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Loggos
Anmeldungsdatum: 14.06.2012 Beiträge: 4
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Loggos Verfasst am: 14. Jun 2012 12:22 Titel: Erfassen von Schattenfarbigkeiten etc. (für Künstler :P ) |
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Meine Frage:
Hallo liebe Physiker,
ich beschäftige mich sehr intensiv mit Kunst, weswegen Farben und Schatten für mich eine grundlegende Rolle spielen.
Die meisten Aspekte, die ein Künstler übt, lassen sich nachvollziehbar erklären (Perspektive, Anatomie etc. alles durch Bücher lernbar), allerdings fehlt mir zu Licht und Schatten eine physikalisch begründete Lektüre (gibt es vllt sogar, aber hab ich bisher noch nicht gefunden).
Da ich leider überhaupt kein Physiker bin (interessant, aber leider nicht studiert) und ich bei Google (entweder kein Suchtalent oder wirklich nichts da) nichts gefunden habe, brauche ich einfach mal Physiker, die sich auskennen und mir zumindest sagen können, in welche Richtung ich weitersuchen kann (vllt. auch irgendein Werk kennen, mit dem ich etwas anfangen könnte ).
(Genug der dusseligen Vorrede, hier die Frage:)
Ich versuche herauszufinden, die ich die (von Menschen subjektiv empfundene) Farbverschiebung von Schatten "in Regeln einteilen" kann, z.B. die Beobachtung, dass Schatten in "gelblichem" Licht (ich weiß, physikalisch nicht korrekt, aber so nehm ich es wahr) einen stärkeren Blauanteil haben.
Damit meine ich nicht nur die Schlagschatten, sondern besonders auch die Schatten auf einem Objekt! Z.B. Eine rote Tasse, deren Rundung einen Schatten hervorruft. Dabei verändert sich nach meiner Wahrnehmung aber nicht nur die Helligkeit sondern auch die Farbintensität (Sättigung) und die Chromatik.
Das würde ich gerne grundlegend für verschiedene Lichtfarben (weißes Licht, andersfarbiges Licht etc.) herausfinden, zudem auch wie ich die Intensität verschiedener Halbschatten ermittlen kann, wenn sie auf verschiedenformigen und -farbigen Objekten entstehen.
Grundlegenden Beobachtungen wie Reflexion, Brechung, Oberflächenstrukturen und der Licht-/Schattenwurf von Objekten auf andere bin ich mir bewusst, aber es sind eben nur Beobachtungen, die ich geschätzt anwenden kann.
Sogesehen möchte ich das Zusammenspiel von Lichtfarbe/Lichtquelle, Schattenintensität auf Objekten/Umgebung und Farbigkeit der erzeugten Schatten ("alltägliche" Schatten, wie zum Beispiel ein Apfel in der Sonne) erfassen können.
Ich wollte es aber nicht nur durch wage Beobachtung "erforschen" (vor allem, da ich im Moment nicht an farbige Lichtquellen herankomme), da das einfach immer irgendwie ungenau ist und menschliche Wahrnehmung oft ausgetrickst werden kann. Perspektive lässt sich ja auch nicht nur Pi mal Daumen berechnen sondern konstruieren und über Anatomie hat man aus der Biologie profunde Kenntnisse.
Da Farbe und Licht physikalisch sind, würde ich gerne (grundlegend zumindest) dort auch lieber lernen als nur schätzen (Gesetze künstlerisch zu brechen bedeutet ja, sie überhaupt zu kennen ) und habe deshalb die Hoffnung, dass sich irgendwer vor mir schon einmal damit beschäftigt hat (Goethe zum Beispiel, aber der war ja auch kein Physiker).
Ich bin wie gesagt selbst leider totaler Amateur, aber ich bin gewillt, zu lernen und keine Sorge, ich stelle es mir nicht einfach vor. Der Zeitauffand ist für mich nicht das Problem. Mein Problem ist, dass ich gar nicht richtig weiß, wie ich an diese spezifischen Infos komme.
Generelle Lichtbrechung und Reflexion findet man, aber wie ich verschiedene (gefühlte) "Farbigkeit" von Schatten ermittle oder aus den geschilderten Beobachtungen "Regeln" ableite, habe ich einfach nicht gefunden.
Gibt es vielleicht sowas wie Farbphysik für Künstler? :P
Wenn ich einfach schlecht gesucht habe, könnt ihr mir auch gerne Links u.ä schicken. Das würde mir schon enorm helfen!!! :)
Vielen Dank und liebe Grüße!
Loggos
Meine Ideen:
Wie gesagt, einige Beobachtungen:
Schatten sind für mich in der Regel saturierter als die "Grundfarbe" (jaja, wieder nicht physikalisch ^^; ), aber es findet auch eine Farbverschiebung in die subjektive Farbkühle statt, vor allem, je "wärmer" das Licht ist.
Umgekehrt scheint die Saturierung bei "Highlights" abzunehmen.
An "härteren" Schattenkanten empfinde ich eine Art "sichtbaren" Bruch des Lichts mit einer Farbverschiebung die von mir als "gelblicher Anteil über rötlichen Anteil hin zu blauem Anteil" im Schatten wahrgenommen wird.
Bei weichen Schattenverläufen empfinde ich dies nicht/schwächer.
Das ist nur ein kleiner Teil meiner Beobachtungen und sie sind wie gesagt alle rein subjektiv, so wie ich sie mir während des Malens angeeignet habe. |
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Laron
Anmeldungsdatum: 20.02.2012 Beiträge: 230
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franz
Anmeldungsdatum: 04.04.2009 Beiträge: 11583
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franz Verfasst am: 14. Jun 2012 13:06 Titel: |
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Das altehrwürdige Physikbuch von Grimsehl hat ein längeres Kapitel Physiologische Optik. III 1.3 S.21 - 33 |
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Loggos
Anmeldungsdatum: 14.06.2012 Beiträge: 4
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Loggos Verfasst am: 14. Jun 2012 13:58 Titel: |
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Danke ihr beiden!
Den Link habe ich erst einmal überflogen, aber das sieht schon sehr gut aus und ich werde mich damit eingehend befassen.
Ich würde gerne die von dir angesprochenen Bereiche über Lichtwellen(erzeugung) und Wechselwirkung kennenlernen, da ich dieses Thema wirklich verstehen will.
Wie gesagt, ich bin auch bereit mich von Grund auf hineinzuarbeiten.
Ich werde mich mal im Internet weiter umgucken, aber da ich irgendwie mehr der Büchertyp bin, habt ihr da Empfehlungen (neben Grimsehl, den ich mir mal angucken werde) oder Links, die ihr persönlich für besonders gut haltet?
@ Franz
Welches davon meinst du genau?
Ich habe spaßeshalber mal bei Amazin geguckt und dort gab es mehrere Bände und sogar einen einzelnen nur zur Optik.
Vielen Dank nochmal und viele Grüße! |
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franz
Anmeldungsdatum: 04.04.2009 Beiträge: 11583
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franz Verfasst am: 14. Jun 2012 14:11 Titel: |
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Band III / Optik
Nicht zu empfehlen: Pe'rez, Optik. Viele Formeln, nichts zum Farbsehen.
Ich würde auch bei der Medizin oder Physiologie nachgucken. |
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Loggos
Anmeldungsdatum: 14.06.2012 Beiträge: 4
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Loggos Verfasst am: 14. Jun 2012 20:22 Titel: |
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Ok vielen Dank!
Ich habe mich mal ein bisschen in das Thema eingelesen (bisher noch relativ oberflächlich), aber habe die Aspekte mit den Wellenlängen, Absorbtion, Reflexion und Remission auf Laienniveau verstanden (hoffe ich?).
Dabei ist mir auch noch einmal klarer geworden, was ich eigentlich wissen will und werde versuchen, meine Frage etwas zu präzisieren:
Warum Schatten generell entsteht, ist verständlich und auch wie die Farbe eines Objekts zustande kommt.
Wenn ein Schatten auf einem Objekt entsteht, weil weniger Licht ankommt, also weniger absorbiert und remittiert werden kann (stimmt das so?!), warum wird dann das Objekt subjektiv nicht nur dunkler sondern für den Betrachter teilweise auch andersfarbig (persönliche Beobachtung: Je weniger Licht, an einer Stelle aufkommt, desto kühler wirkt der Gegenstand im Vergleich zu den nicht so schattigen Stellen) und auch gesättigter (ebenfalls persönliche Beobachtung bzw. Eindruck)?
Als Nichtphysiker denke ich mir erst einmal: Wenn ein Gegenstand nur Lichtwellen mit bestimmter Wellenlänge zurückwirft, dann wirft er, je weniger Licht überhaupt an einer Stelle ankommt, auch weniger dieser Lichtwellen zurück. Daher müsste es einfach nur dunkler werden, was sich aber nicht mit meinen Eindrücken deckt. Deshalb denke ich danach einfach nur "Braincrack! Verstehe ich nicht...".
Werden je nach Abstand eines Gegenstands zur Lichtquelle und je nach Gegenstandsform verschiedene Wellenlängen absorbiert und remittiert, sodass verschiedene Farbeindrücke entstehen?
Ich hatte es so aufgefasst, dass es die Atome/Moleküle/minimalen nicht sichtbaren Teilchen (???) sind (spätestens jetzt blamier ich mich ) sind, also platt gesagt, die Bestandteile eines Gegenstands (auch Farbpigmente eingefasst, die ich zum Malen benutze), die bestimmte Wellenlängen remittieren, habe also gefolgert, dass die remittierten Wellenlängen immer gleich seien, da der Stoff ja auch gleichbleibt.
Liege ich damit meilenweit daneben?
Irgendetwas muss sich ja ändern, denn das Auge nimmt ja die verschiedenen Wellenlängen auf und interpretiert sie in Farbe um (und ich meine dies, wenn andere Aspekte wie die reflektierte Farbe anderer Gegenstände und anderer Lichtquellen bereist ausgeschlossen ist).
Besonders je farbiger das Licht wirkt, desto intensiver scheint auch der Schatten eine Farbverschiebung zu bekommen (Eindruck: Warmes Licht/gelbliches/oranges Licht --> kühler/bläulicher Schatten
oder
Rotes Licht --> grünliche Schatten)
Daher mein Gedanke, dass in schattigen Bereichen die Wellenlängen, die uns die Farbe eines Objekts suggerieren, nicht einfach nur (quantitativ? nennt man das so?) weniger remittiert werden, sondern widerum andere, die einen anderen Farbeindruck erzeugen?!
(Gibt es in diesem Zusammenhang Regeln, bei welcher Lichtfarbe welcher Farbeindruck entsteht?)
Deshalb brauche ich nochmal Hilfe, weil sich meine Wahrnehmung und Gedankenspielerei wahrscheinlich massiv von der Realität unterscheidet.
Danke nochmal und falls das alles riesen Schmarn ist, verzeiht mir bitte. :') |
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Chillosaurus
Anmeldungsdatum: 07.08.2010 Beiträge: 2440
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Chillosaurus Verfasst am: 14. Jun 2012 21:56 Titel: |
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Loggos hat Folgendes geschrieben: | [...]warum wird dann das Objekt subjektiv nicht nur dunkler sondern für den Betrachter teilweise auch andersfarbig (persönliche Beobachtung: Je weniger Licht, an einer Stelle aufkommt, desto kühler wirkt der Gegenstand im Vergleich zu den nicht so schattigen Stellen) und auch gesättigter (ebenfalls persönliche Beobachtung bzw. Eindruck)?
Als Nichtphysiker denke ich mir erst einmal: Wenn ein Gegenstand nur Lichtwellen mit bestimmter Wellenlänge zurückwirft, dann wirft er, je weniger Licht überhaupt an einer Stelle ankommt, auch weniger dieser Lichtwellen zurück. Daher müsste es einfach nur dunkler werden, was sich aber nicht mit meinen Eindrücken deckt. Deshalb denke ich danach einfach nur "Braincrack! Verstehe ich nicht...". |
Das Auge hat Stäbchen und Zäpfchen. Eins davon sorgt für das Farbsehen, das andere ist für das Sehen bei Dunkelheit optimiert. Wenn man Licht-Schattengrenze hat, ändert sich dort die Farbwahrnehmung - wie man auch bei Dunkelheit unterschiedlich die Farben wahrnimmt. Zitat: | [..]die Bestandteile eines Gegenstands (auch Farbpigmente eingefasst, die ich zum Malen benutze), die bestimmte Wellenlängen remittieren, habe also gefolgert, dass die remittierten Wellenlängen immer gleich seien, da der Stoff ja auch gleichbleibt.
Liege ich damit meilenweit daneben? |
Jein, die Wellenlängen, die nicht absorbiert werden, werden zurückgeworfen. Dadurch entsteht der Farbeindruck.
Zitat: | [...]
(Gibt es in diesem Zusammenhang Regeln, bei welcher Lichtfarbe welcher Farbeindruck entsteht?) |
Nein, das ist durch die physiologie des Beobachters geben (e.g. Anzahl Zämpfchen/Stäbchen, Farbsichtigkeit) |
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Chillosaurus
Anmeldungsdatum: 07.08.2010 Beiträge: 2440
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Chillosaurus Verfasst am: 14. Jun 2012 22:02 Titel: |
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Loggos hat Folgendes geschrieben: | [...] Rotes Licht --> grünliche Schatten[...] |
Fällt dir selbst etwas auf?
Rot zu Grün
Orange zu Blau
Genau, Komplementärfarben!
Rot entsteht, wenn grün fehlt
Orange entsteht, wenn Blau fehlt
Was siehst du z.B., wenn du lange auf Rot schaust und dann die Augen schließt (im ersten Moment). Gleicher Effekt: du bist auf rot getrimmt und dann ist aufeimal weniger Rot da. |
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Loggos
Anmeldungsdatum: 14.06.2012 Beiträge: 4
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Loggos Verfasst am: 14. Jun 2012 22:39 Titel: |
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Chillosaurus hat Folgendes geschrieben: |
Das Auge hat Stäbchen und Zäpfchen. Eins davon sorgt für das Farbsehen, das andere ist für das Sehen bei Dunkelheit optimiert. Wenn man Licht-Schattengrenze hat, ändert sich dort die Farbwahrnehmung - wie man auch bei Dunkelheit unterschiedlich die Farben wahrnimmt.
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Hm, ok. Das habe ich soweit verstanden. Dass sich die Farbwahrnehmung ändert, habe ich ja auch beobachtet. Ich habe mich nur gefragt, ob das irgendwelche empirischen Ursachen hat, also dass die zurückgeworfenen Wellenlängen, die den Farbeindruck vermitteln, nicht gleichbleibend sind, sondern sich ändern, je intensiver der Schatten wird. Also die Augen deshalb andere Wellenlängen als Info erhalten und so ein anderer Farbeindruck entsteht.
Oder meinstest du, dass die Wellenlängen, die im Auge als Farbe interpretiert werden, trotz Lichtwegfall/(Halb-)Schatten gleichbleiben, aber das Auge/Gehirn selbst eine "Uminterpretation" dieser Wellenlängen vornimmt, wenn sich die Helligkeitsinformationen ändern, sodass ein anderer Farbeindruck versteht?
(Liegt die Antwort meiner Frage also nicht darin, dass Schatten andere Wellenlängen, sondern einen anderen Verarbeitungsmechanismus im Auge bedeutet?)
Chillosaurus hat Folgendes geschrieben: | Zitat: |
(Gibt es in diesem Zusammenhang Regeln, bei welcher Lichtfarbe welcher Farbeindruck entsteht?) |
Nein, das ist durch die physiologie des Beobachters geben (e.g. Anzahl Zämpfchen/Stäbchen, Farbsichtigkeit) |
Ah ok! Ich bin zwar davon ausgegangen, dass es Unterschiede zwischen Betrachtern gibt, aber ich dachte, dass es dennoch grundlegende Gemeinsamkeiten gibt. Aber wenn man bedenkt, was für unterschiedliche Antworten man bei Fragen nach Farben teilweise bekommt..
Chillosaurus hat Folgendes geschrieben: | Genau, Komplementärfarben! |
Ist das grundlegend so, dass die Komplementärfarben entstehen, ich also bei entsprechendem Licht die Komplementärfarbe im Schatten (zumindest als Farbstich) drinhabe?
Danke jedenfalls, Chillosaurus!! Und verzeih mein ganzes Gefrage. Ich will sowas immer zu genau wissen. ^^ |
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Chillo Gast
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Chillo Verfasst am: 14. Jun 2012 23:25 Titel: |
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Loggos hat Folgendes geschrieben: | [...] Ist das grundlegend so, dass die Komplementärfarben entstehen, ich also bei entsprechendem Licht die Komplementärfarbe im Schatten (zumindest als Farbstich) drinhabe?[...] |
Ich würde eher sagen, dass dies ein Effekt im Auge /Gehirn ist, das sich auf eine bestimmte Farbe einstellt. Wo diese dann fehlt, erscheint die Komplementärfarbe. Es ist nicht so, dass andere Wellenlängen wirklich vorhanden wären. |
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