RegistrierenRegistrieren   LoginLogin   FAQFAQ    SuchenSuchen   
Elektromagnetische Induktion
 
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Elektrik
Autor Nachricht
Michii
Gast





Beitrag Michii Verfasst am: 22. Sep 2015 22:43    Titel: Elektromagnetische Induktion Antworten mit Zitat

Hallo,
man führe folgende zwei Experimente durch (beide in einem konstanten BFeld):
1. Eine leitende, ebene, rechteckige Drahtschleife bewegt sich durch das BFeld und wir so durchsetzt, dass die Feldlinien senkrecht auf der Schleifenebene stehen.
2. Eine leitende Scheibe rotiert in dem BFeld (Scheibenfläche wieder senkrecht zu Feldlininien)

In Beiden Experimenten wird durch Ladungstrennung eine elektrische Spannung aufgebaut (1.: zwischen den Kanten in Bewegungsrichtung; 2.: zwischen Scheibenrand und -mittelpunkt). Handelt es sich hierbei um elektromagnetische Induktion oder um einen "gänzlich" anderen Effekt? Schließlich gilt in beiden Fällen

Grüße
Michael
GvC



Anmeldungsdatum: 07.05.2009
Beiträge: 14861

Beitrag GvC Verfasst am: 23. Sep 2015 01:29    Titel: Antworten mit Zitat

In beiden Fällen Bewegungsinduktion



Im ersten Fall in beiden Seiten der Leiterschleife senkrecht zur Bewegungsrichtung in Gegenreihenschaltung, deshalb Gesamtspannung Null.

Im zweiten Fall Parallelschaltung in einem Speichenrad mit unendlich vielen Speichen, deshalb Spannung zwischen "Nabe" und "Felge"


mit


Zuletzt bearbeitet von GvC am 24. Sep 2015 02:31, insgesamt einmal bearbeitet
Michii
Gast





Beitrag Michii Verfasst am: 23. Sep 2015 11:10    Titel: Antworten mit Zitat

Ok das macht Sinn.
Bei dem zweiten Beispiel gilt also auf einem geschlossenen Integrationsweg (auf der Scheibe) ebenfalls Uind = 0 ?
GvC



Anmeldungsdatum: 07.05.2009
Beiträge: 14861

Beitrag GvC Verfasst am: 23. Sep 2015 12:55    Titel: Antworten mit Zitat

Michii hat Folgendes geschrieben:
Ok das macht Sinn.
Bei dem zweiten Beispiel gilt also auf einem geschlossenen Integrationsweg (auf der Scheibe) ebenfalls Uind = 0 ?


Ja.

Übrigens: Wenn Du an den Längsseiten der Leiterschleife aus dem ersten Beispiel Schleifkontakte anbringen würdest, könntest Du zwischen ihnen eine Spannung messen. Das ist auch nicht verwunderlich, denn dann könntest Du auch das Ruheinduktionsgesetz anwenden

Michii
Gast





Beitrag Michii Verfasst am: 23. Sep 2015 13:12    Titel: Antworten mit Zitat

Ok, danke bereits an dieser Stelle.
Eine Frage noch zu dem zweiten Beispiel:
Schließt man jetzt den Kreis Felge, Nabe außerhalb des Magnetfeldes so wird ein Strom entsprechend des Widerstandes des Stromkreises fließen. Durch den Strom wird die Scheibe abgebremst und Rotationsenergie in Joulsche Wärme umgewandelt. Soweit so gut, wie ist aber nun diese Tatsache mit dem Induktionsgesetz vereinbar? Schließlich ändert sich die Fläche der (gedachten) Schleife doch nicht? Ausrechnen lässt sich das gewiss dadurch, dass man "so tut" als verändere sich die (durch den Winkel a aufgespannte) Fläche der Schleife entsprechende ihrer Winkelgeschwindigkeit. Nur erscheint mir das (bisher) noch nicht aus dem Induktionsgesetz begründet zu sein.
GvC



Anmeldungsdatum: 07.05.2009
Beiträge: 14861

Beitrag GvC Verfasst am: 23. Sep 2015 13:30    Titel: Antworten mit Zitat

Ich verstehe nicht ganz, was Du meinst. Warum soll das Bewegungsinduktionsgesetz denn plötzlich nicht mehr gelten, nur weil Du die Spannungsquelle, die dieser Unipolargenerator ja darstellt, mit einem Widerstand belastest? Natürlich musst Du die Leistung, die im Widerstand verbraten wird, mechanisch zuführen, sofern Du die Drehzahl und damit die Spannung aufrecht erhalten willst. Anderenfalls bleibt das Rad stehen.
Michii
Gast





Beitrag Michii Verfasst am: 23. Sep 2015 23:23    Titel: Antworten mit Zitat

Naja das sage ich doch gar nicht. Lediglich, dass nach die Spannung in dem Stromkreis null sein sollte. Würde der Stromkreis auf der Scheibe verlaufen, wäre dem ja auch so.
Ich finde es widersprüchlich, dass die Spannung nicht mehr null ist, wenn man einen Teil des Kreises aus dem Magnetfeld herausnimmt (zumindest wenn man sich NUR an das obige Induktionsgesetz hält. Bei der Betrachtung der Lorentzkraft die auf die bewegten Ladungen wirkt, macht es natürlich Sinn. Man sollte aber doch auf allen Wegen zum richtigen Ergebnis kommen). Denn immerhin sind weiterhin die Fläche der Schleife und die Feldstärke konstant.
GvC



Anmeldungsdatum: 07.05.2009
Beiträge: 14861

Beitrag GvC Verfasst am: 24. Sep 2015 03:39    Titel: Antworten mit Zitat

Ach jetzt verstehe vesrtehe ich so langsam, was Du meinst. Du willst das Ruheinduktionsgesetz auf die Unipolarmaschine anwenden. Ich erinnere mich, dass vor vielen Jahren mein Grundlagen-Prof. versucht hat, uns das zu erklären. Ich und andere waren damals zu doof, das wirklich zu verstehen. Das hat unser Prof. natürlich gemerkt und entnervt aufgegeben mit dem Rat, in der Praxis einfach das Bewegungsinduktionsgesetz anzuwenden.



Ich will mal das damalige Gedankenexperiment meines Profs hier mit meinen Worten und hoffentlich einfacher als mein Prof. wiedergeben.

Du sagst

Michii hat Folgendes geschrieben:


Und das stimmt nicht.

Stelle Dir zwei Schleifer auf Nabe und Felge der Scheibe im Stillstand vor und markiere eine Linie auf der Scheibe zwischen den Schleifern. Jetzt setzt Du Scheibe in Bewegung. Die auf der Scheibe gezeichnete Linie wird sich von der zwischen den Schleifern gedachten Linie wegbewegen. Du siehst damit einen sich vergrößernden Kreissektor als eine sich zeitlich verändernde Fläche, die Du für das Ruheinduktionsgesetz benötigst



Die Fläche eines Kreissektors ist bekanntermaßen



Dabei ist L die Länge des zu R gehörigen Kreisbogens



wobei der sich vergrößerende Mittelpunktswinkel des sich vergrößernden Kreissektors ist. Damit ist die Sektorfläche



und die zeitliche Flächenänderung



Damit ist die induzierte Spannung



und damit dieselbe, die das Bewegungsinduktionsgesetz auch ergibt. Siehe meinen gestrigen Beitrag um 01.29 Uhr (den ich übrigens gerade korrigiert habe, da sich da ein "r" eingeschlichen hatte, wo es nicht hin gehörte).

Michii hat Folgendes geschrieben:
... Lediglich, dass nach die Spannung in dem Stromkreis null sein sollte. Würde der Stromkreis auf der Scheibe verlaufen, wäre dem ja auch so.


Ich bin nicht ganz sicher, ob ich verstehe, was Du damit meinst. Willst Du gedanklich einen Maschenumlauf irgendwo auf der rotierenden Scheibe machen? Dann ergibt der Maschenumlauf in der Tat Null. Denn in der metallischen Scheibe kann kein elektrostatisches Feld existieren. Also kann es auch keine Spannungsabfälle zwischen zwei Punkten auf der Scheibe geben. Ein Spannungsabfall tritt erst auf, wenn ein Strom fließt (es sei denn, die zwei Punkte liegen an ein und derselben Stelle.) Ein Strom fließt aber erst, wenn zwischen die Schleiferkontakte ein Widerstand geschaltet wird. Das Entscheidende ist, dass die magnetisch induzierte Spannung (im Gegensatz beispielsweise zu einer chemisch induzierten Spannung in eiiner Batterie) eine Umlaufspannung auf einem geschlossenen Weg um einen sich änderenden magnetischen Fluss herum ist. Der Fluss ändert sich im Sinne des Induktionsgesetzes aber erst dann, wenn sich die Kontakte, zwischen denen die Spannung abfällt, nicht mit der Scheibe mitbewegen. Sie müssen also ruhen, während die Scheibe sich bewegt. Das geht nur über Schleifkontakte. Dieses Phänomen habe ich eingangs bei der Herleitung der induzierten Spannung mit Hilfe des Ruheinduktionsgesetzes durch den sich vergrößernden Kreissektor beschrieben.

Michii hat Folgendes geschrieben:
Ich finde es widersprüchlich, dass die Spannung nicht mehr null ist, wenn man einen Teil des Kreises aus dem Magnetfeld herausnimmt


Das Phänomen habe ich gerade erklärt. Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich Dich hier zitiere, sondern Deine Aussage, dass ein Teil des Kreises aus dem Magnetfeld herausgenommen werden müsse, um eine Spannung zu erhalten. Das stimmt so nicht. Der von Dir als "herausgenommen" bezeichnete Teil des Kreises kann getrost im Magnetfeld verbleiben. Da passiert überhaupt nichts, denn das Magnetfeld ist ja zeitlich konstant. Entscheidend ist, dass dieser Teil in Ruhe ist, während der "andere" Teil sich bewegt (denke an die Sektormarkierung auf der Scheibe).

EDIT: Ich sehe gerade, dass Du in Deinem gestrigen Beitrag um 13.12 Uhr bereits auf dem richtigen Dampfer warst:

Michii hat Folgendes geschrieben:
Ausrechnen lässt sich das gewiss dadurch, dass man "so tut" als verändere sich die (durch den Winkel a aufgespannte) Fläche der Schleife entsprechende ihrer Winkelgeschwindigkeit.
Michii
Gast





Beitrag Michii Verfasst am: 25. Sep 2015 14:11    Titel: Antworten mit Zitat

Ok, danke für deine ausführliche Erklärung. Das hat mir schon mal weiter geholfen.
Ganz verstanden habe ich es aber noch nicht.

Tun wir einmal so als wären weder das Bewgungsinduktionsgesetz, noch das Ergebnis bekannt (Ich spreche jetzt wieder von dem Kreis in dem tatsächlich eine Spannung induziert wird: researchgate.net/figure/278695929_fig35_Figure-58-Abb.-3.58-Dynamo-Prinzip-der-Verstrkung-des-Magnetfeldes-durch-Strme-die ):
Mir scheint als gäbe es kein ausreichend starkes Argument dafür, bei der Anwendung des Ruheinduktionsgesetzes so zu verfahren wie du es tust. Warum lässt man die gedachte Linie zwischen Nabe und Felge (bzw. den Schleifern) "mitlaufen" und nicht in Ruhe? Kann man diese Frage überhaupt nur mit Kenntnis des Ruheind.gesetzes benantworten?
ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3409

Beitrag ML Verfasst am: 25. Sep 2015 18:31    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Michii,

ich probiere es einmal mit einer grundlegenden Erklärung dessen, wie das Induktionsgesetz lautet und wie es bei Deinem Beispiel "rotierende Metallscheibe in einem Magnetfeld" angewendet wird.

Zunächst:
Das Induktionsgesetz lautet in der Darstellung mit Integralen wie folgt:


Hierbei sind:
- die Randlinie der Fläche , wobei die Fläche eine Orientierung (also zwei Seiten) haben muss. Das bekannteste Beispiel für eine Fläche, die keine Orientierung hat, wäre ein Möbiusband.
Die Randlinie kann zeitlich konstant sein oder sich bewegen. Das interessiert für die Anwendung des Induktionsgesetzes nicht im Mindesten, denn die Linie hat keinerlei Auswirkungen auf physikalische Experimente. Letztlich ist sie ja nur eine eine Menge von (gedachten) Punkten.
Die Randlinie darf unter KEINEN Umständen mit einem metallischen Draht, einer metallischen Speiche oder einem Metallrad verwechselt werden. Das sind alles PHYSIKALISCHE Objekte, die den Ausgang von Experimenten verändern können.
Im Induktionsgesetz steht aus guten Gründen die NICHTphysikalische Randlinie drin! Man darf sie aus Gründen der Bequemlichkeit natürlich schon so legen, dass sie genau dort verläuft, wo in einem Experiment auch ein Draht verläuft. Man muss das aber nicht so tun. Wir kommen bei Deinem Experiment darauf zurück.
- das Vektorfeld der elektrischen Feldstärke aus Sicht eines Beobachters in einem Inertialsystem. Beachte: Das Vektorfeld wird zu allen Zeiten und an all seinen Orten aus Sicht eines gemeinsamen Inertialsystems betrachtet.
- das Vektorfeld der magnetischen Flussdichte aus Sicht eines Beobachters in einem Inertialsystem.

Noch eine Vorbemerkung ist zum Verständnis wichtig:
Wenn sich ein nicht-stromdurchflossener metallischer Gegenstand mit der Geschwindigkeit in einem Magnetfeld bewegt, so herrscht innerhalb des Drahtes ein E-Feld von .
Das erklärt sich durch das Kräftegleichgewicht, das sich für die Leitungselektronen ergibt:
.
An dieser Rechnung siehst Du, wie wichtig es ist, sich über das gewählte Bezugssystem im Klaren zu sein. Denn die Geschwindigkeit eines Objektes ändert sich ja normalerweise, wenn man das Bezugssystem wechselt.

Nochmal zur Sicherheit
- Bewegung der Randlinie: vollkommen uninteressant für den Ausgang eines physikalischen Experimentes
- Bewegung eines Metalldrahtes im B-Feld: kann ausgesprochen wichtig für den Ausgang eines Experimentes sein


Michii hat Folgendes geschrieben:

Tun wir einmal so als wären weder das Bewgungsinduktionsgesetz, noch das Ergebnis bekannt (Ich spreche jetzt wieder von dem Kreis in dem tatsächlich eine Spannung induziert wird: researchgate.net/figure/278695929_fig35_Figure-58-Abb.-3.58-Dynamo-Prinzip-der-Verstrkung-des-Magnetfeldes-durch-Strme-die ):
Mir scheint als gäbe es kein ausreichend starkes Argument dafür, bei der Anwendung des Ruheinduktionsgesetzes so zu verfahren wie du es tust. Warum lässt man die gedachte Linie zwischen Nabe und Felge (bzw. den Schleifern) "mitlaufen" und nicht in Ruhe?

Wir vereinbaren zunächst, dass wir uns als Beobachter im Laborsystem befinden, in dem auch das Voltmeter ruht. Nun wollen wir das Induktionsgesetz anwenden und dabei die gedachte Linie in Ruhe lassen.
Als Randlinie der Fläche wollen wir die blau eingezeichnete Linie wählen, die durch die Zuleitungsdrähte, die Scheibe und das Voltmeter verlaufen sollen. Die Linie soll im Uhrzeigersinn durchlaufen werden, d. h. die Teilstücke 1, 2, 3 und 4 werden in aufsteigender Reihenfolge durchlaufen. Die Fläche A muss dann wie eingezeichnet (rechtshändig zum Umlaufsinn der Linie) orientiert werden.

Wir setzen nun das Induktionsgesetz in seiner allgemeinen Form an:



Es ist klar, dass in unserem Experiment gilt:
.
Schließlich ändert sich das B-Feld mit der Zeit ja nicht.

Wir können das Induktionsgesetz für unser Beispiel also auch so notieren:


Das Ringintegral setzen wir nun aus den vier Teilstücken zusammen und schauen jeweils, welcher Wert sich ergibt:



- Die Integrale für die Teillinien 1 und 3 sind klar. Sie sind gleich null, da ein nicht-bestromter ruhender Draht das E-Feld hat.
- Das Integral für die Teillinie 4 ist auch klar. Es lautet -U. Minus, weil unsere Umlaufrichtung bei der Integration nicht mit der Pfeilrichtung von U übereinstimmt. Und U, weil wir an dieser Stelle ja genau U messen.
- Das Integral für die Teillinie 2 ist der interessante Teil der Anordnung. Wir wissen, dass ein nicht-bestromtes Metallstück, das sich mit der Geschwindigkeit in einem B-Feld bewegt, das Feld aufweist. Nach einer entsprechenden Fingerakrobatik können wir nun feststellen, dass radial von außen nach innen verläuft, also von innen nach außen.

Wir können also rechnen:


Also ergibt sich:


oder:

.


Viele Grüße
Michael


PS: Korrektur der Vorzeichen am 26.09.



Faradayscheibe.png
 Beschreibung:
 Dateigröße:  26.2 KB
 Angeschaut:  2847 mal

Faradayscheibe.png


GvC



Anmeldungsdatum: 07.05.2009
Beiträge: 14861

Beitrag GvC Verfasst am: 26. Sep 2015 14:23    Titel: Antworten mit Zitat

@ML
Nun hast Du die Unipolarinduktion wieder mit dem Bewegungsinduktionsgesetz auf der Grundlage erklärt. Michii wollte sie aber mit dem Ruheinduktionsgesetz erklärt bekommen.

@Michii
Du bist ein bisschen mit den von mir erwähnten Linien durcheinander gekommen. Das sind zwei Linien, eine "gedachte" zwischen den ruhenden Schleiferkontakten und eine, die ich ganz real auf die Scheibe gezeichnet habe.

Michii hat Folgendes geschrieben:
Warum lässt man die gedachte Linie zwischen Nabe und Felge (bzw. den Schleifern) "mitlaufen" und nicht in Ruhe?


Die von mir als "gedacht" bezeichnete Linie zwischen den Schleiferkontakten ist in der nachfolgenden Skizze die blau gestrichelte, also die Linie, entlang derer (mit oder ohne zwischengeschaltetem Widerstand) die Spannung gemessen werden soll. Ich habe in der Skizze der Übersichtlichkeit wegen die Kontakte seitlich herausgezogen. Diese Linie mit ihren Klemmen, die ja sozusagen die Verlängerung der Schleiferkontakte darstellen, ist in Ruhe, befindet sich also im System des ruhenden Beobachters.

Die zweite Linie ist die blaue durchgezogene Markierung auf der Scheibe, die sich mit der Scheibe mitbewegt, da sie fest auf der Scheibe angebracht ist. Die Kreissektorfläche zwischen der gestrichelten und der durchgezogenen blauen Linie (gelblich schraffiert) ist die zeitlich sich ändernde Fläche, die von einem konstanten Magnetfeld durchsetzt ist. Der magnetische Fluss durch diese Fläche ändert sich mit der Zeit, da die Fläche sich ändert.

Die induzierte Spannung ist eine Umlaufspannung um den sich ändernden Fluss herum. Sie ist als Erzeugerspannung eine Spannung, die den Strom antreibt, sofern der Stromkreis gechlossen ist. Ich habe diese Umlaufspannung auf einem Umlauf rechtswendig um den Fluss herum rot eingezeichnet. In der Scheibe entlag der durchgezogenen blauen Linie ist sie also von innen nach außen gerichtet.

Bei rechtswendiger Zuordnung von Fluss und induzierter Spannung lautet das Ruheinduktionsgesetz



Hätte ich den Umlauf in entgegengesetzter Richtung, also linkswendig zum Fluss eingezeichnet, hätte das Ruheinduktionsgesetz ein positives Vorzeichen. Wir bleiben jetzt aber mal bei der gezeichneten rechtswendigen Zuordnung.

Bei der eingezeichneten Drehrichtung der Scheibe ist die Flächenänderung und damit die Flussänderung positiv. Demzufolge ist die gemessene Spannung



wirkt also gegen den schwarz eingezeichneten Spannungspfeil von unten nach oben. Das entspricht nach Maschensatz (Summe aller Erzeugerspannungen ist gleich Summe aller Verbraucherspannungen) einer in der Scheibe induzierten (Erzeuger-)Spannung u_i von außen nach innen.

Bei umgekehrter Drehrichtung der Scheibe (also im Uhrzeigersinn) ist die Flächenänderung und damit die Flussänderung negativ. Damit wäre



Beide Fälle entsprechen genau dem Ergebnis bei Anwendung des Bewegungsinduktionsgesetzes.

Wie bereits in einem vorigen Beitrag gesagt, ist die Herleitung der in der rotierenden Scheibe induzierten Spannung über das Ruheinduktionsgesetz nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Als Student hatte ich zusammen mit den meisen Kommilitonen jedenfalls enorme Schwierigkeiten damit. Das Bewegungsinduktionsgesetz war dagegen bedeutend einfacher zu verstehen. Dabei wird ja vereinfachend davon ausgegangen, dass die Spannung ausschließlich in dem bewegten Leiterteil induziert wird (obwohl es sich ja eigentlich um eine Umlaufspannung handelt). Dieser Spannung muss dann eine (induzierte) Feldstärke zugrundeliegen, so dass sich das Bewegungsinduktionsgesetz bekanntermaßen ergibt zu



Diese Spannung ist eine Erzeugerspannung, d.h. sie treibt im Erzeuger (hier die magnetfelddurchsetzte Scheibe) im Falle eines über die Schleiferkontakte außen geschlossenenen Stromkreises einen Strom an, der dieselbe Richtung hat. Im Gegensatz dazu hat ML die induzierte Spannung von Vornherein als Verbraucherspannung definiert und konsequenterweise die induzierte Feldstärke als definiert.

Um etwaigen Nachfragen bzgl. Erzeuger- und Verrbraucherspannung zuvorzukommen, hier noch einmal die Definition (s. auch Skizze unten):

Die Erzeugerspannung treibt im Erzeuger (Quelle) einen Strom an, hat im Erzeuger also dieselbe Richtung wie der Strom. Am Verbraucher dagegen haben Erzeugerspannung (in der Skizze von unten nach oben) und Strom (von oben nach unten) entgegengesetzte Richtung.

Die Verbraucherspannung hat am Verbraucher dieselbe Richtung wie der Strom. Im Erzeuger sind Verbraucherspannung und Strom dagegen einander entgegengerichtet.



Unipolarmaschine2.jpg
 Beschreibung:
 Dateigröße:  14.91 KB
 Angeschaut:  2813 mal

Unipolarmaschine2.jpg



Erzeuger- vs. Verbraucherspannung.jpg
 Beschreibung:
 Dateigröße:  5.33 KB
 Angeschaut:  2813 mal

Erzeuger- vs. Verbraucherspannung.jpg


ML



Anmeldungsdatum: 17.04.2013
Beiträge: 3409

Beitrag ML Verfasst am: 26. Sep 2015 16:02    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

GvC hat Folgendes geschrieben:
@ML
Nun hast Du die Unipolarinduktion wieder mit dem Bewegungsinduktionsgesetz auf der Grundlage erklärt. Michii wollte sie aber mit dem Ruheinduktionsgesetz erklärt bekommen.

nein, das habe ich nicht. Hast Du Dir die Beschreibung wirklich angesehen?

Zum Induktionsgesetz
Was Deine Kritik zum Induktionsgesetz (Bewegungs- vs. Ruheinduktionsgesetz) angeht, bin ich ein wenig ratlos. Ich verstehe nicht, was Du kritisierst. Es gibt nur ein einziges Induktionsgesetzt, was üblicherweise in einer der drei hier genannten äquivalenten Schreibweisen notiert wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromagnetische_Induktion#Allgemeines
Dieses eine Induktionsgesetz habe ich verwendet, und ich habe -- wie von Michii gewünscht -- darauf geachtet, eine Formulierung mit ruhender Konturlinie zu wählen.

Zum induzierten E-Feld und dem vxB-Term
Zu Deinen Angaben mit dem induzierten E-Feld möchte ich ganz freundlich und vorsichtig andeuten, dass Du möglicherweise einen inkonsistenten Feldbegriff verwendest.

Aber der Reihe nach: Zunächst einmal müssen wir hinsichtlich der Aufgabenstellung zur Kenntnis nehmen, dass sich in der Anordnung eine Metallscheibe in einem B-Feld bewegt. Dass sich dann in dieser Scheibe ein E-Feld ausbildet, hat nichts mit unserer Beschreibung zu tun, sondern es ist eine physikalische Tatsache, die wir zur Kenntnis nehmen müssen. Das E-Feld lautet: . Du kannst nicht ernsthaft kritisieren, dass ich dieses Feld bei der Anwendung des Induktionsgesetzes verwende. Wie anders könnte ich sonst das Ringintegral über E berechnen?

Nun fällt aber auf, dass Du über ein Feld mit positivem Vorzeichen sprichst und ihm den Zusatz "induziert" gibst, während ich über ein Feld mit negativem Vorzeichen spreche und von dem Zusatz "induziert" nichts wissen möchte. Ich spreche schlicht von E und meine die resultierende elektrische Feldstärke.

Der Unterschied geht wohl nicht auf eine Schusseligkeit mit den Vorzeichen zurück, sondern er ist ganz prinzipieller Natur. Meiner Erfahrung nach machen alle Leute, die mit dem Begriff der "induzierten elektrischen Feldstärke " hantieren und ein positives Vorzeichen notieren, einen ganz grundlegenden Fehler bei der Induktion: Sie verwechseln die Kraftwirkung der (magn.) Lorentzkraft mit einem elektrischen Feld. Mein E-Feld ist das E-Feld, das in den Maxwellgleichungen verwendet wird*. Es macht sich dadurch bemerkbar, dass es auf eine Ladung die Kraft ausübt. Das, was Du "induziertes E-Feld" nennst, ist kein E-Feld. Wenn wir es nämlich weiter analysieren würden, würden wir feststellen, dass es von negativen zu positiven Ladungen zeigen würde. Es handelt sich vielmehr um etwas Magnetisches.


Viele Grüße
Michael



*Für Vektorfelder lassen sich keine Zählpfeile definieren. Die Angabe, ich würde ein Verbraucherzählpfeilsystem für das E-Feld verwenden, ergibt keinen Sinn.


Zuletzt bearbeitet von ML am 26. Sep 2015 16:25, insgesamt 4-mal bearbeitet
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Elektrik