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dcba
BeitragVerfasst am: 03. Apr 2020 09:28    Titel:

Hallo index,

ich weiß jetzt glaube ich auch, was ich an der Aussage

Zitat:
"Dem Instrumentalismus zufolge sind die Hypothesen und die theoretischen Gesetze einer Theorie weder wahr noch falsch."


nicht richtig verstanden habe.

Ich habe nicht bedacht, dass sich die Begriffe wahr und falsch auf Tarski seine Definition beziehen. Der zufolge nach kann man ja natürlich nicht behaupten, dass eine Theorie (im Instrumentalismus) wahr oder falsch ist (nach Tarski), da die Theorie ja nur ein gedachtes Hilfsmittel ist.

Bei realistischen Positionen geht man ja schon davon aus, dass der Inhalt einer Theorie wahr ist (=zutreffend) oder falsch ist (=nicht zutreffend). Hier geht es ja auch nur wieder darum, wie man "...ist wahr" sinnvoll verwendet und nicht darum, ob es wirklich "wahr oder falsch ist" (da wir dies ja nicht wissen können, da nicht testbar).

Durcheinander kam ich mit dem Ergebnis einer Theorie, hier können wir ja in beiden Sichtweisen von wahr oder falsch reden bzw falsifizieren.
index_razor
BeitragVerfasst am: 02. Apr 2020 18:17    Titel:

dcba hat Folgendes geschrieben:
Ok,
super. Wie gesagt, wollte nur daraus hinaus, dass das Prinzip Deduktion-Falsifizierung auch im Instrumentalismus gilt.


Ok, das ist ja richtig. Aber worauf ich hinauswollte, ist, daß du vermutlich die Aussage im Wikipedia-Artikel falsch verstanden hast. (Das stand ja was von "wahr" und "falsch", nicht von "Falsifizierung".)

Zitat:

Eine Frage noch:
Zitat:
Falsifikation beruht auf der Akzeptanz von Basissätzen und diese erfolgt durch geregelte Konvention. Wenn man falsche Basissätze akzeptiert, kann man also wahre Theorien mit ihnen falsifizieren.


Wie kann man mittels falschen akzeptierten Basissätzen eine wahre Theorie falsifizieren? Hast Du vielleicht ein Beispiel?


Du meinst ein realistisches Beispiel? Wenn man z.B. akzeptiert, daß sich Neutrinos mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen können (falsch), dann falsifiziert das die Relativitätstheorie (wahr).
dcba
BeitragVerfasst am: 02. Apr 2020 17:54    Titel:

Ok,
super. Wie gesagt, wollte nur daraus hinaus, dass das Prinzip Deduktion-Falsifizierung auch im Instrumentalismus gilt.

Eine Frage noch:
Zitat:
Falsifikation beruht auf der Akzeptanz von Basissätzen und diese erfolgt durch geregelte Konvention. Wenn man falsche Basissätze akzeptiert, kann man also wahre Theorien mit ihnen falsifizieren.


Wie kann man mittels falschen akzeptierten Basissätzen eine wahre Theorie falsifizieren? Hast Du vielleicht ein Beispiel?
index_razor
BeitragVerfasst am: 02. Apr 2020 17:42    Titel:

Mit der Beschreibung finde ich alles ok. Es klang aber so, als wäre dir an dem Wikipedia-Zitat weiter oben noch irgendwas unklar geblieben. Wenn sich das erledigt hat, ist ja gut.
dcba
BeitragVerfasst am: 02. Apr 2020 17:32    Titel:

Zitat:
Ich habe keine Ahnung wie du jetzt darauf kommst. Popper redet von Falsifizierbarkeit als Abgrenzungskriterium zwischen Metaphysik und empirischer Wissenschaft. Das hat mit Wahrheit nicht das geringste zu tun. (Obwohl es natürlich mit "Wahrheit" im Sinne Tarskis vereinbar ist.)


Das die Falsifizierbarkeit das Abgrenzungskriterium darstellt ist mir bewusst.

Zitat:
Du redest jetzt seit neustem davon, daß eine falsifizierte Theorie falsch sein muß. Wie du das mit Instrumentalismus vereinbaren willst, ist mir nicht klar. Es sei denn du verwendest dies als Definition von "falsch". Das ist aber im Widerspruch zu Tarski.

Poppers Kriterium schließt nämlich nicht mal aus, daß eine wahre Theorie falsifiziert wird. Falsifikation beruht auf der Akzeptanz von Basissätzen und diese erfolgt durch geregelte Konvention. Wenn man falsche Basissätze akzeptiert, kann man also wahre Theorien mit ihnen falsifizieren.


Ich glaube, ich habe mich mal wieder ungenau ausgedrückt. Ich wollte nur darauf hinaus, dass im Instrumentalismus ebenfalls deduktiv von den zuvor berechneten Ergebnissen aus dem math. Formalismus auf die experimentelle Beobachtung geschlossen wird. Und wenn das berechnete Ergebnis nicht mit dem Experiment übereinstimmt, ist die Theorie (oder von mir aus auch der math. Formalismus) halt falsifiziert worden.

Soweit okay?
index_razor
BeitragVerfasst am: 02. Apr 2020 12:56    Titel:

dcba hat Folgendes geschrieben:
Also lässt sich Poppers wissenschaftliches Programm (Falsifizierungsprinzip) dann doch nur auf realistische Sichtweisen anwenden?


Ich habe keine Ahnung wie du jetzt darauf kommst. Popper redet von Falsifizierbarkeit als Abgrenzungskriterium zwischen Metaphysik und empirischer Wissenschaft. Das hat mit Wahrheit nicht das geringste zu tun. (Obwohl es natürlich mit "Wahrheit" im Sinne Tarskis vereinbar ist.)

Du redest jetzt seit neustem davon, daß eine falsifizierte Theorie falsch sein muß. Wie du das mit Instrumentalismus vereinbaren willst, ist mir nicht klar. Es sei denn du verwendest dies als Definition von "falsch". Das ist aber im Widerspruch zu Tarski.

Poppers Kriterium schließt nämlich nicht mal aus, daß eine wahre Theorie falsifiziert wird. Falsifikation beruht auf der Akzeptanz von Basissätzen und diese erfolgt durch geregelte Konvention. Wenn man falsche Basissätze akzeptiert, kann man also wahre Theorien mit ihnen falsifizieren.

Zitat:

Zitat:
Das ist überhaupt nicht unabhängig davon. Entspricht oder entspricht nicht der Realität ist doch genau das, was "wahr" bzw. "falsch" ausdrücken sollen. Oder nicht?


Solange das Ergebnis mit der Realität übereinstimmt ist der Rest doch egal (also z.B. auch, ob da wirklich eine Kraft im Rahmen der new. Mechanik angreift oder ob diese nur ein gedachtes Hilfsmittel ist).


Solange du nur feststellst ob "das Ergebnis" mit der Realität übereinstimmt, behauptest du auch nur etwas über den Wahrheitswert des Ergebnisses, nicht über den der Theorie, aus der diese Ergebnis abgeleitet wurde. Die Frage ist aber wie du in Bezug auf eine Theorie von falsifiziert auf falsch kommst.
dcba
BeitragVerfasst am: 02. Apr 2020 12:22    Titel:

Also lässt sich Poppers wissenschaftliches Programm (Falsifizierungsprinzip) dann doch nur auf realistische Sichtweisen anwenden?

Jetzt verstehe ich es nicht mehr wirklich....

Zitat:
Das ist überhaupt nicht unabhängig davon. Entspricht oder entspricht nicht der Realität ist doch genau das, was "wahr" bzw. "falsch" ausdrücken sollen. Oder nicht?


Solange das Ergebnis mit der Realität übereinstimmt ist der Rest doch egal (also z.B. auch, ob da wirklich eine Kraft im Rahmen der new. Mechanik angreift oder ob diese nur ein gedachtes Hilfsmittel ist). Wenn das Ergebnis nicht mit der Realität (Beobachtung etc.) übereinstimmt, ist es falsch.
index_razor
BeitragVerfasst am: 02. Apr 2020 11:55    Titel:

dcba hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Aber dies:

Zitat:

Bzw. das halt die Aussage der Theorie falsch ist (nämlich dass das Ergebnis der Gleichung nicht mit dem Ausgang des Experiments übereinstimmt).


klingt halt nicht gerade nach Instrumentalismus.


Warum?


Na eben deshalb: "Dem Instrumentalismus zufolge sind die Hypothesen und die theoretischen Gesetze einer Theorie weder wahr noch falsch."

Das ist doch genau der Grund, weshalb ich früher in der Diskussion immer behauptet habe, der Instrumentalismus sehe Theorien als sinnlose Fiktion an.

Zitat:

Wenn mein errechnetes Ergebnis nicht mit dem beobachten Phänomen übereinstimmt, dann ist meine Theorie im Bezug auf das Experiment falsch.


Nein, wieso? Sie ist lediglich nicht besonders nützlich.

Zitat:

Das ist doch völlig unabhängig davon, ob ich vorher die Aussage treffe, dass die Strukturen / Entitäten im Formalismus die Realität repräsentieren oder dies nicht tun.


Das ist überhaupt nicht unabhängig davon. Entspricht oder entspricht nicht der Realität ist doch genau das, was "wahr" bzw. "falsch" ausdrücken sollen. Oder nicht?
dcba
BeitragVerfasst am: 02. Apr 2020 11:33    Titel:

Zitat:
Aber dies:

Zitat:

Bzw. das halt die Aussage der Theorie falsch ist (nämlich dass das Ergebnis der Gleichung nicht mit dem Ausgang des Experiments übereinstimmt).


klingt halt nicht gerade nach Instrumentalismus.


Warum? Wenn mein errechnetes Ergebnis nicht mit dem beobachten Phänomen übereinstimmt, dann ist meine Theorie im Bezug auf das Experiment falsch.

Das ist doch völlig unabhängig davon, ob ich vorher die Aussage treffe, dass die Strukturen / Entitäten im Formalismus die Realität repräsentieren oder dies nicht tun.
index_razor
BeitragVerfasst am: 02. Apr 2020 10:52    Titel:

Ich bezog mich eher hierauf:

dcba hat Folgendes geschrieben:
"Dem Instrumentalismus zufolge sind die Hypothesen und die theoretischen Gesetze einer Theorie weder wahr noch falsch (wie etwa vom Realismus behauptet), sondern dienen lediglich dazu, eine empirische Adäquatheit der Folgerungen aus den Prämissen einer Theorie herzustellen. "

Dies verstehe ich nicht so ganz.


Ich war nicht sicher ob du da immer noch was nicht verstehst. Daß Poppers Wissenschaftstheorie nicht erfordert Theorien Wahrheitswerte zuzuweisen, ist wohl klar.

Aber dies:

Zitat:

Bzw. das halt die Aussage der Theorie falsch ist (nämlich dass das Ergebnis der Gleichung nicht mit dem Ausgang des Experiments übereinstimmt).


klingt halt nicht gerade nach Instrumentalismus.
dcba
BeitragVerfasst am: 02. Apr 2020 10:35    Titel:

Zitat:
Du stolperst anscheinend darüber, daß du "falsifiziert" im Sinne Poppers mit "falsch" identifizierst. Der Instrumentalist würde eine Falsifizierung aber wahrscheinlich anders interpretieren und sagen, daß die Theorie eben unter den Voraussetzungen der falsifizierenden Hypothese einfach nicht anwendbar ist. Das ist eine rein pragmatische Aussage.


Bzw. das halt die Aussage der Theorie falsch ist (nämlich dass das Ergebnis der Gleichung nicht mit dem Ausgang des Experiments übereinstimmt).
Insofern ist doch, wie schon zuvor geschrieben, die Falsifizierung unabhängig von metaphy. Annahmen, da dass Falsifierungsprinzip rein methodologischer Art ist.
index_razor
BeitragVerfasst am: 02. Apr 2020 10:11    Titel:

dcba hat Folgendes geschrieben:

Und bei den restlichen zitierten Aussagen weiß ich ja leider nicht, in welchem Zusammenhang diese getätigt wurden. Ich gehe mal davon aus, dass es sich auf die meisten Strukturen und Entitäten des math. Formalismus bezieht, andernfalls wäre es doch merkwürdig. Denn dort weiß ich ja bei wirklich nicht, ob sie wahr oder falsch sind.


Das klingt nicht sinnvoll. "Wahr" und "falsch" bezieht sich immer auf Aussagen, nicht auf irgendwelche Strukturen oder Entitäten.

Du stolperst anscheinend darüber, daß du "falsifiziert" im Sinne Poppers mit "falsch" identifizierst. Der Instrumentalist würde eine Falsifizierung aber wahrscheinlich anders interpretieren und sagen, daß die Theorie eben unter den Voraussetzungen der falsifizierenden Hypothese einfach nicht anwendbar ist. Das ist eine rein pragmatische Aussage.
dcba
BeitragVerfasst am: 02. Apr 2020 10:03    Titel:

Hallo,

ich konnte mir die Frage selbst beantworten.
Im Wikipedia Artikel über Popper steht zu seiner Wissenschaftstheorie:
"Metaphysische Fragen wie z. B., ob es überhaupt eine reale Außenwelt gibt, auf die sich die Naturwissenschaft mit ihren Theorien und Basissätzen bezieht, ließ er anfänglich bewusst offen. Er betonte, dass sein Ansatz allein methodologischer Art sei und keineswegs metaphysische Annahmen voraussetzen müsse."

Somit ist Popper sein wiss. Programm rein methodologisch.

Und bei den restlichen zitierten Aussagen weiß ich ja leider nicht, in welchem Zusammenhang diese getätigt wurden. Ich gehe mal davon aus, dass es sich auf die meisten Strukturen und Entitäten des math. Formalismus bezieht, andernfalls wäre es doch merkwürdig. Denn dort weiß ich ja bei wirklich nicht, ob sie wahr oder falsch sind.
dcba
BeitragVerfasst am: 01. Apr 2020 11:41    Titel:

Hallo zusammen,

ich habe nochmal eine Frage zu dem Thema.
Und zwar: Habe mich neulich nochmal zu diesem Thema belesen. Auf Wikipedia stand folgendes:
"Dem Instrumentalismus zufolge sind die Hypothesen und die theoretischen Gesetze einer Theorie weder wahr noch falsch (wie etwa vom Realismus behauptet), sondern dienen lediglich dazu, eine empirische Adäquatheit der Folgerungen aus den Prämissen einer Theorie herzustellen. "

Dies verstehe ich nicht so ganz. Dass die Strukturen bzw. Entitäten, die im Formalismus vorkommen, als weder wahr noch falsch angesehen werden, ist mir verständlich. Aber ganze Theorien bzw. Hypothesen einer Theorie sind doch klar falsifizierbar, indem sie halt nicht mit den experimentellen Befunden übereinstimmen!?! Beim deduktiven Falsifikationsprinzip geht es doch um eine Methode, die metaphysische Haltung bezüglich der Ontologie des Formalismus spielt doch hier keine Rolle?

Zudem steht in dem Artikel noch, dass man über Popper folgendes schrieb:
"Den Instrumentalismus will er ausschließen, indem er eine methodologische Entscheidung darüber verlangt, welches Modell der empirischen Wahrheit am nächsten komme."

Dass Popper eher realistische Haltungen eingenommen hat, weiß ich. Aber auch hier bin ich verwundert. Die wiss. Methodik hat doch nichts mit der ontologischen Haltung bezüglich des Formalismus der Theorie zu tun?

Oder arbeiten Physiker mit einer instrumentalistischen Sichtweise etwa nicht nach dem Falsifikationsprinzip, dass deduktiv arbeitet? Nutzen diese etwa die unplausible induktive Methode?

Danke für eure Antworten!
TomS
BeitragVerfasst am: 18. März 2020 14:00    Titel:

Immer wieder passend Thumbs up!
Qubit
BeitragVerfasst am: 18. März 2020 13:40    Titel:

BRECHT, Turandot oder der
Kongreß der Weißwascher, in Stücke, Bd 14: 36. hat Folgendes geschrieben:

DER LEHRER: Si Fu, nenne uns die Hauptfragen der Philosophie.

SI FU: Sind die Dinge außer uns, für sich, auch ohne uns, oder sind die Dinge in uns, für uns,
nicht ohne uns.

DER LEHRER: Welche Meinung ist die richtige?

SI FU: Es ist keine Entscheidung gefallen.

DER LEHRER: Zu welcher Meinung neigte zuletzt die Mehrheit unserer Philosophen?

SI FU: Die Dinge sind außer uns, für sich, auch ohne uns.

DER LEHRER: Warum blieb die Frage ungelöst?

SI FU: Der Kongreß, der die Entscheidung bringen sollte, fand wie seit zweihundert Jahren, im Kloster Mi Sang statt, welches am Ufer des Gelben Flusses liegt.
Die Frage hieß: Ist der Gelbe Fluß wirklich, oder existiert er nur in den Köpfen?
Während des Kongresses aber gab es eine Schneeschmelze im Gebirge, und der Gelbe Fluß stieg über seine Ufer und schwemmte das Kloster Mi Sang mit allen Kongreßteilnehmern weg.
So ist der Beweis, daß die Dinge außer uns, für sich, auch ohne uns sind, nicht erbracht worden
dcba
BeitragVerfasst am: 18. März 2020 13:18    Titel:

Ja stimmt,

ob sie dann allerdings zutrifft, wird man nicht wissen.
TomS
BeitragVerfasst am: 18. März 2020 12:26    Titel:

Ich kann doch eine Hypothese ausschließlich im physikalischen Kontext formulieren, ohne dass sie testbar ist.
dcba
BeitragVerfasst am: 18. März 2020 12:04    Titel:

Zitat:
Ist nicht falsifizierbar, deswegen jedoch nicht unbedingt metaphysisch.

Hmn ok, aber warum nicht metaphysisch? Wenn ich nach solchen Dingen suche, ist es eig. immer unter Metaphysik/Philosophie gelistet.
TomS
BeitragVerfasst am: 18. März 2020 11:33    Titel:

dcba hat Folgendes geschrieben:
Hatte gestern die "kausale Geschlossenheit" mal nachgeschlagen, scheint sich meist auf Diskussionen im Bereich des Mentalen zu Beziehen. Dort wird halt angenommen oder abgelehnt, dass mentales auf etwas physisches einwirken könnte (bezieht sich auf Diskussionen, in dem der menschliche Geist als etwas eigenständiges, nicht physikalisches aufgefasst wird).
Dies scheint mir dann aber auch eine metaphysische Haltung zu sein, nichts falsifizierbares.

Ist nicht falsifizierbar, deswegen jedoch nicht unbedingt metaphysisch.

dcba hat Folgendes geschrieben:
Wenn man nun die kausale Geschlossenheit in dieser Hinsicht ablehnt (also die Haltung einnimmt, das nicht physikalisches auf physikalisches einwirken kann), dann sollte man doch trotzdem Physik zumindest mit instrumentalistischer Haltung betreiben können, oder sehe ich das falsch?

Wenn man instrumentalistisch so auffasst, dass bestimmte Meta-Probleme ausgeblendet werden, dann sicher.

Auch andere Haltungen sind in Summe betrachtet heikel. Wenn die Welt vollständig physikalisch und zugleich vollständig deterministisch ist - der Traum des Hardcore-Physikers - ist dies dann testbar? Betreibe ich überhaupt noch Physik, wenn das, was ich jetzt tue, seit Anbeginn exakt determiniert war? Sollte ich dann nicht einfach aufhören?
dcba
BeitragVerfasst am: 18. März 2020 09:12    Titel:

Hallo TomS,

leuchtet ein.
Hatte gestern die "kausale Geschlossenheit" mal nachgeschlagen, scheint sich meist auf Diskussionen im Bereich des Mentalen zu Beziehen. Dort wird halt angenommen oder abgelehnt, dass mentales auf etwas physisches einwirken könnte (bezieht sich auf Diskussionen, in dem der menschliche Geist als etwas eigenständiges, nicht physikalisches aufgefasst wird).
Dies scheint mir dann aber auch eine metaphysische Haltung zu sein, nichts falsifizierbares. Wenn man nun die kausale Geschlossenheit in dieser Hinsicht ablehnt (also die Haltung einnimmt, das nicht physikalisches auf physikalisches einwirken kann), dann sollte man doch trotzdem Physik zumindest mit instrumentalistischer Haltung betreiben können, oder sehe ich das falsch?
Bin selbst im Bezug auf diese Diskussionen rund um das Mentale relativ agnostisch, aber diese Frage im Bezug zur Physik kam mir dann noch auf.

smile
TomS
BeitragVerfasst am: 17. März 2020 14:40    Titel:

dcba hat Folgendes geschrieben:
Gestern habe ich zufällig von TomS in einem anderen Forum einen Beitrag gesehen, indem er schrieb, dass eine kausale Geschlossenheit notwendig sei, um Physik zu betreiben.

Ich kann mich dunkel an diese Diskussion erinnern. Das war eine ziemlich abgefahrene Sache, die außerhalb des dort relevanten Kontextes wohl keine Rolle spielt.

Am besten ignorieren.

dcba hat Folgendes geschrieben:
Kann es eigentlich irgendwelche Beweise für eine instrumentalistische oder realistische Haltung geben, oder werden es immer Hypothesen bleiben?

Beweise welcher Art?

In der Mathematik ist ein Beweis eine logisch / formal korrekte Schlussfolgerung von unbewiesenen Axiomen auf ein Theorem, oder ausgehend von bereits bewiesenen Theoremen auf ein weiteres Theorem (die bewiesenen Theoremen lasen sich letztlich auf die unbewiesenen Axiome zurückführen). In diesem Sinne ist die realistische Haltung eher kein Theorem sondern ein Axiom.

In der Physik im engeren Sinne gibt es keine Beweise, lediglich experimentell überprüfbare Hypothesen. Zum Beispiel sagt ein mathematisches Modell für bestimmte Anfangsbedingungen bestimmte Messwerte voraus. Man kann diese Hypothese (oder einen Satz alternativer Hypothesen) testen, d.h. Szenarien präparieren, aus denen eine Widerlegung der Hypothese folgen könnte; wenn dies jedoch nicht der Fall ist, die experimentelle Falsifikation also scheitert wird die Hypothese bestärkt. Ein kohärente Menge von Postulaten und einigen wenigen mathematischen Grundlagen plus daraus folgenden, jeweils nicht falsifizierten, Hypothesen, nennt man dann eine Theorie (Beispiel: spezielle Relativitätstheorie). In diesem Sinne sind Instrumentalismus, Realismus etc. keine Hypothesen, Modelle oder Theorien, sondern metaphysische Haltungen.
dcba
BeitragVerfasst am: 17. März 2020 08:40    Titel:

Habe nochmal zwei Fragen.

Gestern habe ich zufällig von TomS in einem anderen Forum einen Beitrag gesehen (kann leider keine Verlinkung herstellen), indem er schrieb, dass eine kausale Geschlossenheit notwendig sei, um Physik zu betreiben.
Dass leuchtet mir aber gerade nicht ganz ein. Wenn ich doch instrumentalistisch gesehen gar keine Kausalität mehr annehmen darf, wie kann dann kausale Geschlossenheit eine Forderung dazu sein?

Zuletzt: kann es eigentlich irgendwelche Beweise für eine instrumentalistische oder realitische Haltung geben, oder werden es immer Hypothesen bleiben?
TomS
BeitragVerfasst am: 14. März 2020 16:39    Titel:

index_razor hat Folgendes geschrieben:
Mein Verdacht ist, daß die wenigsten, die behaupten es zu sein, wirklich seriöse Instrumentalisten sind.

Guter Punkt.

index_razor hat Folgendes geschrieben:
Zitat:

Ich würde ihn daher ebenfalls bei den Instrumentalisten einordnen.


Das erscheint mir vollkommen verkehrt. Die sorgfältige Klärung des Verhältnisses zwischen formalem Kern der Quantenmechanik und der Realität scheint mir eines seiner Hauptanliegen zu sein. Im Zusammenhang mit "Requirements for good foundations" (Neumaier, Coherent Quantum Physics) redet er praktisch von nichts anderem.

Ok, dann habe ich ihn falsch verstanden. Ich habe aber sicher auch nicht alles von ihm gelesen.
index_razor
BeitragVerfasst am: 14. März 2020 12:07    Titel:

TomS hat Folgendes geschrieben:
Absolute Zustimmung.

index_razor hat Folgendes geschrieben:
Etwas interessanter wird es in der Elektrodynamik. Dort hat der Kausalzusammenhang Ladungsverteilung -> Elektromagnetisches Feld die Konsequenz, daß man nur die retardierten Felder als physikalisch akzeptabel zuläßt. Der Instrumentalist muß hier einfach behaupten, die avancierten Greensfunktionen seien für Berechnungen nutzlos. Auf Kausalität kann er sich m.E. nicht berufen. Denn das kausale Modell hat nur Einfluß auf die Lösungsmenge der Felder. Aber alle Aussagen über Felder sind sinnlos, weil es sich ohnehin um theoretische Fiktionen handelt und nicht um Aussagen über etwas reales.

Sinnlos, irrelevant, unphysikalisch, ... irgendwas dergleichen.


Ich meine "sinnlos" in dem Sinne, daß es sich nicht um Aussagen über irgendwas, z.B. die Realität, handelt. Das kann man auch als "unphysikalisch" bezeichnen. "Irrelevant" würde ich nicht sagen, denn ohne diese Aussagen ist ja die Theorie auch als Werkzeug nicht zu gebrauchen.

Zitat:

Fakt ist jedoch, dass Instrumentalisten dennoch oft eine Sprache gebrauchen, als ob sie über reale Entitäten reden würden. Das ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass alles andere die Darstellung extrem aufblähen würde.


Mein Verdacht ist, daß die wenigsten, die behaupten es zu sein, wirklich seriöse Instrumentalisten sind.

Das Credo "Hauptsache die Theorie funktioniert" wird nicht deswegen vertreten, weil es solide begründet ist, sondern weil es gut klingt; so ein bißchen nach "Wir machen die ehrliche Arbeit, der Rest ist nur nutzloses Philosophengewäsch."

(Ich gebe allerdings komplette Ignoranz in Bezug auf die Argumente der von mir als "seriös" bezeichnten Instrumentalisten zu.)

Zitat:

index_razor hat Folgendes geschrieben:
Die von mir beschriebene Methode ist nach meinem bisherigen Verständnis der Ausgangspunkt der thermischen Interpretation  -- oder zumindest ein möglicher Zugang zu ihr --, die von Arnold Neumaier vertreten wird.

Sie wie ich Arnold Neumaier verstehe, sind für ihn Erwartungswerte, Korrelationsfunktionen usw. Repräsentanten der Realität. D.h. er beschränkt dies letztlich auf Messergebnisse oder im weitesten Sinn Phänomene.


Was willst du damit sagen? Der Zustand ist auch ein Phänomen "im weitesten Sinne"; nach üblicher Definition sogar eine QM-Observable. Also gilt dieselbe Bemerkung auch für die MWI.

Es wird aber nirgendwo vorausgesetzt, daß Erwartungswerte und Korrelationsfunktionen Meßgrößen sind. Im Gegenteil, tatsächlich vermeidet er sorgfältig die Begriffe "Observable" und "Messung" in den Grundlagen der Interpretation. Es handelt sich hierbei lediglich um objektive Eigenschaften eines realen Systems. Dies sind beables und ausdrücklich nicht "observables". Die behauptete Beschränkung sehe ich deshalb nicht.

Zitat:

Die Theorie wird jedoch nicht mittels dieser Größen formuliert, sondern mittels Zuständen, Operatoren, Pfadintegralen u.ä. Diesbzgl. sagt er m.W.n. nichts.


Verstehe ich nicht. Was muß er denn darüber sagen?

Zitat:

Ich würde ihn daher ebenfalls bei den Instrumentalisten einordnen.


Das erscheint mir vollkommen verkehrt. Die sorgfältige Klärung des Verhältnisses zwischen formalem Kern der Quantenmechanik und der Realität scheint mir eines seiner Hauptanliegen zu sein. Im Zusammenhang mit "Requirements for good foundations" (Neumaier, Coherent Quantum Physics) redet er praktisch von nichts anderem.
TomS
BeitragVerfasst am: 14. März 2020 10:43    Titel:

Absolute Zustimmung.

index_razor hat Folgendes geschrieben:
Etwas interessanter wird es in der Elektrodynamik. Dort hat der Kausalzusammenhang Ladungsverteilung -> Elektromagnetisches Feld die Konsequenz, daß man nur die retardierten Felder als physikalisch akzeptabel zuläßt. Der Instrumentalist muß hier einfach behaupten, die avancierten Greensfunktionen seien für Berechnungen nutzlos. Auf Kausalität kann er sich m.E. nicht berufen. Denn das kausale Modell hat nur Einfluß auf die Lösungsmenge der Felder. Aber alle Aussagen über Felder sind sinnlos, weil es sich ohnehin um theoretische Fiktionen handelt und nicht um Aussagen über etwas reales.

Sinnlos, irrelevant, unphysikalisch, ... irgendwas dergleichen.

Fakt ist jedoch, dass Instrumentalisten dennoch oft eine Sprache gebrauchen, als ob sie über reale Entitäten reden würden. Das ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass alles andere die Darstellung extrem aufblähen würde.

index_razor hat Folgendes geschrieben:
Die von mir beschriebene Methode ist nach meinem bisherigen Verständnis der Ausgangspunkt der thermischen Interpretation  -- oder zumindest ein möglicher Zugang zu ihr --, die von Arnold Neumaier vertreten wird.

Sie wie ich Arnold Neumaier verstehe, sind für ihn Erwartungswerte, Korrelationsfunktionen usw. Repräsentanten der Realität. D.h. er beschränkt dies letztlich auf Messergebnisse oder im weitesten Sinn Phänomene. Die Theorie wird jedoch nicht mittels dieser Größen formuliert, sondern mittels Zuständen, Operatoren, Pfadintegralen u.ä. Diesbzgl. sagt er m.W.n. nichts.

Ich würde ihn daher ebenfalls bei den Instrumentalisten einordnen.
index_razor
BeitragVerfasst am: 14. März 2020 09:30    Titel:

dcba hat Folgendes geschrieben:

ich weiß, das war ein schlechts Beispiel.


Ich habe nicht das Beispiel kritisiert, sondern das generelle Argument.

Zitat:

Mir geht es gerade eigentlich nur darum zu sagen, dass die Entdeckung von kausalen Zusammenhängen doch eigentlich unabhängig von entsprechenden Interpretationen sind, die Philosophen über diese Wissenschaft anstellen.


Hast du nicht gerade das Gegenteil behauptet? Ich meine hier (meine Hervorhebung):

dcba hat Folgendes geschrieben:
Dabei dient die Physik für mich nur als Werkzeug, die Interpretation bezüglich Kausalität ist kein Bestandteil der Physik mehr (wird hier sicher an der zeitlichen Abfolge der Ereignisse festgemacht).


Wie paßt das zusammen?

Zitat:

Wenn in einer Naturwissenschaft ein solcher kausaler Zusammenhang in einer bestimmten Sachlage aufgedeckt wird, dann wird doch gar keine philosophische Interpretation dazu benötigt. Naturwissenschaft sind doch objektiv (sollten sie zumindest sein).


Woraus, d.h. aus welcher Beobachtung, folgt, daß es sich um Kausalzusammenhänge handelt? Vielleicht wurde nur eine nützliche Korrelation aufgedeckt. Dem seriösen Instrumentalisten ist der Unterschied doch völlig egal.

Zitat:

Vielleicht sprechen wir auch bei manchen Dingen aneinander vorbei. Ich selbst komme aus dem ingenieurwiss. Bereich; dort habe ich es noch nie erlebt, dass jemand eine phy. Gleichung irgendwie interpretiert hat. Hauptsache das, was irgendwann bei raus kommt, funktioniert. smile


Und was genau hat dieses "funktionieren" mit Kausalität zu tun? Darum geht es doch. Ich behaupte die ganze Zeit es hat nichts miteinander zu tun.

Zitat:

Zitat:
Solche Allgemeinplätze über Kausalität bringen einen nicht weit. Man benötigt eigentlich immer konkrete kausale Modelle.

Hast Du eins parat? Dann würde ich das mal für mich nachschlagen.


Ich weiß nicht genau was du meinst. Was möchtest du nachschlagen? Ein kausales Modell für das Zweikörperproblem wäre z.B. Positionen -> Kraft -> Beschleunigungen. (Passiert natürlich alles gleichzeitig, deswegen macht es keinen großen Unterschied und man kann auch ohne erkennbare Schwierigkeit die etwas unnatürlicheren Kausalzusammenhänge aus meinem vorigen Beitrag postulieren.)

Etwas interessanter wird es in der Elektrodynamik. Dort hat der Kausalzusammenhang Ladungsverteilung -> Elektromagnetisches Feld die Konsequenz, daß man nur die retardierten Felder als physikalisch akzeptabel zuläßt. Der Instrumentalist muß hier einfach behaupten, die avancierten Greensfunktionen seien für Berechnungen nutzlos. Auf Kausalität kann er sich m.E. nicht berufen. Denn das kausale Modell hat nur Einfluß auf die Lösungsmenge der Felder. Aber alle Aussagen über Felder sind sinnlos, weil es sich ohnehin um theoretische Fiktionen handelt und nicht um Aussagen über etwas reales.

Zitat:

Zitat:
Zum Glück ja. Eigentlich ist es auch überraschend einfach solche Interpretationen zu konstruieren.

Cool, wie heißt denn die Interpretation (falls sie einen Namen hat)?


Die von mir beschriebene Methode ist nach meinem bisherigen (und vielleicht vorläufigen) Verständnis der Ausgangspunkt der thermischen Interpretation  -- oder zumindest ein möglicher Zugang zu ihr --, die von Arnold Neumaier vertreten wird.  Es gibt eine Serie von Artikeln, in denen Neumaier seinen Standpunkt entwickelt.  

Man muß allerdings nicht die gesamte thermische Interpretation akzeptieren. Mein Punkt war ja nur, daß dieser Ansatz nichts schlechteres liefert als die MWI.
TomS
BeitragVerfasst am: 13. März 2020 17:26    Titel:

dcba hat Folgendes geschrieben:
So etwas wollte ich auch die ganze Zeit mit meinem Kugel -Stein Beispiel zum Ausdruck bringen. Dort können wir ja sagen, dass ohne Kugelfall der Stein heil bleibt.

Du verstehst immer noch nicht, dass es ein Unterschied ist, ob wir über die Objekte reden, oder über die Phänomene, in denen sie die Objekte zeigen (und auch letzteres beinhaltet schon die metaphysische Zusatzannahme der Existenz der Objekte überhaupt)

dcba hat Folgendes geschrieben:
In der klassischen Physik können wir ja schon vollständige Aussagen treffen, hier ist ja alles determiniert.

Ist das so?

Wir beobachten eine Korrelation der Phänomene, nicht jedoch eine Kausalität zwischen Objekten. Letzteres ist eine metaphysische Hypothese. Bereits David Hume (18. Jahrhundert) argumentiert da sehr präzise. Nur weil es „common Sense“ und widerspruchsfrei ist, ist es noch lange nicht erwiesen.

Und wenn es so wäre, dann wäre gänzlich unverständlich, wie die klassische Physik aus der Quantenmechanik hervorgehen sollte.

dcba hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Für (3) ist die „Kausalität“ streng gegeben.


Inwiefern ist für eine Berechnung eine Kausalität streng gegeben? Weil durch die Mathematik das Ergebnis eindeutik festgelegt ist?

Wenn ich Anfangsbedingung für ein mathematisches Problem der klassischen oder der Quantenmechanik formuliere, dann kann ich exakt berechnen, wie sich diese zeitlich entwickeln. Und wenn ich sie in einem bestimmten Bereich zu einem bestimmten Zeitpunkt ändere, dann kann ich exakt die sich daraus ergebenden Veränderungen in einem anderen Bereich zu einem späteren Zeitpunkt ableiten. Insofern verursacht die erste Veränderung kausal die zweite Veränderung.

Das ist exakt das, was Kausalität besagt. Die Frage ist nur, auf welcher der Ebenen (1 - 3) sie gilt.
dcba
BeitragVerfasst am: 13. März 2020 16:58    Titel:

Hallo TomS

Zitat:

Für (1) und (2) fällt eine kausale Interpretation schwer, während die stochastische und damit nicht streng kausale auf der Hand liegt. Mit „nicht streng kausal“ meine ich, dass wir lediglich sagen können, dass ohne Neutron sicher keine Spaltung stattfindet, mit Neutron mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit.


So etwas wollte ich auch die ganze Zeit mit meinem Kugel -Stein Beispiel zum Ausdruck bringen. Dort können wir ja sagen, dass ohne Kugelfall der Stein heil bleibt. Ob der Stein bricht, hängt ja von der Kugelmasse, Beschleunigung usw. ab (egal ob realistisch oder instr.). Wie heißt so etwas denn, "schwache Kausalität"? In der klassischen Physik können wir ja schon vollständige Aussagen treffen, hier ist ja alles determiniert.

Zitat:
Für (3) ist die „Kausalität“ streng gegeben.


Inwiefern ist für eine Berechnung eine Kausalität streng gegeben? Weil durch die Mathematik das Ergebnis eindeutik festgelegt ist?

Habe das Gefühl, dass viele Leute im ingenieurwissenschaftlichen Umfeld viel zu inflationär mit Begriffen wie Kausalität umgehen.....
TomS
BeitragVerfasst am: 13. März 2020 16:24    Titel:

dcba hat Folgendes geschrieben:
Mir geht es gerade eigentlich nur darum zu sagen, dass die Entdeckung von kausalen Zusammenhängen doch eigentlich unabhängig von entsprechenden Interpretationen sind, die Philosophen über diese Wissenschaft anstellen.

Sicher nicht.

Nochmal das Beispiel der Kernspaltung:
1) realistisch gesprochen streut ein Neutron an einem U-235 und spaltet diesen (manchmal, manchmal auch nicht)
2) bei präziser Präparation „wissen wir“, dass da ein Neutron und ein U-235 sind; wir „sehen“ im Detektor ein Spaltprodukt (manchmal, manchmal auch nicht)
3) wir berechnen die unitäre Zeitentwicklung bzw. die S-Matrix

Für (1) und (2) fällt eine kausale Interpretation schwer, während die stochastische und damit nicht streng kausale auf der Hand liegt. Mit „nicht streng kausal“ meine ich, dass wir lediglich sagen können, dass ohne Neutron sicher keine Spaltung stattfindet, mit Neutron mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit.

Für (3) ist die „Kausalität“ streng gegeben.

Nun können wir uns jedoch bzgl. der Interpretation anders entscheiden und der Everettschen Idee folgen. Dann interpretieren wir die selbe Theorie realistisch und kausal.

dcba hat Folgendes geschrieben:
Wenn in einer Naturwissenschaft ein solcher kausaler Zusammenhang in einer bestimmten Sachlage aufgedeckt wird, dann wird doch gar keine philosophische Interpretation dazu benötigt.

Es werden nie kausale Zusammenhänge entdeckt!

Beobachtet, gemessen und entdeckt werden Korrelationen wie „wenn Phänomen A, dann Phänomen B“ oder „wenn Phänomen A, dann mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Phänomen B“.

Ein mathematisches und kausales Modell kann dann u.a. die Hypothese ermöglichen, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen realem Ereignis A und realem Ereignis B besteht (wir haben gesehen, dass im Rahmen der Quantenmechanik ein und das selbe Modell diesbzgl. verschiedene Hypothesen zulässt).

Eine testbare Hypothese im engeren Sinne bewegt sich jedoch auf der Ebene der Phänomene, auch wenn sie sprachlich zumeist „realistisch“ formuliert wird. Auch ein Positivist wie Hawking sprach im Falle des nach ihm benannten Effektes von Photonen, obwohl er letztlich nur über die Temperaturmessung hätte reden dürfen.

dcba hat Folgendes geschrieben:
Naturwissenschaft sind doch objektiv.

Sind die auch, jedoch nur in einem bestimmten Sinn.

dcba hat Folgendes geschrieben:
Ich selbst komme aus dem ingenieurwiss. Bereich; dort habe ich es noch nie erlebt, dass jemand eine phy. Gleichung irgendwie interpretiert hat. Hauptsache das, was irgendwann bei raus kommt, funktioniert. :)

Ob du‘s glaubst oder nicht, genau das ist die Herangehensweise von vielen Physikern. Sie berechnen z.B. Materialeigenschaften mittels der Quantenmechanik, und unterpretieren diese liebsten gar nicht.
Qubit
BeitragVerfasst am: 13. März 2020 15:25    Titel:

dcba hat Folgendes geschrieben:

Das gibt mir aber auch irgendwie das Gefühl, ich müsste bei der jeweiligen Theorie entscheiden, ob ich sie realistisch und instrumentalistisch interpretiere. Dachte eig. immer, wenn ich mich für eine der beiden Sichtweisen entscheide, bezieht sich diese auf die gesamte Physik?


Wenn man genauer darüber nachdenkt, legt jede Realwissenschaft auch Realität durch Theorien fest, explizit oder implizit.
Was sagen physikalische Theorien zu:
Was ist Masse? Was ist Kraft? Was ist Ladung? Was sind (zB elem.) Felder? Was ist Raum? Was ist Zeit? etc.
Wie ist der Zusammenhang, was ist ein Naturgesetz? Bei Newton ist Kraft (immer) Ursache von Beschleunigungen, F=m*a? etc.
dcba
BeitragVerfasst am: 13. März 2020 15:23    Titel:

Zitat:
So wie du es hier beschreibst ist deine Behauptung eines Kausalzusammenhanges rein willkürlich ohne theoretischen Anhaltspunkt. In Wahrheit kommen solche Zusammenhänge immer aus wissenschaftlichen Hypothesen.


Hallo index,
ich weiß, das war ein schlechts Beispiel. Mir geht es gerade eigentlich nur darum zu sagen, dass die Entdeckung von kausalen Zusammenhängen doch eigentlich unabhängig von entsprechenden Interpretationen sind, die Philosophen über diese Wissenschaft anstellen. Wenn in einer Naturwissenschaft ein solcher kausaler Zusammenhang in einer bestimmten Sachlage aufgedeckt wird, dann wird doch gar keine philosophische Interpretation dazu benötigt. Naturwissenschaft sind doch objektiv (sollten sie zumindest sein).

Vielleicht sprechen wir auch bei manchen Dingen aneinander vorbei. Ich selbst komme aus dem ingenieurwiss. Bereich; dort habe ich es noch nie erlebt, dass jemand eine phy. Gleichung irgendwie interpretiert hat. Hauptsache das, was irgendwann bei raus kommt, funktioniert. smile

Zitat:
Solche Allgemeinplätze über Kausalität bringen einen nicht weit. Man benötigt eigentlich immer konkrete kausale Modelle.

Hast Du eins parat? Dann würde ich das mal für mich nachschlagen.

Zitat:
Zum Glück ja. Eigentlich ist es auch überraschend einfach solche Interpretationen zu konstruieren.

Cool, wie heißt denn die Interpretation (falls sie einen Namen hat)?
index_razor
BeitragVerfasst am: 13. März 2020 13:53    Titel:

dcba hat Folgendes geschrieben:

So, wie ich es meinte, bringe ich zwei Phänomene in Verbindung miteinander, indem ich sage, Phänomen 1 (P1) hat Phänomen 2 (P2) verursacht, denn wenn P1 nicht zeitlich vor P2 auftritt, passiert P2 auch nicht.

[...]

Wenn P1 eine andere Startbeschleunigung hat (die Kugel), kann ich berechnen, dass es bei P2 keinen Bruch (vom Stein) gibt. Dabei dient die Physik für mich nur als Werkzeug, die Interpretation bezüglich Kausalität ist kein Bestandteil der Physik mehr (wird hier sicher an der zeitlichen Abfolge der Ereignisse festgemacht).


Das funktioniert doch nicht. Woher weißt du, daß nicht irgendein anderes Ereginis sowohl P1 verursacht als auch kurze Zeit später P2? Die ganze Statistik ist voll von falschen Korrelationen. Diese zu entlarven ist nicht gerade trivial. Dafür reicht auch keine einfache Beobachtung von Fakten aus. Du benötigst dafür zumindest kontrollierte Experimente. (Auch die führen aber möglicherweise nicht zu einem eindeutigen Ergebnis.) Ohne physikalische Theorie, die dir einen Zusammenhang mit möglichen Confoundern und Collidern liefert, weißt du aber nicht mal, welche Variablen du überhaupt kontrollieren mußt, bzw. darfst.

So wie du es hier beschreibst ist deine Behauptung eines Kausalzusammenhanges rein willkürlich ohne theoretischen Anhaltspunkt. In Wahrheit kommen solche Zusammenhänge immer aus wissenschaftlichen Hypothesen.

Zitat:

Ich zitiere hier mal von der Homepage der Uni Magdeburg:
"Wir sagen, dass zwischen zwei Ereignissen A und B (wobei Ereignisse jetzt zeitlich lokalisierte Vorgänge sind) ein Kausalzusammenhang besteht, wenn die Verhinderung eines der Ereignisse, nehmen wir an, dies sei A, zur Folge hat, dass auch das andere, in unserem Fall also B, nicht stattfindet. Wir nennen dann A (eine) *Ursache* von B. (B kann natürlich auch mehrere Ursachen haben.) Als *Kausalprinzip* bezeichnen wir dann die Asymmetrie der Beziehung zwischen A und B: wenn A Ursache von B ist, kann B nicht Ursache von A sein. Die Verhinderung von B würde auf A keinen Einfluss haben. B nennt man *Wirkung*. "


Beachte doch mal wie schön zirkulär das ganze ist: A ist Ursache von B, wenn nicht-B die Folge von nicht-A ist. Woher soll ich wissen, welche "Folgen" die Verhinderung von A hat, wenn ich noch nicht weiß in welchem Kausalzusammenhang A zu irgendwelchen anderen Ereignissen steht?

Solche Allgemeinplätze über Kausalität bringen einen nicht weit. Man benötigt eigentlich immer konkrete kausale Modelle.

Zitat:

Gibt es eigentlich auch realistische Interpretationen der Quantenmechanik, die nicht auf "Viele Welten" hinauslaufen?


Zum Glück ja. Eigentlich ist es auch überraschend einfach solche Interpretationen zu konstruieren. (Es gibt allerdings eine Hürde, das sogenannte EPR-Kriterium, über die m.E. auch die MWI nicht hinwegkommt. Aber die Relevanz dieses Kriteriums ist nicht unumstritten.) Man muß auch nicht mal verborgene Parameter annehmen wie Bohm. Es reicht einfach Größen zu identifizieren, über die die QM eindeutige deterministische Aussagen macht. Diese Größen nennt man die objektiven Eigenschaften eines System (Teilchen oder Feld). Geeignete Beispiele für solche Größen liefert das Ehrenfestsche Theorem. Damit kommt man an eine Abbildung zwischen Modell und Realität, die ungefähr der der klassischen Physik entspricht, allerdings im Gegensatz zu dieser nach dem EPR-Kriterium unvollständig ist.
TomS
BeitragVerfasst am: 13. März 2020 13:09    Titel:

Es geht darum, dass die RT in klassischen Kategorien denkt. Ob Newton oder Einstein ist eigtl. ziemlich egal.
dcba
BeitragVerfasst am: 13. März 2020 12:33    Titel:

Hallo TomS,

ich glaube, der Text war tatsächlich im Bezug zur speziellen Relativitätstheorie. Heißt das also, dass ich Kausalität speziell immer im Kontext zu einer Theorie (klass. Physik, Relativitätstheorie, Quantenphysik usw.) betrachten muss?

Das gibt mir aber auch irgendwie das Gefühl, ich müsste bei der jeweiligen Theorie entscheiden, ob ich sie realistisch und instrumentalistisch interpretiere. Dachte eig. immer, wenn ich mich für eine der beiden Sichtweisen entscheide, bezieht sich diese auf die gesamte Physik?
TomS
BeitragVerfasst am: 13. März 2020 12:17    Titel:

Der Text der Uni Magdeburg müsste natürlich noch in einen entsprechenden Kontext gestellt werden. Es ist schon ein Unterschied, ob man über die spezielle Relativitätstheorie oder die relativistische Quantenfeldtheorie redet ;-)

Als realistische Interpretation der Quantenmechanik kommt noch Broglie-Bohm in Frage, wobei dieser Ansatz sehr künstlich his nicht mehr durchhaltbar erscheint, sobald man über nicht-relativistische Quantenmechanik hinausgeht.
dcba
BeitragVerfasst am: 13. März 2020 11:59    Titel:

Zitat:
Schön, aber was hat das ganze dann noch mit Instrumentalismus zu tun? Du beobachtest einfach zwei Ereignisse und deklarierst das erste zur Ursache des zweiten. An keiner Stelle kommt irgendeine Theorie zur Sprache, über die man entscheiden soll ob sie lediglich ein nützliches Instrument oder eine sinnvolle Realitätsbeschreibung ist. Solange du nicht mal eine Gleichung (bzw. ein allgemeines Gesetz) hast, stellt sich die Frage zwischen Instrumentalismus und Realismus ja gar nicht.


Deshalb denke/dachte (weiß gerade nicht so recht unglücklich ), dass Kausalität keine Ansichtssache einer philosophischen Interpretation ist. In vielen Wissenschaften wird ja zwischen Korrelation und Kausalität unterschieden (und in objektiven Wissenschaften gehören Interpretationen ja nicht hinein).
dcba
BeitragVerfasst am: 13. März 2020 10:27    Titel:

Hallo index,

was du schreibst leuchtet mir auch ein. Im Gravitationsgesetz von Newton finde ich so keine Kausalität.

So, wie ich es meinte, bringe ich zwei Phänomene in Verbindung miteinander, indem ich sage, Phänomen 1 (P1) hat Phänomen 2 (P2) verursacht, denn wenn P1 nicht zeitlich vor P2 auftritt, passiert P2 auch nicht. Dabei benutze ich die Physik, um z.B. P2 zu berechnen. Wie z.B. gestern der zerbrochene Stein. Wenn P1 eine andere Startbeschleunigung hat (die Kugel), kann ich berechnen, dass es bei P2 keinen Bruch (vom Stein) gibt. Dabei dient die Physik für mich nur als Werkzeug, die Interpretation bezüglich Kausalität ist kein Bestandteil der Physik mehr (wird hier sicher an der zeitlichen Abfolge der Ereignisse festgemacht).

Ich zitiere hier mal von der Homepage der Uni Magdeburg:
"Wir sagen, dass zwischen zwei Ereignissen A und B (wobei Ereignisse jetzt zeitlich lokalisierte Vorgänge sind) ein Kausalzusammenhang besteht, wenn die Verhinderung eines der Ereignisse, nehmen wir an, dies sei A, zur Folge hat, dass auch das andere, in unserem Fall also B, nicht stattfindet. Wir nennen dann A (eine) *Ursache* von B. (B kann natürlich auch mehrere Ursachen haben.) Als *Kausalprinzip* bezeichnen wir dann die Asymmetrie der Beziehung zwischen A und B: wenn A Ursache von B ist, kann B nicht Ursache von A sein. Die Verhinderung von B würde auf A keinen Einfluss haben. B nennt man *Wirkung*. "


Gibt es eigentlich auch realistische Interpretationen der Quantenmechanik, die nicht auf "Viele Welten" hinauslaufen?
index_razor
BeitragVerfasst am: 13. März 2020 10:03    Titel:

dcba hat Folgendes geschrieben:

Wenn ich zum Beispiel ein Gasgemisch in einem Zylinder mittels Zündimpuls entzünde, dann ist die Ursache der Verbrennung der Zündimpuls (Phänomen 1). Sichtbar mittels Messgerät. Wirkung ist die Verbrennung (Phänomen 2), auch messbar, ohne die Vorgänge im Zylinder direkt zu beobachten.

Wenn ich nun den Versuch wiederhole und (1) nicht auslöse, wird (2) nicht eintreten. Damit habe ich doch eine kausale Beziehung zwischen den Phänomen (1) und (2) hergestellt. Dafür brauche ich doch noch nicht mal Gleichungen aufzustellen...


Schön, aber was hat das ganze dann noch mit Instrumentalismus zu tun? Du beobachtest einfach zwei Ereignisse und deklarierst das erste zur Ursache des zweiten. An keiner Stelle kommt irgendeine Theorie zur Sprache, über die man entscheiden soll ob sie lediglich ein nützliches Instrument oder eine sinnvolle Realitätsbeschreibung ist. Solange du nicht mal eine Gleichung (bzw. ein allgemeines Gesetz) hast, stellt sich die Frage zwischen Instrumentalismus und Realismus ja gar nicht.

Zitat:

Wäre doch auch irgendwo irrsinnig, wenn ich bei meinem Auto aufs Bremspedal trete und den Anstieg des Bremsdruckes mit dem Anstieg der Bremsmomente an den Rädern als zufällige Korrelation werte.


Da will ich gar nicht widersprechen. Du hast eben in diesem speziellen Fall bereits ein realistisches Bild im Kopf, wie der Druck aufs Bremspedal kausal zur Verlangsamung des Autos führt.

Aber der Punkt ist doch folgender: Wenn du eine Theorie nur als black box auffaßt, in die man Aussagen A eingibt damit Aussagen B herauskommen, dann wirst du im allgemeinen alle möglichen Korrelationen zwischen A und B berechnen können. Du kannst aber normalerweise nicht unterscheiden, ob A Ursache von B, B Ursache von A oder A und B Folge von C sind. Dazu benötigst du eine realistische Interpretation deiner Theorie, denn Ursache-Wirkungsbeziehungen sind etwas was nur in der Realität vorkommt. Ob C hingegen in der Theorie vorkommt oder nicht ist dem Instrumentalisten egal, wenn er dieselben Korrelation zwischen A und B berechnen kann. Wenn es vorkommt ist es nur eine Fiktion. Wenn stattdessen D vorkommt handelt es sich um eine andere Fiktion. Ansonsten gibt es keinen Unterschied. Für den Realisten ist höchstens eine dieser Theorien eine korrekte Beschreibung der Realität.

Das ganze hat auch m.E. nicht viel mit dem Unterschied zwischen klassischer und Quantenmechanik zu tun. Auch die klassische Mechanik ist voll von theoretischen Aussagen, die man kaum zu den beobachtbaren Fakten zählen kann. Kann man z.B. das Gravitationsgesetz beobachten? Oder nur daß sich Planeten auf Ellipsen bewegen?

Bleiben wir bei diesem Beispiel: Die Newtonsche Mechanik verrät dir formal nur, daß folgender Zusammenhang zwischen den Beschleunigungen zweier Himmelskörper besteht

.
.

Daraus folgt, daß beide Körper ihren Schwerpunkt umkreisen, also eine ziemlich eindeutige Korrelation zwischen den momentanen Aufenthaltsorten der Körper. Ist nun die Bewegung von Körper 1 Ursache der Bewegung von Köper 2? Oder umgekehrt? Oder ist die Bewegung beider Körper lediglich die Folge ihrer gemeinsamen Anziehungskraft



(Es könnte sogar die Bewegung beider Körper die gemeinsame Ursache für die Kraft sein.) Wie willst du das auf Basis des Instrumentalismus unterscheiden? Was auch immer dir hier sinnvoller erscheint, keine dieser Optionen macht die Newtonsche Mechanik irgendwie "nützlicher" in Bezug auf die Berechnung von Beobachtungssaussagen. Wenn du meinst du müßtest in diesem Fall Ursachen für irgendwas unterstellen, dann ist Instrumentalismus m.E. nicht das richtige für dich.
dcba
BeitragVerfasst am: 13. März 2020 08:25    Titel:

Ok, dass leuchtet mir ein. Dann behalte ich die Kausalität für die klassischen Fälle bei, hier kann ich Realität und Phänomene ja identifizieren.

Sobald ich diese Ebenen nicht mehr identifizieren kann, will ich dazu auch nichts mehr sagen (also instrumentalistisch interpretieren). Ich denke, dass ist auch nicht widersprüchlich.

Inwiefern kann man bei Objekten wie großen Molekülen eigentlich noch von Kausalität spreche? Hier kam mir Beispielsweise die DNA ins Gedächtnis: Wenn ich diese nachweise, passiert das ja mittels eines Messergebnisses. Wenn ich nun die DNA verändere, was auch nur durch einen empirischen Nachweis zu bestätigen ist, kann ich irgendwann Auswirkungen am Lebewesen betrachten. Und da dies immer passiert, wenn so ein Experiment durchgeführt wird, kann ich doch in diesem Kontext auch von Kausalität zwischen der experimentell festgestellten DNA und der Entwicklung eines Lebewesens feststellen. Oder sehe ich das falsch?

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