RegistrierenRegistrieren   LoginLogin   FAQFAQ    SuchenSuchen   
Physik Arbeitsmarkt
 
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Off-Topic
Autor Nachricht
JohnnyBGood



Anmeldungsdatum: 02.04.2014
Beiträge: 33

Beitrag JohnnyBGood Verfasst am: 25. Nov 2014 16:44    Titel: Physik Arbeitsmarkt Antworten mit Zitat

Hallo alle miteinander,

Da hier vermutlich viele Physiker unterwegs sind, würde ich gerne um Rat bitten bei einer Sache, die mich momentan ein wenig belastet:

Ich habe nach einem viersemestrigen Studium einen Wechsel in das Studium der Physik vollzogen und bin dort nun im zweiten Semester (ich bin 23 Jahre alt). Bisher macht mir das Studium auch Spaß und die Übungszettel sind zwar teilweise knackig, aber bisher alle gut machbar gewesen.
Nun ist es allerdings so, dass ich in letzter Zeit mal drüber nachgedacht habe, was ich im Endeffekt eigentlich später mal machen will. Also was will ich die nächsten 43 Jahre mit meinem Leben anstellen?

So bin ich nach einiger Recherche zu dem Schluss gekommen, dass ich nicht mein Leben lang an Hochschulberufen Freude haben kann, da diese rar gesät und mitunter mies bezahlt sowie befristet sind, was nicht gut ist, wenn man bspweise den Wunsch hat mal eine Familie zu gründen und in irgendeiner Weise sesshaft zu werden.
Andererseits kann ich mir auch nicht vorstellen in einer Bank oder bei einer Unternehmensberatung zu arbeiten (ja, ich bin vermutlich auch zu wählerisch). Also ist vermutlich die letzte Alternative in die Industrie in Forschung und Entwicklung zu gehen, was ich mir persönlich ehrlich gesagt sehr gut vorstellen könnte, da ich mich sehr für die technischen Anwendungen interessiere, die man zum Beispiel in Atom- und Festkörperphysik mitkriegt.
Ich könnte mir auch gut vorstellen in die medizinische Physik zu gehen, da ich ohnehin ein Interesse für Medizin habe.

Allerdings musste ich auf während meiner weiteren Recherche feststellen, dass man in der Industrie meistens mit Ingenieuren konkurriert, welche in den kommenden Jahren vermutlich wie verrückt von den Unis ausgespuckt werden und von den Arbeitgebern idR gegenüber den technisch unerfahreneren Physiken bevorzugt werden. Und in medizinischer Physik bin ich mir nicht sicher, wie dort die Zukunftsaussichten sind. Nun habe ich ein paar Lösungsmöglichkeiten für mein Gewissensdilemma überlegt, bzw. von anderen gelesen:

1.) Physik Master + Promotion und anschließende Bewerbung in Österreich, Schweiz, Niederlande oder Skandinavien. Sind dort wirklich die Arbeitsbedingungen besser?
Die sollen angeblich auch nicht das Problem haben, dass man dort in moderne Sklaverei (Leiharbeitsagentur) gerät.

2.) Physik Bachelor + Ingenieurmaster (am liebsten Elektroingenieur oder vergleichbares) und unter Umständen Promotion (ein wenig Forscherluft will ich unbedingt mal geschnuppert haben in meinem Leben). Dann dürfte ich ja quasi zu der bevorzugteren Spezies gehören, auch wenn hier ebenfalls die Aussichten in Deutschland wohl immer düsterer werden (irgendwann müsste es doch besser werden, weil die zunehmende Auswanderung wegen der Leiharbeitsverhältnisse irgendwie geartete Wunden in die deutschen Unternehmen reißen sollte). Außerdem hat man hier den Vorteil, dass man im Zweifelsfall in kleinen Unternehmen unterkommen kann, da diese, soweit ich es gelesen habe, viel seltener Physiker einstellen als größere Unternehmen. Und natürlich ist auch hier die Bewerbung im Umland eine Möglichkeit.
Hier ist dann jedoch die Frage: Wie gelingt der Wechsel nach dem Bachelor am besten?
Sollte man vielleicht ein Semester mit Praktika in der Industrie füllen?
Falls ja: Auf welche Praktika bewirbt man sich am besten ab dem dritten Semester Physik mit zusätzlichen Kenntnissen in der anorganischen und organischen Chemie?

3.) Bachelor Physik und Master medizinische Physik. Dies ist momentan alleine vom Stoff her mein absoluter Favorit. Die Uni Düsseldorf bietet beispielsweise einen speziellen Master in dieser Richtung an und das Nachholen von Biochemie und Anatomie würde für mich keinerlei Problem darstellen, weil ich schon in meinem vorherigen Studium immer mit der Nase in einem Biochemie Buch speziell für Mediziner hing (Privatinteresse) und zu Schulzeiten in meiner Freizeit einen Anatomie Atlas vom Flohmarkt gewälzt habe. Jedoch kommen auch hier Zweifel: Ist die medizinische Physik wirklich ein zukunftsträchtiger Bereich in Deutschland?
Hat man wirklich eine hohe Wahrscheinlichkeit eine Festanstellung zu kriegen?
Ich kenne hier nur die Informationen aus Wikipedia und von der Seite der Uni Düsseldorf, aber den Uni Seiten traue ich in der Regel nicht, was Zukunftsaussichten angeht, weil die ja schön blöd wären potentielle Studierende und damit Finanzgaranten zu verprellen, indem sie schreiben, dass der spätere Werdegang unsicher ist (meine Uni behauptet ja auch steif und Bein, dass man als Absolvent des Studiengangs Philosophie mit hoher Wahrscheinlichkeit Karriere macht).

So das war jetzt ein etwas länglicher Text und ich danke allen vielmals, die sich die Zeit genommen haben ihn durchzulesen. Es ist ein Thema, welches mich wirklich sehr belastet und ein Stück weit auch die Freude über das Physik Studium beeinträchtigt. Als ich in die Physik kam und das erste mal gesehen habe, wie ein elektrisches Kraftfeld als 1-Form ausgedrückt wird und welche tiefgehenden Zusammenhänge sich in der Natur verbergen, war ich unbeschreiblich glücklich (weshalb unter anderem auch Alternative 3 mein Favorit wäre). Allerdings macht es mir Angst in die Ungewissheit zu studieren. Und vielleicht bin ich auch ein wenig zu sehr dem Bologna/G8 Psychoterror verfallen, denn ich habe tatsächlich das Gefühl mit 23 schon alt zu sein auf dem Akademiker Arbeitsmarkt (wenn ich das volle Programm durchziehe und alles reibungsfrei verläuft (keine Klausuren verhauen, etwaige Promotion in 3 Jahren) bin ich immerhin mindestens 29 Jahre alt) Manchmal habe ich das Gefühl, dass Physik wie eine Droge ist, die einem zwar für den Moment ein absolut gutes Gefühl gibt, einen jedoch auch die Zukunft kosten kann unglücklich . Meine Kommilitonen schauen mich meistens schräg an, wenn ich mit ihnen über diese Themen spreche und äußere, dass ich nicht mein Leben lang an der Uni sein will (wobei ich da ohnehin speziell zu sein scheine: während die meisten die Anwendung des gelernten in der Astrophysik und in SciFi suchen, bin ich eher interessiert an der Anwendung in Materialien und Bauteilen oder mathematischer Modelle).

Vielleicht haben ja einige Menschen hier ähnliche Bedenken durchmachen müssen. Unter Umständen kennt ihr Leute, die einige meiner Pläne verfolgt haben und damit erfolgreich waren.
Ich bin dankbar für jeden Hinweis und jedes Wort, das mir ein wenig Licht in meine trübe Nacht der Verzweiflung bringt.

Liebe Grüße
Swingby-Theoretiker



Anmeldungsdatum: 20.11.2014
Beiträge: 38

Beitrag Swingby-Theoretiker Verfasst am: 25. Nov 2014 18:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
ich habe zwar noch keine direkte Erfahrung mit Arbeitsmarkt etc. für Physiker gemacht, aber ich habe mich dafür entschieden, ebenfalls ein Physikstudium anzufangen. Ich weiß, dass du eher von Leuten hören willst, die ihren Weg schon gemacht haben, aber ich habe momentan ähnliche Bedenken wie du.
Auch ich habe oft von Leuten gehört, die Physik studiert hatten und danach keinen Job fanden.

1. Ich würde mir über das Geschwätz anderer Leute nicht so viele Gedanken machen. Tu das was dir gefällt.

2. Ich habe den Eindruck, dass jedem verunsicherten Physikstudium-Interessieren nahegelegt wird, doch bitte einen Ingenieursstudiengang zu absolvieren. So, nun tun das alle aus übertriebener Furcht und in fünf Jahren gibt es so viele Ingenieure, dass die Nachfrage bei weitem übertroffen wird. Dann werden es die Ings genauso schwer haben.

3. Tu das was dir am meisten Spaß macht. Da dich sowieso Bauphysik, Molekülphysik und Materialwissenschaft eher interessiert, wäre denke ich, Ingenieur MaschBau etc. eh besser für dich.

4. Du möchtest in die industrielle Forschung und Entwicklung. Da gibt's einen Haufen Stellen. Sogar mit Spezialisierungen, die vllt etwas anwendungsferner sind.

5. Mach erstmal deinen Bachelor fertig. Dann kannst du immer noch auf den Arbeitsmarkt und Anforderungsprofile gucken und dann entscheiden, was das beste ist. Wie gesagt, ich habe die selben Befürchtungen, werde aber trotzdem ein Physikstudium beginnen (und hoffentlich abschließen).

LG
Jayk



Anmeldungsdatum: 22.08.2008
Beiträge: 1450

Beitrag Jayk Verfasst am: 25. Nov 2014 19:37    Titel: Antworten mit Zitat

Swingby-Theoretiker hat Folgendes geschrieben:
1. Ich würde mir über das Geschwätz anderer Leute nicht so viele Gedanken machen. Tu das was dir gefällt.


Zumal es eben wirklich schon viele Beiträge zum Thema gibt (hier und in anderen Foren) und wahrscheinlich dieselben Personen das selbe sagen werden wie immer.
StudentT



Anmeldungsdatum: 02.03.2009
Beiträge: 148

Beitrag StudentT Verfasst am: 28. Nov 2014 21:10    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo!

Physiker sind eben ausgebildete Generalisten. Sie alle müssen - früher oder später - beruflich ihre Nische finden, in der sie sich spezialisieren oder spezialisiert haben und damit ihre Brötchen verdienen. Das kann nach dem Bachelor sein, nach dem Master oder nach der Promotion. Ich kenne sogar habilitierte Physiker, die den Absprung erfolgreich geschafft haben. Das mit der Spezialisierung ist an der Uni so und überall anders auch (nur, dass an der Uni die Lehre den Weitblick fördert und das einseitige Abdriften in ein Spezialgebiet verhindern soll; manchen Dozenten merkt man allerdings an, dass es trotz Lehre nicht geklappt hat...). Also von daher schließe ich mich vorangegangen Aussagen an: mach das, was dich am meisten begeistert! Und sei gut darin! Dann findest du auch einen Job (in Deutschland). Auf der anderen Seite des Zauns scheint das Gras immer grüner zu sein, aber jedes Land hat neben seinen Vorteilen auch seine Nachteile, die man evtl. erst später feststellt.

Viele Grüße,
Markus
balance



Anmeldungsdatum: 14.11.2012
Beiträge: 125

Beitrag balance Verfasst am: 03. Jan 2015 20:14    Titel: Antworten mit Zitat

Hier mal ca. 80 Seiten Jobs als Physiker: (Halt speziell Schweiz, aber so als Ideenfinder sicher nicht schlecht) https://www.ethz.ch/content/dam/ethz/main/education/bachelor/physik/files/PHYS-2009-Job-Universum.pdf

Spontan würde ich sagen, dass Medizinphysiker sicher gute Chancen haben. Guck was dir Spass macht, nen Job kriegst du sicher irgendwo. Vor allem wenn du dich voll in ein Gebiet kniest.
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Off-Topic