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pfnuesel



Anmeldungsdatum: 04.11.2004
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Beitrag pfnuesel Verfasst am: 03. Jan 2011 18:59    Titel: Lorentz-Faktor Antworten mit Zitat

Wink

Lese gerade ein neues Buch, welches mich schon auf den ersten Seiten sehr verwirrt (bin ich eingerostet?), dabei geht's nur um ein paar Umformungen mit dem Lorentz-Faktor. Bin über jede Hilfe dankbar.

Zunächst einmal wird der Lorentz-Faktor eingeführt als . Ist das äquivalent zu ? Muss doch so sein, wenn ich das aber gleich setze komme ich nicht auf eine einfach auszuwertende wahre Aussage.

Dann die eigentliche Rechnung:
.

Nachdem ich hier das in den Zähler nehme ende ich zwar bei einer ähnlichen Gleichung, nicht aber bei der korrekten. Ich habe das Gefühl mir fehlt nur eine mir unbekannte Äquivalenz, wenn mir hier jemand auf die Sprünge helfen könnte wäre ich äusserst dankbar.
Lorentz-Faktor
Gast





Beitrag Lorentz-Faktor Verfasst am: 03. Jan 2011 19:09    Titel: Antworten mit Zitat

dermarkus
Administrator


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Beitrag dermarkus Verfasst am: 03. Jan 2011 20:18    Titel: Antworten mit Zitat

Wahrscheinlich ist das Verwirrende einfach erstmal nur die kompakte Verwendung von abkürzenden Schreibweisen, die dir eventuell bisher noch nicht so vertraut waren.

Die bekannten Beziehungen sind neben

und

Das m ist dabei die relativistische Masse des betrachteten Teilchens, hier konkret das .

(Der Impuls p ist dementsprechend hier gleich )

Damit passt die Umformung prima smile
TomS
Moderator


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Beitrag TomS Verfasst am: 03. Jan 2011 21:03    Titel: Antworten mit Zitat

dermarkus hat Folgendes geschrieben:
Das m ist dabei die relativistische Masse des betrachteten Teilchens ...

Hier nochmal der Hinweis, dass man den Begriff relativistische Masse heute einfach nicht mehr verwenden sollte; Quellen, die dies immer noch tun, sind veraltet. Man spricht heute bei einem Teilchen von seiner Ruhemasse und von sonst gar nichts; man verwendet auch kein Symbol m(v) für eine "geschwindigkeitsabhängige Masse" oder "relativistische Masse". Energie und Impuls sind geschwindigkeitsabhängig, die Masse (= Ruhemasse nicht).

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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
pfnuesel



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Beiträge: 248
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Beitrag pfnuesel Verfasst am: 03. Jan 2011 21:07    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank lieber Markus! Thumbs up!

Einmal mehr stand ich einfach nur auf dem Schlauch.
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 03. Jan 2011 21:25    Titel: Antworten mit Zitat

TomS, wie würdest du das oben in den Gleichungen verwendete dann am liebsten bezeichnen?

In, wie du meinst, "alter" Bezeichnungsweise wäre das ja die geschwindigkeitsabhängige Masse oder relativistische Masse, die dem Ausdruck entspricht.

Meinst du, dass man heute für so etwas am besten nur noch schreibt und schreiben sollte?

Gibt es spezielle Gründe, warum es nicht mehr üblich ist, von einem m(v) zu sprechen; gibt es da Möglichkeiten für Missverständnisse oder Fehldeutungen, die man heutzutage gerne vermeiden möchte?

Schreibt man heute nicht mehr gerne in ?

Gibt es Beispiele für Zusammenhänge, in denen es besonders wichtig oder vorteilhaft ist, so etwas wie eine Bezeichnung m(v) zu vermeiden?

(Für manche einfachen Zwecke scheint ja die Vorstellung von einem m(v) zumindest zum Nachvollziehen und Merken mancher Formeln zunächst mal ziemlich praktisch.)
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18144

Beitrag TomS Verfasst am: 03. Jan 2011 22:36    Titel: Antworten mit Zitat

Mit dem Begriff der relativistischen Masse m(v) ist die Vorstellung verbunden, dies sei tatsächlich eine "Masse" mit den bekannten Eigenschaften Gewicht und Trägheit. Man kann dieses m(v) aber nicht einfach an jeder beliebigen Stelle in eine Newtonsche Gleichung einsetzen; das funktioniert eben nur manchmal (!)

Korrekt ist die Gleichung E=mc² wie folgt zu interpretieren: der Ruhemasse (!) m entspricht ein Energieäquivalent mc²; in dieser Interpretation hat Einstein die Gleichung auch in seiner Arbeit dargestellt; dass man damit immer gleich E(v)=m(v)c² verbindet, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Ich denke, er entspringt alleine der Tatsache, dass man gerne "p=mv" schreiben möchte und dafür etwas so absonderliches wie p(v)=m(v)*v bemüht. Das hilft nicht wirklich weiter.

Ich verweise dazu gerne auf die englischsprachige Wikipedia
http://en.wikipedia.org/wiki/Mass_in_special_relativity
sowie auf eine Veröffentlichung von Lev Okun
http://arxiv.org/abs/hep-ph/0602037
in der er eine Diskussion zu dem Thema zusamenfasst.

Ich will hier keine Haarspaltereien betreiben, sondern nur einfach darauf hinweisen, dass es einige gute Gründe gibt, zumindest nicht einfach "m" zu schreiben und damit die relativistische Masse zu "meinen". Üblicherweise steht "m" für die Ruhemasse.

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DrStupid



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Beitrag DrStupid Verfasst am: 04. Jan 2011 00:35    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Mit dem Begriff der relativistischen Masse m(v) ist die Vorstellung verbunden, dies sei tatsächlich eine "Masse" mit den bekannten Eigenschaften Gewicht und Trägheit.


Die relatvistische Masse ist nichts anderes als die gute alte träge Masse der Newtonschen Mechanik. Sie charakterisiert die Trägheit eines Systems, nicht aber das, was Du vermutlich mit "Gewicht" meinst. Dafür war die schwere Masse zuständig.

TomS hat Folgendes geschrieben:
Man kann dieses m(v) aber nicht einfach an jeder beliebigen Stelle in eine Newtonsche Gleichung einsetzen; das funktioniert eben nur manchmal (!)


Mir fällt momentan kein Beispiel ein, in dem es nicht funktioniert. Kannst Du mir bitte eins nennen?

TomS hat Folgendes geschrieben:
Korrekt ist die Gleichung E=mc² wie folgt zu interpretieren: der Ruhemasse (!) m entspricht ein Energieäquivalent mc²;


Kann man machen, muss man aber nicht. Für die träge Masse und die Gesamtenergie eines Systems gilt diese Gleichung ebenfalls. Deshalb kann man anstelle der träge Masse auch einfach E/c² schreiben um beispielsweise im Gespräch mit Relativitätstheoretikern Pawlowsche Reflexe zu vermeiden.

TomS hat Folgendes geschrieben:
Ich denke, er entspringt alleine der Tatsache, dass man gerne "p=mv" schreiben möchte und dafür etwas so absonderliches wie p(v)=m(v)*v bemüht. Das hilft nicht wirklich weiter.


Newton hat den Impuls als Produkt von träger Masse und Geschwindigkeit definiert und daran hat sich nie etwas geändert. Bei Gültigkeit der Lorentz-Transformation ergibt sich daraus zwingend p(v)=m(v)*v. Ich kann daran nichts absonderliches erkennen.

TomS hat Folgendes geschrieben:
Ich will hier keine Haarspaltereien betreiben, sondern nur einfach darauf hinweisen, dass es einige gute Gründe gibt, zumindest nicht einfach "m" zu schreiben und damit die relativistische Masse zu "meinen".


Genauso soll man aber auch nicht einfach "m" schreiben und damit die Ruhemasse meinen. Grundsätzlich ist es jedem selbst überlassen, welche Symbolik er verwendet. Im Zweifelsfalls muss man nur dazu schreiben, was man meint. Wenn dasselbe Symbol gern für verschiedene Größen verwendet wird, dann ist es noch besser, Indizes zu verwenden, um Verwechslungen vorzubeugen.

TomS hat Folgendes geschrieben:
Üblicherweise steht "m" für die Ruhemasse.


In heutigen Publikationen schon, in älteren aber nicht. Man darf deshalb nicht blind darauf vertrauen, dass mit "m" die Ruhemasse gemeint ist und sollte sich lieber angewöhnen, in jedem Fall darauf zu achten, wofür dieses Symbol steht.
dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 04. Jan 2011 01:25    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Mit dem Begriff der relativistischen Masse m(v) ist die Vorstellung verbunden, dies sei tatsächlich eine "Masse" mit den bekannten Eigenschaften Gewicht und Trägheit. Man kann dieses m(v) aber nicht einfach an jeder beliebigen Stelle in eine Newtonsche Gleichung einsetzen; das funktioniert eben nur manchmal (!)

Korrekt ist die Gleichung E=mc² wie folgt zu interpretieren: der Ruhemasse (!) m entspricht ein Energieäquivalent mc²; in dieser Interpretation hat Einstein die Gleichung auch in seiner Arbeit dargestellt; dass man damit immer gleich E(v)=m(v)c² verbindet, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Ich denke, er entspringt alleine der Tatsache, dass man gerne "p=mv" schreiben möchte und dafür etwas so absonderliches wie p(v)=m(v)*v bemüht. Das hilft nicht wirklich weiter.

Ich verweise dazu gerne auf die englischsprachige Wikipedia
http://en.wikipedia.org/wiki/Mass_in_special_relativity
sowie auf eine Veröffentlichung von Lev Okun
http://arxiv.org/abs/hep-ph/0602037
in der er eine Diskussion zu dem Thema zusamenfasst.

Ich will hier keine Haarspaltereien betreiben, sondern nur einfach darauf hinweisen, dass es einige gute Gründe gibt, zumindest nicht einfach "m" zu schreiben und damit die relativistische Masse zu "meinen". Üblicherweise steht "m" für die Ruhemasse.


Vielen Dank, TomS, für die Erklärung und die ausgezeichneten Links smile

Mein Eindruck ist, dass viele Lehrende, wenn sie eine erste Einführung in die Relativitätstheorie geben, ohne dass die Lernenden dabei in Anwendung und Verständnis schon sehr in die Tiefe zu gehen brauchen, bisher oft die Einführung einer relativistischen Masse gewählt haben, weil damit viele der Gleichungen, denen man als erstes begegnen mag, etwas einfacher aussehen.

Und ich bin nun einverstanden, dass es spätestens für ein tieferes Verständnis der Relativitätstheorie und fortgeschrittenere Anwendungen besser ist, mit der Ruhemasse und dem Begriff der invarianten Masse zu arbeiten, und das nicht als eine Masse aufzufassen.

In dem Sinn ist es natürlich besser, sich auch schon gleich in der Lehre abzugewöhnen, mit dem Begriff einer relativistischen Masse zu arbeiten, auch wenn das vielen schwer fallen dürfte, die sich zwischenzeitlich schon daran gewöhnt haben smile
TomS
Moderator


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Beitrag TomS Verfasst am: 04. Jan 2011 01:46    Titel: Antworten mit Zitat

dermarkus hat Folgendes geschrieben:
Mein Eindruck ist, dass viele Lehrende, wenn sie eine erste Einführung in die Relativitätstheorie geben, ohne dass die Lernenden dabei in Anwendung und Verständnis schon sehr in die Tiefe zu gehen brauchen, bisher oft die Einführung einer relativistischen Masse gewählt haben, weil damit viele der Gleichungen, denen man als erstes begegnen mag, etwas einfacher aussehen.

Ja, so kann man das sagen.

dermarkus hat Folgendes geschrieben:
Und ich bin nun einverstanden, dass es spätestens für ein tieferes Verständnis der Relativitätstheorie und fortgeschrittenere Anwendungen besser ist, mit der Ruhemasse und dem Begriff der invarianten Masse zu arbeiten, und das nicht als eine Masse aufzufassen.

Ja, auch das kann man so sagen.

Nun ist es aber so, dass man in der Physik viel Zeit damit verbringt, irreführende Vereinfachungen wieder aus den Köpfen herauszubringen.

Beispiele:
1) "Die Masse eines Körpers nimmt mit der Geschwindigkeit zu"
2) "Elektronenbahnen im Atom"
3) "Ein Elektron ist sowohl eine Welle als auch ein Teilchen"
4) "kosmologische Rotverschiebung aufgrund der Galaxienflucht / Bewegung entfernter Galaxien"
5) "die elektromagnetische Kraft entsteht durch den Austausch virtueller Photonen"

Zu
1) haben wir gerade hier
2) wird doch meist mit dem Hinweis versehen, dass das letztlich falsch ist
3) es ist keines von beiden
4) die Galaxien bewegen sich nicht, sondern der Raum dehnt sich aus (man kann in der ART nicht mal die Geschwindigkeit entfernter Objekte definieren !)
5) man kann die QED in einer geeigneten Eichung so formulieren, dass man für das statische Coulombpotential keine virtuellen Photonen benötigt.

Ich habe nun nichts gegen Veranschaulichungen, einfache Bilder und eine schrittweise Hinführung vom Einfachen zum Komplizierten - im Gegenteil. Ich finde es nur unschön, dass man zuerst immer gegen angebliches Wissen ankämpfen muss, weil sich die Leute nicht angewöhnen können, dazuzusagen, dass bestimmte Konzepte stark vereinfachend oder historisch bedingt sind. Das führt dann immer zu einer Art Pseudo-Verständnis. Viele Diskussionen ließen sich vermeiden, wenn zu Beginn klar wäre, dass man später mal etwas über Bord werfen darf, weil es eben nur eine "Episode" war.

Ich weiß nicht, woher das kommt. Evtl. ist es Faulheit oder Unwissendheit der Lehrenden, oder es ist insbs. bei populärwissenschaftlichen Büchern eben gerade verkaufsfördernd.

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TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18144

Beitrag TomS Verfasst am: 04. Jan 2011 01:47    Titel: Antworten mit Zitat

DrStupid hat Folgendes geschrieben:
TomS hat Folgendes geschrieben:
Man kann dieses m(v) aber nicht einfach an jeder beliebigen Stelle in eine Newtonsche Gleichung einsetzen; das funktioniert eben nur manchmal (!)


Mir fällt momentan kein Beispiel ein, in dem es nicht funktioniert. Kannst Du mir bitte eins nennen?



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dermarkus
Administrator


Anmeldungsdatum: 12.01.2006
Beiträge: 14788

Beitrag dermarkus Verfasst am: 04. Jan 2011 03:08    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:

Nun ist es aber so, dass man in der Physik viel Zeit damit verbringt, irreführende Vereinfachungen wieder aus den Köpfen herauszubringen.

Beispiele:
[...]

Ich habe nun nichts gegen Veranschaulichungen, einfache Bilder und eine schrittweise Hinführung vom Einfachen zum Komplizierten - im Gegenteil. Ich finde es nur unschön, dass man zuerst immer gegen angebliches Wissen ankämpfen muss, weil sich die Leute nicht angewöhnen können, dazuzusagen, dass bestimmte Konzepte stark vereinfachend oder historisch bedingt sind. Das führt dann immer zu einer Art Pseudo-Verständnis. Viele Diskussionen ließen sich vermeiden, wenn zu Beginn klar wäre, dass man später mal etwas über Bord werfen darf, weil es eben nur eine "Episode" war.


Einverstanden, das kann ich gut nachvollziehen.

Ich denke, solche vereinfachenden Zwischenschritte sind beim Lernen manchmal sehr hilfreich, weil sie sowohl für Lernende als auch für viele Lehrende oft zugänglicher und machbarer sind als der ambitionierte Versuch, gleich direkt auf einer tieferen Verständnisebene einzusteigen.

Je mehr dann in tieferführenden Diskussionen oder Vorlesungen den Lernenden klar ist, wie kompetent der Gesprächspartner oder der Dozent für die weiterführende Vorlesung ist, umso einfacher kann es im günstigen Fall gelingen, dass der Lernende über den Zwischenschritt hinauskommt.

Wenns gut läuft, dann dient so ein Zwischenschritt - solange er gebraucht wird - mehr als hilfreiche Brücke, als irrezuführen und das tiefergehende Lernen zu erschweren. smile

Wenns weniger gut läuft, hat man in der Tat zuweilen (insbesondere in Gesprächen mit Diskussionspartnern, die beim Selberlernen noch nicht so tief vorgedrungen sind) wegen solchen irreführenden Zwischenschritten mehr Verständigungsprobleme und mehr Aufwand beim Versuch, etwas tiefergehendes zu vermitteln.
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5054

Beitrag DrStupid Verfasst am: 04. Jan 2011 15:32    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
DrStupid hat Folgendes geschrieben:
TomS hat Folgendes geschrieben:
Man kann dieses m(v) aber nicht einfach an jeder beliebigen Stelle in eine Newtonsche Gleichung einsetzen; das funktioniert eben nur manchmal (!)


Mir fällt momentan kein Beispiel ein, in dem es nicht funktioniert. Kannst Du mir bitte eins nennen?




Das ist keine Newtonsche Gleichung, sondern geht für den Spezialfall einer invarianten Masse aus den Newtonschen Gleichungen hervor. Dass man in eine Gleichung, die nur für konstante Massen gilt, keine geschwindigkeitsbhängige Masse einseztzen darf, ist trivial. Das war also kein gutes Beispiel. Möchtest Du es nochmal versuchen?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18144

Beitrag TomS Verfasst am: 04. Jan 2011 17:48    Titel: Antworten mit Zitat

Nein, ich möchte es nicht nochmal versuchen, weil du nämlich dir die Dinge immer so hindrehst, dass sie dir passen, nicht dass sie zur Sache passen.

Die Gleichung E=mv²/2 ist eine bekannte Gleichung der Newtonschen Mechanik für die kinetische Energie eines Teilchens der Masse m und der Geschwindigkeit v, genauso wie die Gleichung p=mv eine Gleichung für den Impuls darstellt. Beide Gleichungen ergeben sich aus der Energie- und Impulserhaltung für ein freies Teilchen gemäß dem Noether-Theorem (einmal bzgl. t- und einmal bzgl. x-Translatiosninvarianz); beide Gleichungen haben in der nicht-rel. Mechanik den selben Stellenwert.

Nur - die eine Gleichung kannst du über den Trick der rel. Masse m(v) gemäß p(v) = m(v)*v in eine realtivistische Gleichung umformen, die andere eben nicht (bzw. du müsstest eine andere Massenfunktion m(v) einführen).

Das Beispiel zeigt deutlich - das mag dir nun nicht gefallen - dass das Einführen von m(v) in die Newtonsche Mechanik und der damit verbundenen "Ableitung" oder "Motivation" von relativistsichen Gleichungen letztlich ein dummer Kunstgriff ist, der in einigen Fällen funktionieren mag, in anderen nicht - und den man deswegen bleiben lassen sollte. Es hilft auch nichts, zu argumentieren, warum er für p funktioniert und für E nicht; eine Methode, die Allgemeingültigkeit suggeriert und nur in Spezialfällen funktioniert, in anderen Fällen dagegen versagt, ist unwissenschaftlioch, bzw. - hier in diesem Kontext - didaktisch dumm.

Wenn du dir mal die Mühe machst, die Quellen zu studieren, wirst du feststellen, dass sogar Einstein selbst sich explizit gegen die Verwendiung des Begriffs der relativistsichen Masse ausgesprochen hat!

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DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5054

Beitrag DrStupid Verfasst am: 04. Jan 2011 18:41    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Die Gleichung E=mv²/2 ist eine bekannte Gleichung der Newtonschen Mechanik für die kinetische Energie eines Teilchens der Masse m und der Geschwindigkeit v, genauso wie die Gleichung p=mv eine Gleichung für den Impuls darstellt. Beide Gleichungen ergeben sich aus der Energie- und Impulserhaltung für ein freies Teilchen gemäß dem Noether-Theorem (einmal bzgl. t- und einmal bzgl. x-Translatiosninvarianz)


Bis hier hin ist alles korrekt, aber dann wird es falsch:

TomS hat Folgendes geschrieben:
beide Gleichungen haben in der nicht-rel. Mechanik den selben Stellenwert. Nur - die eine Gleichung kannst du über den Trick der rel. Masse m(v) gemäß p(v) = m(v)*v in eine realtivistische Gleichung umformen, die andere eben nicht (bzw. du müsstest eine andere Massenfunktion m(v) einführen).


p=m·v und p(v)=m(v)·v müssen nicht ineinander umgeformt werden, weil sie identisch sind. E=m·v²/2 muss nicht in E=(m-mo)·c² umgeformt werden, weil beide Gleichungen zwanglos aus dE=F·ds, F=dp/dt und p=m·v sowie der jeweiligen Geschwindigkeitsabhängigkeit von m hervorgehen.

Solange man noch nichts von der Geschwindigkeitsabhängigkeit der trägen Masse wusste, war es legitim, Gleichungen wie E=m·v²/2 oder F=m·a zu verwenden, die nur für den Spezialfall konstanter Massen gelten. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Invarianz der trägen Masse aber experimentell falsifziert und später auf unabhängigem Weg auch theoretisch begründet. Seitdem weiß man, dass die Gültigkeit dieser Gleichungen begrenzt ist. Dass sie in den Anfängen der SRT außerhalb ihres Gültigkeitsbereiches verwendet wurden, ist ja noch mit der Macht der Gewohnheit zu erklären, aber heute - ein Jahrhundert später - gibt es dafür keine Entschuldigung mehr. Wenn die Geschwindigkeitsabhängigkeit der trägen Masse nicht mehr zu vernachlässigen ist, dann muss man sie auch bei Verwendung der Newtonschen Gleichungen berücksichtigen. Dann erhält man beisielsweise auch die korrekte Gleichung für die kinetische Energie.

TomS hat Folgendes geschrieben:
Das Beispiel zeigt deutlich - das mag dir nun nicht gefallen - dass das Einführen von m(v) in die Newtonsche Mechanik und der damit verbundenen "Ableitung" oder "Motivation" von relativistsichen Gleichungen letztlich ein dummer Kunstgriff ist, der in einigen Fällen funktionieren mag, in anderen nicht - und den man deswegen bleiben lassen sollte.


Auch hier liegst Du falsch. Das Beisiel zeigt lediglich, dass die falsche Verwendung physikalischer Größen und Gleichungen zu falschen Ergebnissen führt. Das ist aber trivial und gilt nicht nur für die träge Masse. Wenn das allein ein Grund wäre, Größen und Gleichungen nicht mehr zu verwenden, dann müsste man konsequenterweise die komplette Physik abschaffen.

TomS hat Folgendes geschrieben:
Wenn du dir mal die Mühe machst, die Quellen zu studieren, wirst du feststellen, dass sogar Einstein selbst sich explizit gegen die Verwendiung des Begriffs der relativistsichen Masse ausgesprochen hat!


Und das auch noch mit der gleichen Begründung wie Du. Er hat unzulässigerweise die Gleichung F=m·a verwendet, ohne zu berücksichtigen, dass sie (auch im Rahmen der klassischen Mechanik) nur für konstante Massen gilt. Wenn man da eine geschwindigkeitsabhängige Masse einsetzt, kommt natürlich Unsinn heraus (und zwar konkret longitudinale und transversale Massen). Sein zweiter Fehler bestand darin, die Ursache für das unsinnige Ergebnis bei der geschwindigkeitsabhängigen Masse zu suchen und nicht bei der für diesen Fall falschen Formel. Nun ja, Einstein war dafür bekant, sich häufig zu irren.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18144

Beitrag TomS Verfasst am: 04. Jan 2011 21:41    Titel: Antworten mit Zitat

DrStupid hat Folgendes geschrieben:
... aber dann wird es falsch:

Natürlich wird es falsch, was du im folgenden interpretierst; das ist es gerade, was ich damit zeigen wollte.

TomS hat Folgendes geschrieben:
Wenn du dir mal die Mühe machst, die Quellen zu studieren, wirst du feststellen, dass sogar Einstein selbst sich explizit gegen die Verwendiung des Begriffs der relativistsichen Masse ausgesprochen hat!

Das hast du offensichtlich nicht getan - s.u.

DrStupid hat Folgendes geschrieben:
Und das auch noch mit der gleichen Begründung wie Du. Er hat unzulässigerweise die Gleichung F=m·a verwendet, ohne zu berücksichtigen, dass sie (auch im Rahmen der klassischen Mechanik) nur für konstante Massen gilt. ...

Schön, dass du dich selbst disqualifizierst, dann muss ich das nicht machen.

Einstein schreibt selbst 1948 (!)

"Es ist nicht gut, von der Masse



eines bewegten Körpers zu sprechen, da von M keine klare Definition gegeben werden kann. Man beschränkt sich besser auf die 'Ruhe-Masse' m. Daneben kann man ja den Ausdruck für Momentum und Energie geben, wenn man das Trägheitsverhalten rasch bewegter Körper angeben will."

So, und damit beende ich dieses Thema. Du scheinst bzgl. deiner deiner Ausbildung als Physiker nicht besonders weit fortgeschritten zu sein, bleibst in Unkenntnis moderner Konzepte in einer veralteten Geisteshaltung stecken und hast kein Interesse daran, im Zuge einer sachlichen Diskussion dazuzulernen; da hat es keinen Sinn, weiterzudiskutieren.

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DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5054

Beitrag DrStupid Verfasst am: 04. Jan 2011 22:08    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
So, und damit beende ich dieses Thema.


Wenn Du nicht mehr als Behauptungen und Autoritätsbeweise zu bieten hast und nicht willens oder fähig bist, inhaltlich zu argumentieren, ist das auch besser so.
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