Studiums (Keine Angst, das klingt jetzt hochtrabender als es bei mir war Augenzwinkern ).

Also, Kopf hoch, und bei Fragen und Problemen einfach z.B. hier nachfragen.
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