Physikstudium das richtige ?

Dadda92 · Anmeldungsdatum: 20.07.2014 Beiträge: 1

Hallo,

Ich mache mir schon seit längerem Gedanken darüber ob ich nicht ein Physikstudium beginnen sollte. Momentan studiere ich (noch) Medizin im 3. FS. Ich finde die Schnittstellen zwischen Medizin und Physik total spannend und könnte mir vorstellen mich später beruflich dahin zu orientieren (jedoch bin ich mir da noch nicht 100% sicher). Mich hat es immer Gleichermaßen zu beidem hingezogen deswegen wusste ich nach dem Abi noch was ich denn studieren sollte und habe mich schließlich für Medizin entschieden, da ich mir dachte nur jetzt mit der Abinote hast du die Chance es überhaupt auszuprobieren (als Zweitstudienbewerber sieht es nämlich sehr düster aus). Naja kurz um ich komme zwar gut klar (das Studium ähnelt der Schule ungemein) aber ich merke immer mehr das mich das wie funktioniert dieses Untersuchungsgerät, welches Physikalische Prinzip steckt dahinter mehr interessiert als das was kann ich damit diagnostizieren. Was ich ganz besonders vermisse ist die mathematische Herangehensweise, das exakte Beschreiben und ich würde mir Wünschen in eine Thematik mehr eindringen zu können. Wenn ich jetzt ein bisschen zu tief bohre merke ich immer wieder wie wackelig eigl. das Gerüst ist... Im Grunde habe ich mir schon zu Studienbeginn gedacht das es evtl. daran scheitern könnte aber ich wollte es eben für mich ausprobieren (klingt wahrscheinlich total bescheuert) und bereue es auch nicht, da das Studium auch sehr spannende Aspekte hat. Nun gut zurück zum Thema. Nun wollte ich gern im zweiten Anlauf Physik ansteuern und frage mich nun die ganze Zeit ob dies denn nun wirklich das richtige Fach für mich ist. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie und da löchert natürlich jeder nach was man später damit anfangen kann. Ich selber muss sagen das ich es auch nicht wirklich weiß. Ich kenne nur zwei Physiker (auf Diplom) die in einer Schule untergekommen sind. Aber Lehrer kann ich mir nicht wirklich vorstellen, wie gesagt evtl. Medizintechnik (aber man weiß ja nie ob einem das im Studium dann auch noch so gefällt) Auch frage ich mich ob ich wirklich geeignet bin, Mathe war in der Schule nie ein Problem, Physik auch nicht. Allerdings ist das höchste was ich in Mathe vorzuweisen habe Scheine die ich in der benachbarten FH gesammelt habe (aber das scheint mir nicht Uniniveau zu sein) und ein ganz gutes Abi. Physik war ich immer der totale Streber ich glaube aber ehrlich gesagt das meine Leistungen nur dadurch herrührten als Naturtalent würde ich mich nicht bezeichnen (wenn ich 5 Zahnräder sehe muss ich mich schon anstrengen um raus-zubekommen in welche Richtung sich welches dreht). Über Medizintechnik habe ich auch schon nachgedacht, aber der Mathekurs war mir einfach zu oberflächlich und ich glaube mit Physik sieht es da nicht anders aus. Außerdem wäre ich da auf die Medizintechnik beschränkt (wenngleich natürlich der Berufseinstieg hier einfacher sein könnte). Kurz ich habe einfach keine Ahnung was ich tun soll. Ich habe jetzt noch ein Jahr Zeit darüber nachzudenken (denn das Physikum möchte ich noch machen). Aber was dann ? Wenn jemand genaueres darüber weiß was man mit dem Studium so anfangen kann wäre es super lieb wenn er mir ein paar Anregungen geben könnte. Ach wenn nur diese Zukunftsfragen nicht wären...

balance · Anmeldungsdatum: 14.11.2012 Beiträge: 125

Es gibt ja Medizinalphysiker die z.B. im Spital arbeiten. Ich weis von der ETH Zürich, dass die so einen Master haben: https://www.ethz.ch/de/studium/master/studiengaenge/naturwissenschaften-und-mathematik/physik.html

Unten bei Wahlfach. Oder hier: http://www.phys.ethz.ch/phys/education/advanced/#medical_physics

Bieten sicher auch viele andere Unis an. Als Physiker, allgemein, hast du sehr viele Dinge die du machen kannst. Consulting (Beratung), Forschung (privat, öff.), Medizin, Manager etc. etc.

Hier hast du 70 Seiten über das Thema Beruf und Physik

http://www.phys.ethz.ch/docs/2009_Job-Universum_A41.pdf

Die Merkel ist z.B. auch Physikerin Augenzwinkern

franz · Anmeldungsdatum: 04.04.2009 Beiträge: 11583

kingcools · Anmeldungsdatum: 16.01.2011 Beiträge: 700

Studier doch einfach beides?! Ist zwar arbeit, aber eine die ich beim rudern in der uni kennengelernt habe studiert sowohl medizin als auch Physik.

Jayk · Anmeldungsdatum: 22.08.2008 Beiträge: 1450

Ganz ehrlich: Was bietet dir eine gesichertere Zukunft als ein Medizinstudium? Wie auch immer die tatsächlichen Arbeitsmarktchancen für Physiker sind, für Physiker gibt es kein Berufsbild, d.h. mit einem Physikstudium begibst du dich in eine ungewisse Zukunft. Physik ist eine Sucht, der man nur schwer nachgeben kann. Aber wenn man es kann, sollte man es auch tun, wenn man nicht bereit ist, sein Leben wegzuwerfen.

Und obgleich du Physik vielleicht als spannender als Medizin empfindest: Ich kann mir nichts Langweiligeres vorstellen, als im Bereich Consulting/Unternehmensberatung zu arbeiten. Das ist für mich so wie diese Menschen vom Arbeitsamt, die Germanistik und Slawistik oder Soziologie studiert haben, dann keinen passenden Job gefunden haben und deshalb an Schulen Empfehlungen aussprechen, wie die Schüler ihre Berufs-/Studienwahl zu treffen haben.

balance · Anmeldungsdatum: 14.11.2012 Beiträge: 125

@franz
Deine Antwort hilft ihm nicht weiter. Er soll machen was ihn erfüllt.
Weiter ist sie Physikerin, absolut egal was du glaubst, aber sie hat ein Physikstudium abgeschlossen. Informier dich, bevor du mir vorwirst, scheisse zu labbern.

Consulting ist tatsächlich wohl eher Quatsch. Viele machens ne kurze Zeit um viel Geld anzuhäufen um später zu machen was sie wollen. Als Physiker hast du eine extrem gesicherte Zukunft.

Das Argument bezüglich gesicherter Zukunft ist nichtig. Auf der Strasse landen, wirst du nicht. Unterschied ist, dass du bei Physik teilweise bisschen Glück brauchst (denke ich) um eine Stelle wie du sie gern hättest, zu bekommen, aberin der Medizin wird das wohl auch so sein. Zumindest, wenn du dich sehr spezialisierst.

Mach das, was dich erfüllt. Es ist aber evtl. etwas gewagt, nur von dem Interesse der Funktionsweise von Maschinen auf ein Physikstudium zu zielen, aber informiere dich!

Mach doch folgendes: Schau die Bereiche an, wo man später arbeiten könnte. Schreib ein paar Professoren an oder Leiter von Labors und sag ihnen, du würdest gerne mal reinschnuppern. Hab ich auch schon gemacht, klappt wunderbar. Hab ich selbst auch schon gemacht.

Mach das, was dein Herz begehrt. Es klingt halt, als ob du wirklich die medizinische Physik suchst: http://de.wikipedia.org/wiki/Medizinische_Physik

Überstürze den Wechsel aber nicht! Nutz die Studienberatungsangebote etc. und geh mal schnuppern. Evtl. ist die Physik ja dann doch wieder zu trocken o.ä.

schnudl · Moderator Anmeldungsdatum: 15.11.2005 Beiträge: 6979 Wohnort: Wien

Medizin versus Physik ist schon ein eher unüblicher Interessenskonflikt.
Ich möchte meine Gedanken nur deshalb dazu geben, da ich selbst Physik studierte, während meine Frau Medizinerin wurde. Ich kenne daher beide Seiten ganz gut.

Notizen aus meiner Erfahrung:

Mediziner sind im großen und ganzen brave "Auswendiglerner"

Physiker haben den Drang, Hintergründe zu verstehen, verzetteln sich aber gern

Ich persönlich hätte ein Medizinstudium niemals fertiggebracht (wäre mir zu langweilig gewesen)

Physik ist bei den meisten Medizinstudenten eine echte Hürde

Medizin ist viel praxisorientierter als ein Physikstudium

Man lernt im Medizinstudium Fakten und nur wenige Hintergründe.

Die Hintergründe sind auch viel zu komplex, als dass man im Studium auf alles eingehen könnte.

Bei Medizin ist ein starker Trend zur Genetik feststellbar. Könnte ein interessantes Zukunftsthema sein, wenn man den ethischen Aspekten mental gewachsen ist bzw. kaltblütig genug ist.

Mit beiden Studien kann man Karriere machen, wobei ich denke, dass es mit Medizin leichter ist, überhaupt auf eine Karriereschiene zu kommen.

Arbeitslos bist du als Physiker nicht, es sei denn du stellst dich extrem dumm an

Es gibt auch fertige Mediziner, die sich extrem dumm anstellen

Eine Studienkollegin hat es an die Spitze eines internationalen Konzern gebracht. Aber nicht weil sie gute Physikerin war, sondern eine ordentliche Portion Selbstvertrauen hatte, gepaart mit einer großen Klappe.

Die meisten meiner Physikkollegen arbeiten irgendwo in der Industrie und leben ganz gut, wenn sie auch nicht wirklich "reich" wurden. Einige machen noch Physik, die meisten Technik, andere auch Beratung und Exotisches.

In der Industrie geht es nur ums Geld, auch wenn es ab und zu interessante Aufgaben gibt. Du wirst als Techniker oder Physiker im Grunde genommen total ausgenutzt.

Mediziner arbeiten im Gesundheitssystem, wo es primär nicht ums Geld geht. Hinter den Türen sieht das aber wieder anders aus. Ausgenutzt wirst du da auch.

Viele Medizinstudenten sind beim Berufsantritt enttäuscht, da sie sehr viel lernten, und dann trotzdem Anfänger sind. Die klinische Erfahrung kommt erst mit den Jahren.

Du kannst als Mediziner auch leicht einen Forschungsjob bekommen: Pharmafirmen suchen ständig Mediziner, und auch auf großen Kliniken wird geforscht, was das Zeug hält. Wenn du diese Schiene einschlägst, dann zählt nur die Anzahl von Veröffentlichungen pro Jahr, wo du als Top Autor draufstehst. Leider ist hier ein extremer Konkurrenzkampf, wo viele nicht "überleben".

Du kannst als Arzt ordentlich Geld verdienen, allerdings ist der Preis WIRKLICH hoch: Dauernde Nachtdienste bringen viel Geld, rauben dir aber die Möglichkeit, eine Beziehung und Familie aufzubauen. Nur Wenige Ärzte haben ein erfülltes Eheleben und intakte Familie.

Wenn du dich nicht drum kümmerst, verdienst du als Arzt auch nicht mehr als ein Industriephysiker. Es kann aber auch sein, dass du gar nicht mehr willst und dafür noch ein Privatleben übrigbleibt.

Burnout ist bei Ärzten ein Dauerthema

Die Verantwortung ist bei Ärzten ungleich höher. Mehr Geld bekommst du deswegen aber auch nicht.

Es ist oft schwer, zusehen zu müssen, wie Menschen sterben

Du kannst als Physiker auch einen Job an einer Uni bekommen, dazu musst du aber ziemlich gut sein - die meisten sind es nicht. Und falls doch, hast du eine lange Periode unsicheren Jobstatus vor dir, da es meistens nur befristete Stellen gibt. Möglich ist es, aber viele überschätzen sich, und denken sie wären die Reinkarnation von Einstein.

Ärzte haben einen enorm hohen sozialen Status

Physiker haben gar keinen sozialen Status. Falls du darauf stehst, würde ich zu Medizin raten.

Mediziner brauchen auch im gehobenen Alter keine Angst um ihren Job zu haben. In der Industrie zählst du mit 50 zum Alteisen. Wenn du es bis dahin nicht zu etwas gebracht hast, kann es gefährlich werden.

Medizintechnik ist auch Industrie, auch wenn es um Themen geht, die Menschen helfen sollen. Es ist ein extrem hartes GESCHÄFT.

Waren nur ein paar Gedankensplitter

Thumbs up!

Pfirsichmensch · Anmeldungsdatum: 09.08.2014 Beiträge: 284

Schnudl hat eigtl das wichtigste zusammengefasst.
Ich sags aber mal ganz kurz und knapp:

Mach das was dich interessiert

Ansonsten wirst du nicht glücklich werden.

schnudl · Moderator Anmeldungsdatum: 15.11.2005 Beiträge: 6979 Wohnort: Wien

falls meine Anmerkungen tendenziell zugunsten Physik ausgehen, ist das übrigens unbeabsichtigt.

Jayk · Anmeldungsdatum: 22.08.2008 Beiträge: 1450