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Das Erzittern der Raumzeit
 
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Günther



Anmeldungsdatum: 23.11.2010
Beiträge: 305

Beitrag Günther Verfasst am: 04. Nov 2016 11:37    Titel: Das Erzittern der Raumzeit Antworten mit Zitat

Unter diesem Titel schreibt Bild der Wissenschaft im Heft 9/2016 "Die Erde wurde gestaucht und gedehnt - genau wie der Raum, in dem sie sich befand" und hätte sich bei einer nahen Kollision "wie bei GW150914 um einen Meter verformt".

Inhaltlich dürfte klar sein, daß dies auch nicht annähernd zutrifft. Diese Formulierung trifft in guter Näherung auf die frei aufgehängten Spiegel eines Interferometers zu, nicht aber auf die Erde. Gibt es Abschätzungen, zu welchem Bruchteil der Spiegel-Auslenkung die Erde deformiert wird?

Mich würde noch interessieren: Ist das nun schon handfeste Desinformation oder eine im Rahmen eines populärwissenschaftlichen Magazins noch durchaus tolerierbare Vereinfachung? Was meint ihr?
Brillant



Anmeldungsdatum: 12.02.2013
Beiträge: 1973
Wohnort: Hessen

Beitrag Brillant Verfasst am: 04. Nov 2016 19:27    Titel: Re: Das Erzittern der Raumzeit Antworten mit Zitat

Günther hat Folgendes geschrieben:
"Die Erde ... hätte sich bei einer nahen Kollision "wie bei GW150914 um einen Meter verformt".
Bei Kollisionen verformt sich die Erde mehr oder weniger kräftig. Ein Einschlagkrater mag wohl einen Meter tief sein und bei einem entsprechenden Impakt mag sich auch die gesamte Erde um diesen Betrag verformen.

Dein Zitat ist irgendwie ungenau. Aus dem Zusammenhang gerissen?
Günther



Anmeldungsdatum: 23.11.2010
Beiträge: 305

Beitrag Günther Verfasst am: 04. Nov 2016 21:01    Titel: Antworten mit Zitat

"Erzittern der Raumzeit" ist eine Metapher, die den Durchgang einer Gravitationswelle meint.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 04. Nov 2016 21:33    Titel: Re: Das Erzittern der Raumzeit Antworten mit Zitat

Günther hat Folgendes geschrieben:
Unter diesem Titel schreibt Bild der Wissenschaft im Heft 9/2016 "Die Erde wurde gestaucht und gedehnt - genau wie der Raum, in dem sie sich befand" und hätte sich bei einer nahen Kollision "wie bei GW150914 um einen Meter verformt".

Inhaltlich dürfte klar sein, daß dies auch nicht annähernd zutrifft. Diese Formulierung trifft in guter Näherung auf die frei aufgehängten Spiegel eines Interferometers zu, nicht aber auf die Erde. Gibt es Abschätzungen, zu welchem Bruchteil der Spiegel-Auslenkung die Erde deformiert wird?

?? Ich kann den Artikel leider nicht frei lesen, aber die Aenderung des Weges betrug ganz sicher keinen Meter, weder füer die Erde noch den Spiegel, dann waere das Messen von GW ja einfach.

Es geht also vermutlich um den Fall, was passieren würde wenn so eine BH-BH-Kollision in unser Nähe stattfinden würde? Oder was ist die eigentliche Frage/Aussage?
Günther



Anmeldungsdatum: 23.11.2010
Beiträge: 305

Beitrag Günther Verfasst am: 05. Nov 2016 10:07    Titel: Antworten mit Zitat

Es geht zunächst um das "weihnachtliche Signal GW151226" mit der Beschreibung der Auswirkung auf die Erde: "Die Erde wurde gestaucht und gedehnt - genau wie der Raum, in dem sie sich befand".

Und eine Seite weiter um das am 14. September 2015 entdeckte Signal GW150914. Hierzu: "Selbst wenn eine Kollision wie bei GW150914 in der Distanz der Sonne von der Erde stattfinden würde, hätte sich unser Planet Sekundenbruchteile lang um einen Meter verformt - ausreichend um vielerorts mittlere Erdbeben auszulösen - , ein Mensch aber nur um etwa 0,2 Millionstel Meter."

Es liest sich m.E. so, als würde sich die Erde verformen analog zu freien Testpartikeln, auf die "genau wie der Raum" zutrifft.
Brillant



Anmeldungsdatum: 12.02.2013
Beiträge: 1973
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Beitrag Brillant Verfasst am: 05. Nov 2016 14:21    Titel: Antworten mit Zitat

Günther hat Folgendes geschrieben:
"Die Erde wurde gestaucht und gedehnt - genau wie der Raum, in dem sie sich befand".
Das Stauchen und Dehnen von Materie kann ich mir vorstellen. Aber wie wird Vakuum verformt und wie weist man das nach?

Und lt. Wikipedia bewegt eine Gravitationswelle Materie hin- und her, allerdings auch quer zur Ausbreitungsrichtung der Welle. Wie ist das zu erklären (Bild)?



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Günther



Anmeldungsdatum: 23.11.2010
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Beitrag Günther Verfasst am: 05. Nov 2016 16:52    Titel: Antworten mit Zitat

Stell dir eine kugelförmige Anordnung von Testpartikeln vor, die in Richtung einer zentralen Masse fällt. Sie wird radial zunehmend gestreckt und quer dazu gestaucht (weil die Partikel in Richtung Mittelpunkt fallen und sich deshalb annähern), sodaß das Volumen konstant ist. Beim Durchgang einer Gravitationswelle ändert sich die Krümmung periodisch. Dabei folgen die Partikel, wie in der Animation gezeigt, der Verformung des Raums.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 05. Nov 2016 17:04    Titel: Antworten mit Zitat

Günther hat Folgendes geschrieben:

Es liest sich m.E. so, als würde sich die Erde verformen analog zu freien Testpartikeln, auf die "genau wie der Raum" zutrifft.

Richtig. Aber ich glaub das macht den Artikel nicht besser, wenn er hier vorsichtig den Unterschied erlaeutern würde. Es soll ja relativ leicht verständlich sein.

Davon abgesehen bin ich mir nicht sicher, ob es nicht vllt in guter Näherung sogar stimmt. Wenn man sich die Frequenz der GW ansieht und dann mit der Geschwindigkeit der GW und der Schallgeschwindigkeit in der Erde vergleicht, dann sind weit entfernte Punkt schon ziemlich unabhaengig.

Und selbst wenn es 1m wäre, dann klingt es dramatischer als es ist, denn Sonne und Mond verformen die Erde auch die ganze Zeit um gut 0.1-0.5m.
http://web.ics.purdue.edu/~ecalais/teaching/eas450/Gravity3.pdf
(wenn auch nicht so schnell wie diese GW es getan hatte Augenzwinkern )
Ich



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Beitrag Ich Verfasst am: 07. Nov 2016 16:57    Titel: Antworten mit Zitat

Die Zahlen stimmen nicht mit dem überein, was ich am 12.2.2016 abgeschätzt hatte, aber das mag an mir liegen. Abgesehen davon stimme ich jh8979 zu, die Erde ist für Schwingungen >100 Hz sicherlich nicht steif genug, und die Auslenkung wäre ziemlich genau dieselbe wie bei freien Partikeln. Ob das Erdbeben hervorrufen würde weiß ich nicht. Die lokalen Spannungen sind sicher nicht besonders groß, von daher würde ich das stark bezweifeln. Andererseits kenne ich mich nicht mit seismischen Wellen aus, vielleicht übersehe ich etwas.
Günther



Anmeldungsdatum: 23.11.2010
Beiträge: 305

Beitrag Günther Verfasst am: 08. Nov 2016 10:44    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hat Folgendes geschrieben:
Abgesehen davon stimme ich jh8979 zu, die Erde ist für Schwingungen >100 Hz sicherlich nicht steif genug, und die Auslenkung wäre ziemlich genau dieselbe wie bei freien Partikeln.

Würde durch die Verformung der Erde der GW Energie entzogen? Es müßte doch schon einen Unterschied geben zwischen freien Partikeln und einem deformierbaren Körper der noch dazu sehr heterogen ist, oder?
Brillant



Anmeldungsdatum: 12.02.2013
Beiträge: 1973
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Beitrag Brillant Verfasst am: 08. Nov 2016 10:55    Titel: Antworten mit Zitat

Günther hat Folgendes geschrieben:
Würde durch die Verformung der Erde der GW Energie entzogen?
Ja, muss doch, wenn auch hier die Energieerhaltungstheorie Recht hat. Hinter der Erde also ein Gravitationsschatten?

TomS hat Folgendes geschrieben:
Ich habe noch nichts ernstzunehmendes bzgl. Antigravitation, Gravitationsschatten oder Gravitationsabschirmung gehört.
Verfasst am: 24. Jan 2012 19:26
Da könnte man doch auf die Idee kommen, dass auch die dunkle Materie die Gravitationswellen abschattet oder ernergiemäßig anzapft. Ist sowas als Theorie bekannt?
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8582

Beitrag jh8979 Verfasst am: 08. Nov 2016 10:59    Titel: Antworten mit Zitat

Günther hat Folgendes geschrieben:
Ich hat Folgendes geschrieben:
Abgesehen davon stimme ich jh8979 zu, die Erde ist für Schwingungen >100 Hz sicherlich nicht steif genug, und die Auslenkung wäre ziemlich genau dieselbe wie bei freien Partikeln.

Würde durch die Verformung der Erde der GW Energie entzogen? Es müßte doch schon einen Unterschied geben zwischen freien Partikeln und einem deformierbaren Körper der noch dazu sehr heterogen ist, oder?

Ja. Wobei ich nicht weiss, von welcher Größenordnung dies ist, aber es wird wohl sehr klein sein.
Brillant



Anmeldungsdatum: 12.02.2013
Beiträge: 1973
Wohnort: Hessen

Beitrag Brillant Verfasst am: 08. Nov 2016 11:09    Titel: Antworten mit Zitat

Brillant hat Folgendes geschrieben:
Hinter der Erde also ein Gravitationsschatten?
Andererseits: Da sich die Gravitation verstärkt, wenn der Mond zwischen Erde und Sonne durchläuft (Springflut), müsste dann auch eine Gravitations"welle" verstärkt werden, wenn sie einen Planeten passiert?
MrScoville



Anmeldungsdatum: 29.09.2016
Beiträge: 8

Beitrag MrScoville Verfasst am: 10. Nov 2016 02:35    Titel: Antworten mit Zitat

Günther hat Folgendes geschrieben:
Würde durch die Verformung der Erde der GW Energie entzogen?


Da fällt mir raus aus dem Zusammenhang die leidige dunkle Energie ein. Dass man sie theoretisch aus dem anthropischen Prinzip oder einfach durch ihre gravitative Wirkung nachweisen kann: geschenkt. Wenn sie aber so irre viel der gravitativen Masse ausmacht, müssen sich doch auch kleinteilig indirekte Wirkungen nachweisen lassen, etwa deswegen, weil sie die leuchtende Materie erwärmt und dadurch "zu blaue" Photonen erzeugt? Einfach gesagt: ein beliebiger Kubikmeter Weltraum sollte "blauer" leuchten als wenn es keine dunkle Materie gäbe. Der simple Grund ist Reibung. So dunkel wäre sie dann doch gar nicht, die dunkle Materie? Und ja klar, im Nachnachnachkomma-Bereich. Mit den GW haben wir das aber auch so gemacht.
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