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MOND-Hypothese
 
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borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 26. Aug 2016 13:52    Titel: MOND-Hypothese Antworten mit Zitat

Warum ist die o.a. Hypothese eigentlich nicht populärer?
Ich habe gelesen, weil es Fälle gibt, wo die Berechnung versagt hat.
OK- aber ist das nicht allemal besser, als etwas anderes zu postulieren (DM, DE) von dem es im Grunde nicht den kleinsten Beweis gibt?

Gruß
Karl
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5042

Beitrag DrStupid Verfasst am: 26. Aug 2016 15:16    Titel: Re: MOND-Hypothese Antworten mit Zitat

borromeus hat Folgendes geschrieben:
Warum ist die o.a. Hypothese eigentlich nicht populärer?


Weil sie keine experimentelle Grundlage hat. Überall dort, wo man Gravitationstheorien experimentell überprüfen kann, stimmen Newton bzw. Einstein (je nachdem wie genau man misst). Und wo man sie nicht überprüfen kann, bleiben alternative Theorien zwangsläufig unbestätigte Hypothesen.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 26. Aug 2016 15:19    Titel: Re: MOND-Hypothese Antworten mit Zitat

borromeus hat Folgendes geschrieben:
Warum ist die o.a. Hypothese eigentlich nicht populärer?
Ich habe gelesen, weil es Fälle gibt, wo die Berechnung versagt hat.

Das reicht dann doch auch schon.

Davon abgesehen gibt es keine wirklich funktionierende relativistische Version von MOND. Diese versagt u.a. an der Form des Inensitaetsspektrums der Hintergrundstrahlung.
Zitat:

OK- aber ist das nicht allemal besser, als etwas anderes zu postulieren (DM, DE) von dem es im Grunde nicht den kleinsten Beweis gibt?

Natürlich gibt es dafür Beweise, darum hat man sie ja überhaupt erst eingeführt, nur halt indirekte und (bisher) keine direkten. Dies sind natürlich dieselben die Du für MOND anführen müsstest nur dass MOND in etlichen Fällen halt nicht wirklich funktioniert.

Mit der Einführung eines bisher nicht direkt beobachteten, schweren und schwach wechselwirkenden Teilchens umgeht man all diese Schwächen und kann die Beobachtungen anhand bekannter Gesetze mit nur einem neuen Teilchen erklären.
[/img]
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 26. Aug 2016 15:25    Titel: Re: MOND-Hypothese Antworten mit Zitat

DrStupid hat Folgendes geschrieben:

Weil sie keine experimentelle Grundlage hat. Überall dort, wo man Gravitationstheorien experimentell überprüfen kann, stimmen Newton bzw. Einstein (je nachdem wie genau man misst). Und wo man sie nicht überprüfen kann, bleiben alternative Theorien zwangsläufig unbestätigte Hypothesen.


Danke,
aaaber die Existenz von DM/DE kann man ja ebensowenig überprüfen.
Mir persönlich scheint es vernüftiger einer Hypothese, die ja ähnlich wie die SRT die Newtonsche Mechanik korrigiert nachzugehen, als ein (sehr abstraktes) Hilfsobjekt einzuführen, nur damit die Himmelsmechanik wieder funktioniert.
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 26. Aug 2016 15:30    Titel: Re: MOND-Hypothese Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:

Mit der Einführung eines bisher nicht direkt beobachteten, schweren und schwach wechselwirkenden Teilchens umgeht man all diese Schwächen und kann die Beobachtungen anhand bekannter Gesetze mit nur einem neuen Teilchen erklären.


Danke!
Aber nur dann wenn ich es (das Zeilchen) genau dort hinsetze damit die Beobachtungen wieder stimmen. Soweit ich verstanden habe wird beobachtet, festgestellt dass da was nicht stimmt und in weiterer Folge soviel dunkle Materie in die jeweilige Galaxie "gesetzt" damit die Beobachtung mit der Rechnung wieder stimmt. Mal mehr, mal weniger.
Erscheint (mir) ziemlich willkürlich.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 26. Aug 2016 15:32    Titel: Re: MOND-Hypothese Antworten mit Zitat

borromeus hat Folgendes geschrieben:

aaaber die Existenz von DM/DE kann man ja ebensowenig überprüfen.

Die kann man genauso gut oder schlecht prüfen wie man MOND prüfen kann. Und dabei hat DM sehr viel besser abgeschnitten bisher.
Zitat:

Mir persönlich scheint es vernüftiger einer Hypothese, die ja ähnlich wie die SRT die Newtonsche Mechanik korrigiert nachzugehen, als ein (sehr abstraktes) Hilfsobjekt einzuführen, nur damit die Himmelsmechanik wieder funktioniert.

Ja? und wieso sollte das so ein?
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 26. Aug 2016 15:34    Titel: Re: MOND-Hypothese Antworten mit Zitat

borromeus hat Folgendes geschrieben:

Aber nur dann wenn ich es (das Zeilchen) genau dort hinsetze damit die Beobachtungen wieder stimmen. Soweit ich verstanden habe wird beobachtet, festgestellt dass da was nicht stimmt und in weiterer Folge soviel dunkle Materie in die jeweilige Galaxie "gesetzt" damit die Beobachtung mit der Rechnung wieder stimmt. Mal mehr, mal weniger.
Erscheint (mir) ziemlich willkürlich.

Für beliebige "dunkle Teilchen" funktioniert das natürlich nicht (genauso wenig wie man Newtonsche Gravitation beliebig ändern kann und hoffen darf damit das Experiment zu erklären). Allerdings funktioniert es für eine ganze Anzahl von möglichen Teilchen und vor allem lässt sich damit eine Fülle von unterschiedlichen Beobachtungen erklären, was keineswegs trivial ist.
https://en.wikipedia.org/wiki/Dark_matter#Observational_evidence
DrStupid



Anmeldungsdatum: 07.10.2009
Beiträge: 5042

Beitrag DrStupid Verfasst am: 26. Aug 2016 16:34    Titel: Re: MOND-Hypothese Antworten mit Zitat

borromeus hat Folgendes geschrieben:
aaaber die Existenz von DM/DE kann man ja ebensowenig überprüfen.


Die dunkle Materie wurde eingeführt, weil die Massebestimmung über die Masse-Leuchtkraft-Beziehung und über die Geschwindigkeitsverteilung zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. Dass es so eine Dirkrepanz geben muss, ist offensichtlich. Die Geschwindigkeitsverteilung von Galaxien und Galaxienhaufen wird von der gesamten darin enthaltenen Masse bestimmt, während zur Leuchtkraft nur der Teil der Materie beiträgt, der selbst leuchtet. Die nicht leuchtende und somit dunkle Materie trägt entweder gar nicht zur Leuchtkraft bei oder verringert sie sogar. Dass es solche nicht leuchtende Materie gibt, ist offensichtlich und wird von niemandem bestritten (wir bestehen schließlich selbst daraus). Überraschend ist lediglich ihre Menge. Die Messwerte legen nahe, dass es so viel davon gibt, dass der Großteil nicht-baryonisch sein muss, wenn die kosmologischen Modelle stimmen sollen.

Langer Rede kurzer Sinn: Momentan gibt es zwar keine unabhängige Möglichkeit, die Menge der dunklen Materie zu bestimmen, aber ihre Existenz steht außer Frage.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18051

Beitrag TomS Verfasst am: 26. Aug 2016 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

Die ursprüngliche MOND-Hypothese ist nicht kovariant formuliert. Es gibt jedoch eine kovariante Feldtheorie, die dies leistet, und die MOND in einer gewissen Näherung reproduziert: die sogenannte Tensor-Vektor-Skalar-Theorie. Diese wird im Zuge alternativer Gravitationstheorien bzw. Erweiterungen der ART untersucht.

Vom theoretischen Standpunkt aus ist es sicher zunächst gleichwertig, ob man eine Erweiterumg der ART postuliert oder eine Erweiterung des Standardmodells; in beiden Fällen muss man zusätzliche Felder postulieren und experimentell nachweisen.

Das Problem alternativer Gravitationstheorien (TeVeS, f(R), ...) ist im wesentlichen, das m.W.n. keine davon alle theoretischen Konsistenzanforderungen und experimentellen Tests besteht, oder dass die Testbarkeit durch zu viele Parameter deutlich sinkt (die Einstein-Cartan-Theorie dürfte eine Ausnahme sein und steht evtl. sogar besser da als die ART, löst jedoch m.W.n. das DM-Problem ebenfalls nicht).

Daraus würde ich jedoch keinesfalls folgern, dass die Alternative, nämlich Erweiterungen des "Materiesektors" des Standardmodells (SUSY, Axionen, ...) besser geeignet sind, das Problem zu lösen. Immerhin wird gerade im erwarteten Energiebereich am LHC nichts gefunden ...
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 27. Aug 2016 08:46    Titel: Antworten mit Zitat

Soweit ich es verstanden habe ist es so, dass DM baryonischer Herkunft (zB braune Zwerge) nicht sehr wahrscheinlich ist. Also müsste sie eher nichtbaryonischer Herkunft sein.
Erstaunlich (für mich) ist es dabei, dass unser Sonnensystem exakt nach Newton (bzw. der SRT) funktioniert und auch durch jüngere Messungen festgestellt wurde, dass es sich im Umkreis von 13000 LJ (immerhin mehr als 20% des Radiusses der Milchstrasse) auch so verhält. Keine (nennenswerten) Mengen an DM in diesem Bereich.

Ich würde aber davon ausgehen, dass sich so ziemlich alles im Universum homogen verteilt. Wenn es also DM gibt, müsste sich diese eher im Zentrum der Galaxien befinden- das leuchtet mir jetzt aber nicht so ein warum das denn so sein sollte- und schnell mal hinfliegen und nachsehen können wir ja auch nicht.

Ich habe gestern noch in einem Forum eine Idee dazu gelesen:
was ist wenn die Raumzeit nicht nur durch blosse Masse gekrümmt wird, sondern aufgrund ihrer Vergangenheit schon gekrümmt war?
Wen es interessiert:
https://www.urknall-weltall-leben.de/urknall-weltall-leben-forum/5-2-dunkle-materie/638-dunkle-materie-einmal-quergedacht
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 27. Aug 2016 09:17    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:

Daraus würde ich jedoch keinesfalls folgern, dass die Alternative, nämlich Erweiterungen des "Materiesektors" des Standardmodells (SUSY, Axionen, ...) besser geeignet sind, das Problem zu lösen. Immerhin wird gerade im erwarteten Energiebereich am LHC nichts gefunden ...

Im Moment sieht es so aus als ob eine Erweiterung des Materiesektors besser zu Beobachtungen passt. Dies ist nämlich (im Gegensatz zu MOND, TeVeS,...) nicht im Widerspruch zu experimentellen Beobachtungen, auch nicht dazu, dass am LHC nichts gefunden wurde.

Vom Theorie-Standpunkt wäre es wunderbar, wenn jemand eine Erweiterung/Ergaenzung der ART finden würde, die dieselben experimentellen Tests zu DM bestehen wuerde. Im Moment seh ich da aber keinen guten Kandidaten.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 27. Aug 2016 09:18    Titel: Antworten mit Zitat

borromeus hat Folgendes geschrieben:
Soweit ich es verstanden habe ist es so, dass DM baryonischer Herkunft (zB braune Zwerge) nicht sehr wahrscheinlich ist. Also müsste sie eher nichtbaryonischer Herkunft sein.
Erstaunlich (für mich) ist es dabei, dass unser Sonnensystem exakt nach Newton (bzw. der SRT) funktioniert und auch durch jüngere Messungen festgestellt wurde, dass es sich im Umkreis von 13000 LJ (immerhin mehr als 20% des Radiusses der Milchstrasse) auch so verhält. Keine (nennenswerten) Mengen an DM in diesem Bereich.

Dies erklärt sich sogar aus der Eigenschaft der DM, dass sie schwach wechselwirkend sein muss und daher weniger stark "klumpt" als 'normale' Materie.
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
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Beitrag borromeus Verfasst am: 27. Aug 2016 10:16    Titel: Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:

Dies erklärt sich sogar aus der Eigenschaft der DM, dass sie schwach wechselwirkend sein muss und daher weniger stark "klumpt" als 'normale' Materie.


Kannst Du mir bitte erklären, warum man die DM dann nicht überall vorfindet, wenn sie nicht klumpt?
Umgekehrt wäre das logischer für mich: im Zentrum einer Galaxis bündelt sich die DM zusammen.

Oder verstehe ich das Wort "klumpt" falsch?
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 27. Aug 2016 10:36    Titel: Antworten mit Zitat

borromeus hat Folgendes geschrieben:

Kannst Du mir bitte erklären, warum man die DM dann nicht überall vorfindet, wenn sie nicht klumpt?
Umgekehrt wäre das logischer für mich: im Zentrum einer Galaxis bündelt sich die DM zusammen.

Oder verstehe ich das Wort "klumpt" falsch?

Weil es eben nicht "klumpt" befindet es sich nicht im Zentrum der Galaxie, sondern umgibt die Galaxie wie eine Art Wolke.
https://en.wikipedia.org/wiki/Dark_matter_halo



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TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18051

Beitrag TomS Verfasst am: 27. Aug 2016 10:55    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke nicht, dass DM aus "teilchenartigen Anregungen" so gut passt; sicher zu Astrophysik, aber eben nicht zur Teilchenphysik. Und die konkret passenden Modelle werden immer verzwickter...
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 27. Aug 2016 10:58    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Ich denke nicht, dass DM aus "teilchenartigen Anregungen" so gut passt; sicher zu Astrophysik, aber eben nicht zur Teilchenphysik. Und die konkret passenden Modelle werden immer verzwickter...

Wieso nicht? Schweres Skalarteilchen, das nur schwach wechselwirkt. Nicht schön, aber funktioniert ohne Probleme.

Wenn man das jetzt noch schön machen will mit SUSY oder anderen Modellen, die auch noch andere "Probleme" lösen und auch noch mehr Teilchen enthalten wird es natürlich schwieriger, aber auch alles andere als unmöglich.
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18051

Beitrag TomS Verfasst am: 27. Aug 2016 14:32    Titel: Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:
Wenn man das jetzt noch schön machen will mit SUSY oder anderen Modellen, die auch noch andere "Probleme" lösen und auch noch mehr Teilchen enthalten wird es natürlich schwieriger, aber auch alles andere als unmöglich.

"Schön" ist SUSY nur ungebrochen.

Gebrochen mit diversen Erweiterungen jenseits von MSSM wird SUSY hässlich und beliebig.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 27. Aug 2016 15:42    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:

"Schön" ist SUSY nur ungebrochen.
Gebrochen mit diversen Erweiterungen jenseits von MSSM wird SUSY hässlich und beliebig.

Ach was ... Symmetriebrechung kann doch auch was schönes sein Augenzwinkern smile
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18051

Beitrag TomS Verfasst am: 28. Aug 2016 09:42    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn sich das hier bestätigt

http://news.yale.edu/2016/08/25/scientists-discover-dark-milky-way

dann sind alle Erweiterungen bzw. Modifikationen zur ART vom Tisch.

_________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Felix86



Anmeldungsdatum: 26.11.2013
Beiträge: 189

Beitrag Felix86 Verfasst am: 28. Aug 2016 20:03    Titel: Antworten mit Zitat

TomS hat Folgendes geschrieben:
Wenn sich das hier bestätigt

http://news.yale.edu/2016/08/25/scientists-discover-dark-milky-way

dann sind alle Erweiterungen bzw. Modifikationen zur ART vom Tisch.


Könntest du das etwas näher erläutern, für den interessierten Laien?
willyengland



Anmeldungsdatum: 01.05.2016
Beiträge: 676

Beitrag willyengland Verfasst am: 28. Aug 2016 20:13    Titel: Antworten mit Zitat

Ich verstehe nicht, was daran besonderes sein soll.
Man postuliert, wieder einmal, dunkle Materie.
Das macht man doch ständig, bei unserer Galaxis auch.

_________________
Gruß Willy
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18051

Beitrag TomS Verfasst am: 28. Aug 2016 22:05    Titel: Antworten mit Zitat

Felix86 hat Folgendes geschrieben:
TomS hat Folgendes geschrieben:
Wenn sich das hier bestätigt

http://news.yale.edu/2016/08/25/scientists-discover-dark-milky-way

dann sind alle Erweiterungen bzw. Modifikationen zur ART vom Tisch.


Könntest du das etwas näher erläutern, für den interessierten Laien?

Zunächst mal zur Problemstellung: man beobachtet i) leuchtende Materie (Sterne, Nebel, Galaxiencluster, ...) sowie ii) deren Dynamik (Rotation, Bildung, ...). Schätzt man die gesamte Masse aufgrund der leuchtenden Materie ab (d.h. zusätzlich nicht-leuchtende Materie wie Planeten, Braune Zwerge, Staub, ...) und berechnet damit die Dynamik, so passen diese berechnete Dynamik und die beobachtete Dynamik nicht zusammen. Man muss also irgendetwas modifizieren.

In der Newtonschen Theorie setzt man für das Kräftgegleichgewicht zwischen Gravitations- und Zentrifugalkraft



Nun kann man entweder gemäß MOND die Newtonschen Gesetze modifizieren, also soetwas wie



einführen, oder zusätzliche Materie





postulieren.


Nun beobachtet man verschiedene Galaxien mit vergleichbarer Menge leuchtender Materie M. Bei MOND o.ä. gibt es keinen vernünftigen Grund, warum diese unterschiedliche Dynamik aufweisen sollten; die Rotationskurven sollten bei (näherungsweise) identischem M (näherungsweise) identisch sein.

Hier liegt nun eine Galaxie mit einer bestimmten Masse M vor, die extrem schnell rotiert. Warum sollte nun aus dieser Masse M eine derartig extreme Rotation folgen, wenn doch ausschließlich der Beschleunigungsterm modifiziert wird?

Nimmt man dagegen an, dass nicht der Beschleunigungsterm sondern M zu M' modifiziert wird, so kann ein derartiges Verhalten eher zwanglos erklärt werden (um den Preis, dass im hypothetischen M' völlig unbekannte Materieformen stecken können). Unterschiedliche Rotation bei gleichem M folgt aufgrund unterschiedlichem M'.
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 29. Aug 2016 12:35    Titel: Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:

Weil es eben nicht "klumpt" befindet es sich nicht im Zentrum der Galaxie, sondern umgibt die Galaxie wie eine Art Wolke.


Dann müsste sie im Sonnensystem auch vorhanden sein, bzw. ihre gravitativen Eigenschaften bei den Planetenbewegungen feststellbar sein.
Ich verstehe es beim besten Willen nicht.
:-(
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 29. Aug 2016 13:51    Titel: Antworten mit Zitat

borromeus hat Folgendes geschrieben:

Dann müsste sie im Sonnensystem auch vorhanden sein, bzw. ihre gravitativen Eigenschaften bei den Planetenbewegungen feststellbar sein.

Dunkle Materie ist ja auch im Sonnensystem vorhanden und prinzipiell anhand der Planetenbewegungen zu bemerken. Allerdings ist die Masse der DM im Sonnensystem verglichen mit der Sonnenasse verschwindend gering, daher sind die Effekte nur winzig klein.
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 29. Aug 2016 18:25    Titel: Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:

Dunkle Materie ist ja auch im Sonnensystem vorhanden und prinzipiell anhand der Planetenbewegungen zu bemerken.


Gut, gibt es da eine Quelle (bitte wenn geht in Deutsch)?

Ich habe dazu das gelesen:
http://www.weltderphysik.de/gebiet/astro/news/2012/kaum-dunkle-materie-in-der-naehe-des-sonnensystems/

Ob die Quelle seriös ist, weisst Du sicher besser.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 29. Aug 2016 18:39    Titel: Antworten mit Zitat

https://darkmatterdarkenergy.com/2013/08/30/dark-matter-in-the-solar-system-does-it-matter/
http://www.pro-physik.de/details/news/2473641/Dunkle_Materie_im_Herzen_des_Sonnensystems.html
http://mnras.oxfordjournals.org/content/425/2/1445
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 29. Aug 2016 22:37    Titel: Antworten mit Zitat

Danke, gelesen und verstanden.
Aber wo sind die Abweichungen zu Newton (oder der SRT) beschrieben?
M.E. drehen sich unsere Planeten exakt genauso, wie es die SRT voraussagt.
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 29. Aug 2016 22:50    Titel: Antworten mit Zitat

borromeus hat Folgendes geschrieben:

Aber wo sind die Abweichungen zu Newton (oder der SRT) beschrieben?
M.E. drehen sich unsere Planeten exakt genauso, wie es die SRT voraussagt.

Die Abweichungen sind wie gesagt so klein, dass sie nicht messbar sind. Die gesamt Menge an DM innerhalb einer Kugel um die Sonne mit uns am Rand ist so grob eine Milliarde mal kleiner als die Masse der Sonne.
franz



Anmeldungsdatum: 04.04.2009
Beiträge: 11583

Beitrag franz Verfasst am: 29. Aug 2016 23:10    Titel: Antworten mit Zitat

Vorschlag: "Äther". Teufel
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 29. Aug 2016 23:37    Titel: Antworten mit Zitat

franz hat Folgendes geschrieben:
Vorschlag: "Äther". Teufel

Sei nicht so brutal Franz, Albert dreht sich gerade im Grabe um.
Zerstöre nicht sein Lebenswerk!
Hammer
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 29. Aug 2016 23:39    Titel: Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:

Die Abweichungen sind wie gesagt so klein, dass sie nicht messbar sind.

Und wie sind sie dann "prinzipiell bemerkbar"?
Brillant



Anmeldungsdatum: 12.02.2013
Beiträge: 1973
Wohnort: Hessen

Beitrag Brillant Verfasst am: 29. Aug 2016 23:53    Titel: Re: MOND-Hypothese Antworten mit Zitat

DrStupid hat Folgendes geschrieben:
Die nicht leuchtende und somit dunkle Materie trägt entweder gar nicht zur Leuchtkraft bei oder verringert sie sogar.
Das lese ich zum ersten Mal. Es gibt die Frage, warum der Nachthimmel nicht taghell ist, wenn doch aus jeder Richtung Sterne leuchten müssten.

Soweit mir bekannt, wurde das bisher nicht durch "Abschattung" erklärt.

Es scheint aber eine zulässige Hypothese zu sein.

_________________
Glaubt nicht dem Hörensagen ... oder eingewurzelten Anschauungen, auch nicht den Worten eines verehrten Meisters; sondern was ihr selbst gründlich geprüft und als euch selbst und anderen zum Wohle dienend erkannt habt, das nehmt an. Siddhartha Gautama
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 30. Aug 2016 07:09    Titel: Re: MOND-Hypothese Antworten mit Zitat

Brillant hat Folgendes geschrieben:
Das lese ich zum ersten Mal. Es gibt die Frage, warum der Nachthimmel nicht taghell ist, wenn doch aus jeder Richtung Sterne leuchten müssten.

Soweit mir bekannt, wurde das bisher nicht durch "Abschattung" erklärt.

Es scheint aber eine zulässige Hypothese zu sein.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Olberssches_Paradoxon
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 30. Aug 2016 07:19    Titel: Antworten mit Zitat

borromeus hat Folgendes geschrieben:
jh8979 hat Folgendes geschrieben:

Die Abweichungen sind wie gesagt so klein, dass sie nicht messbar sind.

Und wie sind sie dann "prinzipiell bemerkbar"?

Indem du die Planetenbahnen und auch die auftretenden Parameter (Massen, Bahnradii,...) beliebig genau misst.
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 30. Aug 2016 07:31    Titel: Antworten mit Zitat

jh8979 hat Folgendes geschrieben:

Indem du die Planetenbahnen und auch die auftretenden Parameter (Massen, Bahnradii,...) beliebig genau misst.

Ach so, Du meinst mit "prinzipiell" zur Zeit ist es noch nicht messbar.
Danke
jh8979
Moderator


Anmeldungsdatum: 10.07.2012
Beiträge: 8581

Beitrag jh8979 Verfasst am: 30. Aug 2016 19:38    Titel: Antworten mit Zitat

borromeus hat Folgendes geschrieben:
jh8979 hat Folgendes geschrieben:

Indem du die Planetenbahnen und auch die auftretenden Parameter (Massen, Bahnradii,...) beliebig genau misst.

Ach so, Du meinst mit "prinzipiell" zur Zeit ist es noch nicht messbar.
Danke

Genau. Thumbs up!
borromeus



Anmeldungsdatum: 29.12.2014
Beiträge: 509

Beitrag borromeus Verfasst am: 31. Aug 2016 15:32    Titel: Antworten mit Zitat

So das heisst zumindest in der Milchstrasse ist DM homogen verteilt.
Da das Sonnensystem sehr klein ist (in Relation zur Milchstrasse) sind die Effekte nicht messbar.
Am Rand der Milchstrasse wird aber entgegen der Newtonschen Menchanik festgestellt, dass sich die Sterne schneller bewegen als vorausgesagt.
Das liegt an der, in der Milchstrasse verteilten DM.
Es wirkt sich also bei den Milchstrassen-Abmessungen aufgrund des Abstandes zum "Schwerpunkt" (also wo die Gravitation angreift) dann doch messbar aus.

Korrekt?

Gibt es zwischen den Galaxien auch DM, oder tritt DM nur in der Nähe baryonischer Materie auf?
TomS
Moderator


Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 18051

Beitrag TomS Verfasst am: 31. Aug 2016 16:28    Titel: Antworten mit Zitat

Im wesentlichen, ja.

Die DM klumpt nur wenig, aber in der Umgebung von Galaxien und Filamenten immerhin etwas. D.h. dass Galaxien von einem großen Halo bestehend aus DM umgeben sind.

Google mal nach "dark matter distribution" und geh' insbs. auf Bildersuche.

(nochmal: all das bleibt bis auf weiteres hypothetisch)
Ich



Anmeldungsdatum: 11.05.2006
Beiträge: 913
Wohnort: Mintraching

Beitrag Ich Verfasst am: 06. Sep 2016 17:07    Titel: Antworten mit Zitat

Noch ein Nachtrag zur Meldung von 2012, man habe keine Dunkle Materie in Sonnennähe gefunden:
http://www.astronews.com/forum/showthread.php?6002-La-Silla-Keine-Dunkelmaterie-in-Umgebung-der-Sonne&p=87587#post87587
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