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Impulserhaltung bei Brechung
 
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Dummy_
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Beitrag Dummy_ Verfasst am: 01. Aug 2012 17:54    Titel: Impulserhaltung bei Brechung Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Trifft eine ebene Welle, welche parallel zur Einfallsebene polarisiert ist, in einem transparenten Medium auf die Grenzfläche zum Vakuum im Brewsterwinkel auf, so gibt es keine Reflektion und die Ausbreitungsrichtung der Welle im Vakuum ändert sich (Brechung). Somit ändert sich auch die Impulsrichtung der Photonen. Wer nimmt die Impulsänderung auf?

Meine Ideen:
Da der Übergang an einer Grenzfläche passiert, sehe ich im Vakuum leider keine weiteren Partner.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18177

Beitrag TomS Verfasst am: 01. Aug 2012 17:55    Titel: Antworten mit Zitat

Das Medium nimmt den Impuls auf
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.


Zuletzt bearbeitet von TomS am 01. Aug 2012 18:07, insgesamt einmal bearbeitet
Dummy_
Gast





Beitrag Dummy_ Verfasst am: 01. Aug 2012 18:00    Titel: Hm Antworten mit Zitat

Also die Grenzschicht mit der Breite von 0? Die Photonen wissen ja davor nicht, dass sie austreten.
Uriezzo



Anmeldungsdatum: 15.09.2011
Beiträge: 281
Wohnort: Großostheim

Beitrag Uriezzo Verfasst am: 01. Aug 2012 19:54    Titel: Antworten mit Zitat

Dass der Übergang direkt an der Grenzfläche geschieht, ist eine Näherung, derer sich die Strahlenoptik bedient.

In Wirklichkeit passiert direkt an der Grenzfläche "rein gar nichts", sondern alles was geschieht, auch die Brechung, passiert aufgrund der Wechselwirkung des elektromagnetischen Feldes mit den Atomen und Molekülen im transparenten Medium b.z.w der fehlenden Wechselwirkung im Vakuum.
Dass der Strahl direkt an der Grenzfläche gebrochen wird, ist allerdings eine sehr sinnvolles Bild, wenn man das Licht in der geometrischen Optik als Lichtstrahl beschreiben will.

Sehr schön erklärt ist das - auch für Laien - in dem Buch
"QED: Die seltsame Theorie des Lichts und der Materie" von R.P. Feynman.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18177

Beitrag TomS Verfasst am: 01. Aug 2012 22:43    Titel: Antworten mit Zitat

Die konkrete Berechnung ist etwas kompliziert; man muss den Energie-Impuls-Tensor T des el.-mag. Feldes (inkl. Effekte des Brechungsindex) berechnen; die relevanten Komponenten lauten (im Vakuum)



Im konkreten Fall interessiert für die Impulsdichte des el.-mag. Feldes nur der Poynting-Vektor S, d.h. die 0i-Komponenten des Feldstärkentensors T. Diese Formeln muss man nun auf el.-mag. Wellen in Medien verallgemeinern. Außerdem interessiert uns nicht die Impulsdichte sondern der Impuls selbst



Dabei ist nun wiederum die Impulsdichte über einen bestimmten Raumbereich zu integrieren (im Falle ebener Wellen wird das Integral divergieren, d.h. man muss dazu einen Lichtimpuls endlicher Breite betrachten).

Die Impulserhaltung lässt sich auch differenziell und kovariant formulieren:



wobei der gesamte Energie-Impuls-Tensor neben den Beiträgen des el.-mag. Feldes alle weiteren Impulse, also u.a. die des Mediums erhält.

Für den Energie-Impuls-Tensor des el.-mag. Feldes gilt



wobei rechts die Vierer-Kraft-Dichte f steht, d.h. den Viererimpulsaustausch mit dem Medium pro Volumen und je Zeit.

Grundsätzzlich müsste sich also der Impulsübertrag eines gegebenen Lichtimpulses auf einen Körper berechnen lassen.

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Dummy_
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Beitrag Dummy_ Verfasst am: 02. Aug 2012 10:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

danke für die Antworten. Es ist klar, dass der Festkörper durch Photonenabsorption oder Streuung den Impuls aufnimmt. Aber bei angenommen transparentem Material (welcher natürlich zunächst nur eine Idealvorstellung ist) hat man an der Austrittsfläche (oder Austrittsschicht, also etwas ausgedehnt) einen Effekt, der trotz Transparenz _alle_ Photonenimpulse ändert. Mich würde interessieren, wie man diesen qualitativ beschreibt. Ich habe ein wenig die evaneszenten Wellen im Verdacht, aber sie werden nur bei Totalreflexion erwähnt.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18177

Beitrag TomS Verfasst am: 02. Aug 2012 19:50    Titel: Antworten mit Zitat

Bei absoluter Transparenz tritt keine Impulsänderung und keine Brechung auf. Umgekehrt kann bei Impulsänderung keine absolute Transparenz vorliegen.
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Beitrag Dummy_ Verfasst am: 03. Aug 2012 12:31    Titel: Antworten mit Zitat

Meiner Meinung nach kann es nicht stimmen, da ich noch nie gehört habe, dass Brechung von der Transparenz abhängt.

Deine Aussage würde bedeuten, dass je nach Transparenz sich entweder der gebrochene Winkel ändert, um bei T->1 gegen den Einfallswinkel zu konvergieren,

oder aber es müssen zwei Strahlen aus der Oberfläche austreten, gebrochen und nicht gebrochen , und die Transparenz muss die Intensitätsverhältnisse verändern. Dann würde auch für T->1 möglich sein, die Brechung zu unterdrücken.

Beide Annahmen werden, soweit ich weiss, in der Natur nicht beobachtet.
Dummy_
Gast





Beitrag Dummy_ Verfasst am: 03. Aug 2012 12:32    Titel: Antworten mit Zitat

"gebrochene Winkel" -> "der Winkel des gebrochenen Strahls"
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18177

Beitrag TomS Verfasst am: 04. Aug 2012 09:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke, man muss mit einem komplexen, frequenzabhängigen Brechungsindex n(f) arbeiten. Im Realteil steckt sozusagen der bekannte Brechungsindex, im Imaginärteil der Extinktionskoeffizient, der in das Lambert-Beerschen Gesetz eingeht; damit sind wir bei den Begriffen Extinktion (Absorption)= und Transmissionsgrad angelangt.

Transparenz ist m.w.n. so definiert, dass Licht einen Körper gem. dem Snelliussches Brechungsgesetz durchqueren kann, d.h. also dass im Material im wesentlichen keine nicht-linearen Effekte, diffuse Streuung (an Streuzentren), Extinktion usw. auftreten. Insbs. verschwindet der Imaginärteil des Brechungsindex.

Wir sollten also besser vom (komplexen Anteil des) Brechungsindex bzw. dem Transmissionsgrad sprechen. Transparenz alleine garantiert noch kein Verschwinden der Brechung; das war falsch formuliert.

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